Tod in Blau
handelt. Ich verstehe mein Handwerk, Herr Wechsler.«
»Daran zweifle ich
nicht«, sagte Leo rasch.
»Bei schweren
Verbrennungen, die hauptsächlich auf den menschlichen Körper
beschränkt sind, liegt diese Vermutung natürlich nahe.«
»Zudem dürften in
einem Maleratelier brennbare Flüssigkeiten wie Terpentin und Leinöl
vorhanden sein«, bemerkte Leo. »Andererseits kann es sich
ebenso gut um einen Unglücksfall handeln, für den wir, wie Sie
wissen, nicht zuständig sind.«
Der Brandoberinspektor
beachtete den Einwand gar nicht. »Brennbare Flüssigkeiten sind
in der Tat vorhanden. Leinöl ist sogar selbstentzündlich, wenn
es nicht fachgerecht gelagert wird. Das gilt jedoch vor allem, wenn es mit
Sägemehl oder Stoffresten in Berührung kommt, was in diesem Raum
nicht der Fall gewesen sein dürfte.«
»Auszuschließen
ist eine Selbstentzündung aber nicht, oder?«
»Nein, das nicht.«
Erichsen sah die Kripobeamten argwöhnisch an. »Ich habe den
Eindruck, Sie wollen den Fall nicht übernehmen. Wie Sie wissen, ist
es meine Pflicht, fragwürdige Brandfälle zu melden.«
»Verzeihung, so war das
nicht gemeint«, sagte Leo höflich. »Ich möchte uns
allen nur unnötige Mühe ersparen. Andererseits sind Sie ein
erfahrener Fachmann, und ich verlasse mich selbst gern auf meinen
Instinkt. Dürfte ich kurz telefonieren?«
Erichsen deutete auf den
Apparat. Leo ließ sich mit dem Morddezernat verbinden. »Hier
Wechsler, Fräulein Meinelt«, sagte er zu seiner Sekretärin,
»schicken Sie bitte Stahnke und Berns zu der folgenden Adresse, mit
der ganzen Ausrüstung, dazu den Fotografen und eine Stenotypistin fürs
Protokoll. Danke.« Er hängte ein. »Herr Erichsen, wir möchten
uns jetzt den Brandort ansehen.«
Der Brandoberinspektor begann
sich schwerfällig zu erheben, sein Körpergewicht schien ihn auf
dem Stuhl niederzuhalten. Leo deutete auf die Akte. »Die würde
ich gern mitnehmen.«
»Selbstverständlich.«
Als Erichsen ihnen die Akte hinschob und sich beim Aufstehen mit beiden Händen
auf die Schreibtischplatte stützte, bemerkte Walther den Gehstock,
der am Stuhl lehnte, und stieß Leo unauffällig an.
»Verzeihung, ich wusste
nicht -«
»Schon gut, Herr
Wechsler, ich lasse mir ungern anmerken, dass ich gehbehindert bin. Ein
Berufsunfall vor vielen Jahren, seither sitze ich öfter im Büro,
als mir lieb ist.« Der Mann schien plötzlich aufzutauen.
»Allerdings kann ich eine gewisse Eitelkeit nicht verhehlen. Daher
gelte ich lieber als unhöflich und bleibe sitzen, wenn Besucher mein
Büro betreten.« Er lächelte verschmitzt. »Ich hoffe,
Sie haben ein bequemes Automobil dabei. Oder sind Sie mit der Elektrischen
gekommen?«
»Keine Sorge, es steht
gleich vor der Tür.« Leo und Walther ließen dem
Brandoberinspektor den Vortritt und passten ihren Schritt seinem
unbeholfenen Gang an.
»Natürlich könnte
ich mich pensionieren lassen, aber die Arbeit hält mich am Leben«,
bemerkte Erichsen. »Seit meine Frau gestorben ist, bin ich nicht
mehr gern zu Hause.«
»Das kann ich verstehen«,
sagte Leo, und der ältere Mann sah ihn überrascht an, weil in
seiner Stimme echtes Gefühl mitschwang.
Von Malchow saß mit
Rohde und Härtung im Besprechungszimmer.
»Sie sollten es nicht
als Degradierung betrachten«, hatte Theodor von Fritzsche gesagt,
als von Malchow sich über die Versetzung beschwerte. »Sobald
wir Leute verfügbar haben, werden Sie wieder der Inspektion A
zugeteilt. Aber die Arbeitslast der Inspektion D ist zurzeit ungeheuer
hoch, Dr. Clauditz sagt, sie schaffen die vielen Betrugsfälle nicht
allein. Die Presse sitzt uns im Nacken, wir müssen reagieren. Sie
sind ein fähiger Mann, von Malchow, der einen kühlen Kopf
bewahrt. Außerdem sind einige Fälle so spektakulär, dass
sich damit durchaus Ruhm ernten lässt.« Von Malchow hatte sich
mit so viel Anstand, wie er aufbringen konnte, in sein Schicksal gefügt.
Rohde räusperte sich.
»Es geht um einen Geschäftsmann, den wir seit längerem
umfangreicher Schiebereien mit Wertgegenständen verdächtigen.
Wir vermuten, dass er Kontakte in höchste Kreise unterhält, auch
von Waffengeschäften ist die Rede. Bislang konnten wir ihm allerdings
nichts nachweisen.«
Sie teilten die Schichten für
die Beschattung des Verdächtigen ein. Von Malchow war bemüht,
sich nicht anmerken zu lassen, dass er die Arbeit in
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