Tod im Moseltal
abgedriftet war. Da es in Luxemburg ein Bordellverbot gibt, hatte es sie auf die andere Seite der luxemburgisch-belgischen Grenze verschlagen. Nebenbei verdiente sich Bella mit ein paar Stammkunden in ihrer Wohnung noch ein nettes Zubrot. Ihm hatte die kollegiale Empfehlung eines solchen Kunden zunächst die Telefonnummer und jetzt das Date ermöglicht.
Die Aussicht auf den Sex mit Bella erregte ihn schon jetzt. Er würde sich zügeln müssen, damit er ihn lang genug genießen konnte. Wieder lachte er laut auf. Oder er würde einfach einen Schein drauflegen und ein zweites Mal mit ihr schlafen.
Nachdem er lange gebraucht hatte, um überhaupt bei Frauen zu landen, hatte sich herausgestellt, dass er im Bett zu außerordentlichen Leistungen fähig war. Eine große Befriedigung für sein Ego. Für manche seiner Verflossenen hatte das jedoch zu regelrechten Stresserscheinungen geführt, nicht wenige standen aber gerade darauf. Nun, wenn Bella ein Profi war, würde das für sie sicherlich kein Problem darstellen.
Er bog von der N12 nach Osten ab und folgte der menschenleeren Landstraße durch die Dunkelheit bis nach Atterbach. Ein verschlafenes Nest, aber groß genug, dass nicht jeder jeden kannte.
Es war schon erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit die Menschen in verschiedenen Staaten ihre Doppelmoral zur käuflichen Liebe auslebten. Luxemburg hatte Bordelle verboten, duldete aber dezentrale Wohnungsprostitution. Auf der einen Seite die Kriminalisierung, auf der anderen die altbewährten Hintertürchen, um den Druck im Kessel der sexuellen Begierden nicht zu groß werden zu lassen. Und wer es weniger konspirativ haben wollte, benötigte nur eine halbe Stunde, um bei den liberaleren Nachbarn in Deutschland und Belgien den Reiz verruchter Etablissements und leicht bekleideter Bardamen zu genießen. Im Mutterland von »Moulin Rouge« und »Le Chabanais« hingegen verstärkten sich die moralischen Fronten gegen die Beiles de Jours und drängten die französischen Prostituierten damit in den unkontrollierbaren Untergrund und in die Hände von Zuhältern und kriminellen Banden.
Er überlegte, bei wie vielen Angestellten von Banken und europäischen Verwaltungen er vom regelmäßigen Besuch im Rotlichtmilieu wusste, und musste bei dem Gedanken an eine Geschäftsreise grinsen, wo ebendiese Männer sich scheinbar furchtbar entsetzt gegenüber den unzweifelhaften Angeboten einzelner Damen in der exklusiven Hausbar des Hotels gezeigt hatten.
Er hatte dieses Versteckspiel nicht nötig. Natürlich ging er mit seinen Vorlieben für spezielle Liebesspiele nicht hausieren, aber in geeigneten Runden war der Austausch über die entsprechenden Möglichkeiten durchaus fruchtbar. Und der heutige Abend versprach ein besonderes Erlebnis: die weitere Erfüllung eines Jugendtraumes.
7
Trier; Montag, 1. November
In der Zentralen Kriminalinspektion Trier war wenig Betrieb. Die meisten Beamten waren an diesem verlängerten Wochenende daheim. Wegen des Mordes in Avelsbach war das Ermittlerteam zur Feiertagsbesetzung kurz hinzugekommen, doch nach der Besprechung hatte es sich wieder zerstreut. Reuter und Nicole Huth-Balzer waren zur Domäne gefahren, um die restlichen Nachbarn zu befragen und von den wenigen Zeugen noch detaillierte Aussagen zu erhalten. Steffen hatte den Chef von Thomas Steyn erreicht und mit ihm ein Gespräch in der Firma vereinbart. Paul Gerhardts wollte über Mittag kurz nach Hause und anschließend mit Christian Buhle den Tatverdächtigen verhören.
Buhle saß an seinem Schreibtisch und blickte abwesend auf die Pressemitteilung, die seine Dienststelle nach seinem Gespräch mit Präsident Hubert Monz, Staatsanwältin Klara Haupt und dem Dienststellenleiter, Kriminaldirektor Herbert Großmann, soeben herausgegeben hatte.
01.11.2010, 11:52 – Kriminaldirektion Trier
Trier, Unbekannte Frau tot aufgefunden -
Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus
Eine unbekannte Frau wurde am 31. Oktober in einem Anwesen im Ortsteil Kürenz tot aufgefunden. Der Hausbesitzer des Anwesens verständigte gegen Mittag die Polizei in Trier. Aufgrund der Spuren am Tatort gehen die Ermittler davon aus, dass die Frau im Alter zwischen 30 und 40 Jahren Opfer eines Tötungsdeliktes wurde. Beamte der Zentralen Kriminalinspektion Trier sind derzeit im Einsatz. Die Staatsanwaltschaft Trier ist eingeschaltet.
Wir bitten um Verständnis dafür, dass aus Ermittlungsgründen derzeit keine weiteren Auskünfte zum Sachverhalt gegeben
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