Tod im Schärengarten
geschlafen und seltsames Zeug vonHenrik geträumt. Im Traum saß er im Krankenhaus in seinem Büro, umringt von hübschen Krankenschwestern, während sie vergeblich versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Als sie aufwachte, saß ihr das Weinen in der Kehle, ihre Glieder waren schwer und sie fühlte sich überhaupt nicht ausgeruht. Sie zwang sich zu einer Tasse Tee und knabberte ein paar Skorpor, die sie in einer Dose fand. Der Kühlschrank war natürlich leer, aber das machte nichts. Sie hatte sowieso keinen Hunger.
Dann fuhr sie wieder zur Abteilung 6. Eva-Britt Svensson hatte offenbar ein weiches Herz, denn sie half ihr schließlich doch beim Kopieren, damit Nora irgendwann fertig wurde. Am Ende hatte Nora zwei Tragetaschen randvoll mit Papieren beisammen.
Jetzt standen die Taschen zu ihren Füßen im warmen Bus. Er war nur knapp halb voll, Nora hatte kein Problem gehabt, ganz hinten eine Bank für sich allein zu finden.
Sie fuhren von der Autobahn ab und am Golfklub Wermdö vorbei. Das sanfte Schaukeln des Busses machte Nora müde, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, war sie mit der Wange am Fenster eingeschlafen.
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Kapitel 70
Margit hatte zwei Becher Kaffee geholt und sich missmutig neben Thomas niedergelassen. Müde hielt sie ihm einen Plastikbecher hin und trank den anderen mit einem Zug halb aus. Thomas nahm ihr den Becher ab, obwohl er normalerweise keinen Automatenkaffee trank.
Es war Freitagnachmittag, und sie hatten schon seit Stunden alle Möglichkeiten hin und her gewälzt.
Sie hatten Martin Nyréns Angehörige vernommen, waren an seinem Arbeitsplatz gewesen und hatten mit seinen Kollegen gesprochen. Trotzdem traten sie auf der Stelle.
Ermittlungen festgefahren, lautete die heutige Schlagzeile der Boulevardpresse. Ein groß aufgemachter Artikel beschrieb eingehend, wie die Polizei mit ihrer Suche nach dem Täter gescheitert war. Eine Reihe sogenannter Experten kommentierte den Ermittlungsstand und die Arbeit der Polizei und wusste alles besser.
Margit zog eine Tüte Himbeerbonbons aus der Tasche.
»Willst du?«
Thomas schüttelte abwehrend den Kopf. Ihm ging es nicht so gut.
»Möchte mal wissen, wie lange es noch dauert, bis sie die Liste der Gespräche fertig haben, die Nyrén von seinem Handy aus geführt hat«, sagte Margit. »Wenn die Montag nicht hier ist, fahre ich zur Telefongesellschaft und hole sie persönlich ab.«
»Kalle sagt, dass es wahrscheinlich ein paar Tage länger als üblich dauert. Bei denen ist auch Urlaubszeit.«
»So ein verdammtes Pech, dass sein Handy kaputtgegangen ist. Sonst wäre es ein Leichtes gewesen, alle Nummern und SMS sicherzustellen.«
»Die Techniker meinten, sie könnten es reparieren.«
»Ja, aber das dauert mindestens eine Woche, wenn nicht zwei.«
Thomas warf Margit einen bekümmerten Blick zu. Sie brauchten einen Durchbruch bei den Ermittlungen, und zwar sofort.
»Was ist mit Nyréns Computer? Hast du was gehört, ob sie ihn schon geknackt haben?«
»Sie wollten sich melden, wenn sie so weit sind.«
»Das kann doch wohl nicht so schwer sein.«
Margit rutschte auf dem hellen Schreibtischstuhl ein Stück tiefer. Eine rosa Büroklammer auf dem Tisch musste als Blitzableiter herhalten. Zerstreut bog Margit sie auf und zu, bis sie zerbrach.
»Wie es aussieht, hat Carina nichts über Juliander und Nyrén herausgefunden«, fuhr sie fort. »Anscheinend gibt es zwischen ihnen keine geschäftlichen Verbindungen. Nyrén hat im Kammarkollegiet gearbeitet, die haben nichts mit Insolvenzen zu tun.«
»Sie waren beide Juristen. Vielleicht haben sie zusammen studiert? Sie waren fast gleichaltrig.«
»Kalle hat doch solche Sachen überprüft. Bisher ist nichts aus der Vergangenheit aufgetaucht, was uns weiterhilft.«
Margit schwieg eine Weile.
»Hältst du es für möglich, dass Nyrén was mit Julianders Frau hatte?«, sagte sie schließlich. »Sie hätte sicher ein bisschen Trost vertragen können, wenn ihr Mann sich anderweitig amüsiert.«
»Aber dafür hätte Juliander doch nicht erst umgebracht werden müssen.«
»Nein, wohl nicht.« Margit rutschte noch tiefer. »Die Mails an Diana Söder könnten trotzdem von Sylvia Juliander sein. Laut Carina sind sie von verschiedenen Internetcafés in der Stadt abgeschickt worden.«
»Das sagt gar nichts. Das Personal erinnert sich an keine bestimmte Person. Die Mails kann jeder geschickt haben.«
»Irgendwas haben wir übersehen«, seufzte Margit. »Aber was?«
Ihr Handy piepste kurz und
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