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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Wenn es geht, in deinen eigenen Fußspuren.«
    Magnusson nickte und ging rückwärts.
    »Was glaubst du, seit wann?«, fragte er.
    »Wir werden sehen«, antwortete Reyes. »Ich kann nur schätzen. Circa vierundzwanzig Stunden, denke ich. Kennst du sie?«
    Magnusson nickte. Erst war er sich nicht sicher gewesen. Als er sie zuletzt getroffen hatte, um sie über die Vorfälle in Lindbergs Wohnung zu befragen, war ihm ihr facettenreiches Mienenspiel aufgefallen.
    Doch jetzt lag sie stumm zwischen schwarzen Müllsäcken in einem baufälligen Schuppen. Ihr Gesicht wirkte im Halbdunkel des Schuppens bläulich, die aufgerissenen Augen wirkten durch die geplatzten Blutgefäße schwarz. Ihr Gesicht war grotesk aufgequollen, und die Zunge trat zwischen den dunkelblauen Lippen hervor. Die Schlinge lag ihr fest zugezogen um den Hals.
    »Das ist Anneli Holm«, sagte er. »Lindbergs Freundin.«
    »Ach?«, sagte Reyes. »Dann wissen wir zumindest über ihren Verbleib Bescheid. Hattest du das schon erwartet?«
    Magnusson antwortete nicht, wandte sich ab und starrte auf den Bach hinunter, der an der Tannenschonung entlangfloss.
    Jetzt handelte es sich eher um einen verschlammten Graben, das Wasser bewegte sich kaum. Die Regenfälle der letzten Tage hatten den Wasserspiegel ansteigen lassen und ein paar trübe, dunkle Tümpel gebildet, die ihn an Anneli Holms Augen erinnerten.
    Er war nicht besonders sensibel und hatte in vergleichbaren Situationen seine Gefühle stets unter Kontrolle. Normalerweise arbeitete er zielstrebig und ausdauernd, ohne an die Betroffenen allzu viele Gedanken zu verschwenden. Bei Anneli Holm fiel ihm das jedoch schwer, da er das lebendige Gesicht vor wenigen Tagen noch vor sich gesehen hatte. Eine ohnmächtige Wut stieg in ihm auf, und er musste tief einatmen, um sich zu beherrschen.
    Er dachte nach. Erdrosselungen geschahen meist aus dem Affekt heraus. War das auch hier der Fall? Hatte ihr der Täter nahe gestanden? War Lindberg derjenige, nach dem sie suchen mussten? Und was war mit Bellander? Inwiefern war er beteiligt? Welche Rolle spielte er in diesem Drama?
    Er schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, nur zu spekulieren. Sie mussten die beiden finden. Lindberg und Bellander und auch Katja Walter, vorzugsweise lebend.
    »Gibst du Bescheid?«, sagte er zu Reyes.
    Dann machte er eine Runde um das Haus. Vor dem Küchenfenster stellte er sich auf die Zehenspitzen und warf einen Blick hinein. Dann ging er zum nächsten Fenster. Es gehörte zu einem kleinen Schlafzimmer. Er ließ seinen Blick schweifen. Er schnappte nach Luft und kehrte wieder zum Schuppen zurück. Reyes, der gerade mit seinem Handy telefonierte, verstummte und sah ihn fragend an.
    »Da ist noch jemand im Haus«, keuchte Magnusson.
     
    Lasse Henning stand mit einem Knäckebrot in der Hand vor dem Kühlschrank und starrte auf die Leberpastete. Dann griff er mit düsterer Miene nach dem fettarmen Schmelzkäse, stieß die Kühlschranktür zu und setzte sich an den Küchentisch. Er trank auch nur noch Wasser mit Zitrone oder fettarme Milch. Bier gab es nur zu festlichen Anlässen, die sich laut Gisela seltsam häuften.
    Er warf einen raschen Blick auf seinen Bauch und fragte sich, was es eigentlich für einen Sinn hatte, sich zu quälen. Vor einem halben Jahr hatte die kritische Grenze noch bei 110 Kilo gelegen, jetzt war er schon froh, wenn der Zeiger der Waage diesseits der 115 innehielt.
    Seufzend strich er den fettarmen Käse auf das Knäckebrot.
    Ziemlich dick. Dann goss er sich Zitronenwasser ein, hob das Glas und trank auf sein eigenes Wohl.
    Er musste sich wieder mehr bewegen. Trainieren. Spazieren gehen. Egal was. Er hatte Zeit. Überstunden machte er so gut wie keine mehr, umging sie, wo er nur konnte. Obwohl er wusste, dass ihn das unbeliebt machte. Und was Arbeit betraf, legte er sich auch nicht sonderlich ins Zeug.
    In gewisser Weise hatte Johnny Recht, dachte er. Er langweilte sich. Er sah in seiner Tätigkeit keinen Sinn mehr. Er war eine verdammt kleine Ameise in einem riesigen Ameisenstaat, der es verleidet war, das Ihrige zu tun. Aber es ging nicht nur um die Arbeit. Da war noch etwas anderes, was sich nicht recht in Worte fassen ließ. Eine Unsicherheit, vielleicht. Eine fast allgegenwärtige Unsicherheit. Als sei er zum Stillstand gekommen und wüsste nicht mehr, in welcher Richtung es weiterging. Er musste sich eingestehen, dass diese Vorstellung ihm Angst machte. Er hatte sich nie eine Schwäche erlaubt.
    Nicht einmal die

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