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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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ein paar Vitamin-C-Tabletten gegeben und gemeint, wen n ma n lang e i n eine m abgeschlossene n Rau m sitz t und nich t genu g frisch e Luf t bekomm t – entschuldige n Sie, das interessiert Sie bestimmt nicht, aber über derlei Sachen hat si e of t gesprochen.«
    »Um ehrlich zu sein«, sagte der Wachtmeister, »ich hatt e a n Persönlichere s gedacht . Zu m Beispie l diese r Besu cher – hat sie Ihnen nicht von ihm erzählt, oder von anderen Männern?«
    »Nein... Sie hat nie über Männer geredet, höchstens ganz allgemein. Aber ... » »Aber was?«
    »Naja, es muß einen Mann in ihrem Leben gegeben haben, doch ich wußte nie ganz genau, ob sich das auf die Vergangenheit oder auf die Gegenwart bezog.«
    »Da s kling t nich t so , al s wär e e r jetz t noc h hier , wen n sie ihn nicht in ihrem Zimmer empfangen hat.«
    »Tja , si e is t natürlic h au f Reise n gegangen , abe r darüber hat sie immer in der Vergangenheitsform gesprochen, in einer Art, die nur schwer zu erklären ist. Sie hat nicht von einem Mann erzählt, wie gesagt, sondern von einer ande re n Frau.«
    »Auf die sie eifersüchtig war?«
    »Das ist noch zahm ausgedrückt. Sie hätten sie kennen müssen, dann hätten Sie es verstanden. Sie hatte immer diese ruhige, ironische Art, sich selbst und allem gegenüber. Sie konnte sehr bissig sein, irgendwie hart und doch sehr witzig. Ich kann mich nicht gut ausdrücken, aber wen n ic h sage , da ß ihr e größt e Sorg e ihr e Gesundhei t war – naja, offensichtlich war es ihr ernst damit, denn sie achtete sehr streng auf ihre Ernährung und nahm immer diese Gesundheitspillen – aber wenn sie darüber sprach, dan n klan g e s ga r nich t s o ernst . Vo n sic h selbs t un d allen anderen Dingen sprach sie immer auf distanzierte, ironische Weise. So wie ich sie beschreibe, klingt sie eher unsympathisch, aber das war sie wirklich nicht, obwohl Menschen , di e si e nich t gu t kannten , durchau s diese n Ein druc k gewinne n konnten.«
    Der Wachtmeister hatte zuvor schon mit einem Zimmermädchen und einem Kellner gesprochen, die beide diesen Eindruck gewonnen hatten, doch er sagte bloß: »Sie waren dabei, mir von ihrer Eifersucht zu erzählen.«
    »Genau. Wenn sie von dieser anderen Frau sprach – da zeigt e si e ausnahmsweis e echt e Gefühle . Si e bemüht e sich noch immer, an diesem ironischen Ton festzuhalten, aber es war klar, daß sich dahinter wirkliche Erregung verbarg. Manchmal hat sie wirklich schlimme Dinge gesagt. Sie stan d dan n kur z davor , völli g di e Beherrschun g z u verlie ren, aber es hat nie lange gedauert.«
    »Was hat sie denn so gesagt?«
    »Es war mehr oder weniger immer die gleiche Ge schichte . Di e ander e Fra u wa r anscheinen d älter , un d stän di g rit t si e darau f herum . Zu m Beispiel : ›Dies e blöd e Ku h ( ist acht Jahre älter als ich und säuft wie ein Loch. Das einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, daß sie vor mir sterben wird. Und ich weiß ganz genau: wenn sie nicht angeblich perfekt Englisch sprechen würde, dann hätte er si e keine s weitere n Blicke s gewürdigt. . . ‹ Dan n beka m sie sich wieder in den Griff und wechselte das Thema.«
    »Was hat sie damit gemeint – ›sie wird vor mir sterben‹? Klang es wie eine Drohung?«
    »Nein , überhaup t nicht . Si e schie n sic h ihre r Sach e bloß sehr sicher zu sein, mehr nicht. Ich hatte immer den Eindruck, daß die andere Frau der Grund war, weshalb sie so auf ihre Gesundheit achtete.«
    »Sie meinen, auf diese Art und Weise wollte sie sie überleben?« Die großen, ein wenig hervortretenden Augen des Wachtmeisters traten noch stärker hervor.
    »Sie hätten sie kennen müssen, um das zu verstehen«, wiederholt e de r Portie r ruhig . »Au f ihr e eigen e Weis e war sie eine sehr resolute Frau.«
    »Hmmh.« Der Wachtmeister dachte eine Weile darüber nach und sagte dann: »Aber wie es aussieht, hat sie’s nicht geschafft.«
    Eine gute Stunde später saßen er und der Hauptmann allein im geräumigeren Büro des Hoteldirektors und verglichen ihre Notizen.. Einmal abgesehen vom Nachtpor tier , Mari o Querci , wa r di e Tot e beim Hotelpersonal kaum bekannt und noch weniger beliebt gewesen.
    Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß es sich bei de m verschwundene n Gas t u m di e Fra u handelte , di e man aus dem Arno gefischt hatte; alle hatten sie auf dem Foto wiedererkannt . Wen n nieman d sic h gemelde t hatte , u m sie zu identifizieren, dann deshalb, weil der Hoteldirektor ehe r de

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