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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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über
     meinen Tanz sprechen.«
    Sie ging langsam zu den
     Bildern hinüber, die an der Wand lehnten, nahm sich Zeit für die
     Betrachtung. »Das hier ist interessant«, sagte sie schließlich.
     Sie war vor dem Bild von Wegners Elternhaus stehen geblieben.
    »Das hat dem Jungen
     auch gefallen«, meinte er und trat hinter sie. »Dort habe ich
     früher gewohnt.«
    »Und sind nicht
     besonders glücklich gewesen«, ergänzte Thea.
    Er sah sie überrascht
     an. »Sie kommen der Sache ziemlich nahe. Ich fühlte mich oft
     eingeengt, obwohl das Haus recht groß war. Aber zu klein für
     einen Träumer wie mich.«
    »Sie wirken gar nicht
     wie ein Träumer.«
    »Als Kind bin ich ständig
     gegen Türen und Schränke gelaufen, weil ich auf irgendeiner
     Wolke schwebte.«
    »Und was waren Ihre Träume?«,
     fragte sie. »In ferne Länder reisen? Edle Jungfrauen
     verteidigen? Am Amazonas die Piranhas erforschen?«
    Wegner schüttelte den
     Kopf. »Reisen schon. Vor allem aber habe ich davon geträumt,
     ein tapferer Soldat zu werden, der sein Vaterland verteidigt.«
    Sie zündete sich eine
     Zigarette an, bevor er ihr Feuer geben konnte. »Das überrascht
     mich wirklich. Sie machen so gar keinen militärischen Eindruck.«
    Wegner wandte sich ein wenig
     ab. »Mein Vater hat siebzig/ einundsiebzig in Frankreich gekämpft.
     Im großen, ruhmreichen Krieg. Es war der absolute Höhepunkt
     seines Lebens. Von diesen Erinnerungen hat er bis zu seinem Tod gezehrt.«
     Seine Stimme klang bitter, als er sie wieder anschaute. »Als Junge
     haben mich seine Geschichten vom gewonnenen Krieg begeistert. Uniformen,
     Heldenmut, jubelnde Mädchen mit Blumen am Straßenrand. Als ich
     selbst Soldat wurde, wäre ich am liebsten nach zwei Wochen
     desertiert.«
    »Und das hat Ihr Vater
     nicht verstanden?«
    Wegner schüttelte den
     Kopf. »Keine Spur von Heldentum. Nur Dreck, Blut und
     grauenerregender Lärm, zerfetzte menschliche Körper, stinkende
     Gasschwaden und Kraterlandschaften mit roten Pfützen. Genau so habe
     ich es ihm geschildert. Er konnte es nicht hinnehmen. Mein Vater hat bis
     zu seinem Tod kein Wort mehr mit mir gesprochen.« Er machte eine
     Bewegung, als verscheuchte er die Erinnerung. »Wollen wir beginnen?«
    *
    Die Villa in Dahlem war hell
     erleuchtet. Der Qualm der Pfeifen und Zigarren hing wie eine graue Wolke
     über dem Billardtisch, an dem niemand spielte. Die Herren saßen
     bequem in Ledersesseln und pafften vor sich hin, auf dem Tischchen
     zwischen sich eine Karaffe mit altem Weinbrand.
    Ulrich von Mühl lachte
     auf, beugte sich vor und klopfte seine Zigarre am Aschenbecher ab. Dann
     deutete er mit ihr wie mit einer Waffe auf seinen Freund. »Jetzt mal
     im Ernst, vom Hofe, was soll das nun wieder für ein Verein sein?
     NSDAP-Versammlungsschutz, für wen halten die sich eigentlich? Das
     sind doch ordinäre Schläger, die können Sie höchstens
     als Rausschmeißer vor einen Bierkeller stellen. Weshalb gibt sich
     ein verdienter Mann wie Ehrhardt bloß mit solchen Leuten ab?«
    »Und dann dieser Röhm,
     ich bitte Sie«, entgegnete vom Hofe nickend. »Er mag tapfer im
     Feld gewesen sein, aber mit solchen Leuten kann man doch keine Politik
     machen. Ich halte ohnehin nicht viel von dieser neuen Partei und ihrem
     österreichischen Gefreiten. Die werden verlöschen wie meine
     Pfeife hier.« Er riss ein Streichholz an, hielt es an den Tabak und
     sog heftig, bevor er das verbrannte Streichholz in den Aschenbecher warf.
    Meinhard von Strutwitz schüttelte
     zweifelnd den Kopf. »Ich weiß nicht, ob man vorsichtige
     Kontakte von vornherein ausschließen sollte. Die Gegenseite ist
     stark, die Bürgerlichen könnten glatt von den Bolschewisten
     zerrieben werden. Wenn die Inflation noch zunimmt und Chaos ausbricht,
     rennen die Leute zu denen, die ihnen Brot versprechen. Und das waren schon
     immer die Roten.«
    »Gewiss«,
     antwortete vom Hofe. »Aber der Feind hat uns lange genug gedemütigt.
     Ich werde mich nicht selbst erniedrigen, indem ich mich mit Gesindel und
     Abschaum einlasse. Für mich sind solche Kontakte ausgeschlossen.«
    »Sehr bedauerlich, dass
     wir heute Abend in so kleinem Kreis zusammengekommen sind, ich hätte
     gern noch weitere Meinungen gehört. Andererseits war mit von Bauditz
     alles abgestimmt«, sagte von Mühl. »Nun sollten wir Herrn
     Oswald nicht länger warten lassen; was die Beschaffung angeht, war ja
     alles abgesprochen.«
    Die anderen nickten, worauf
     sich von

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