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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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unbedingt ein Kind, das
     hatte er schon öfter erwähnt. Er selbst war dagegen, weil er
     einfach nicht Vater werden wollte. Es gibt solche Männer, Frauen
     übrigens auch. Die keine Kinder wollen, meine ich.«
    »Und?«, fragte
     Leo nach.
    »Na ja, eine Zeit lang
     hat sie wohl so getan, als hätte sie sich mit ihrer kinderlosen Ehe
     abgefunden. Doch dann fing sie auf einmal an, von Adoption zu sprechen.
     Wegner wehrte sich auch diesmal, weil es für ihn keinen Unterschied
     bedeutet hätte. Kind in der Wohnung, Unruhe, Gebundenheit,
     finanzielle Verantwortung. All das, was nicht in sein Leben passte.«
    Leo überlegte. Allmählich
     gewann Wegner für ihn an Kontur. Ein interessanter, liebenswürdiger
     Mann, beliebt bei Freunden und Kollegen, erfolgreich bei Frauen, über
     den die meisten nur Gutes zu sagen hatten. Wäre da nicht seine eigene
     Frau gewesen. Schon bei der ersten Befragung hatte sie anklingen lassen,
     dass es einen Riss in ihrer Ehe gegeben hatte, eine Kluft, die aus der
     Verschiedenheit der Charaktere und Interessen rührte. Doch warum
     hatte sie sich nicht scheiden lassen, wenn sie unglücklich mit ihm
     war? Angst vor der Einsamkeit, finanzielle Abhängigkeit, eine starke
     sexuelle Bindung, alles war denkbar. Doch der übergroße Wunsch
     nach einem Kind, notfalls auch durch Adoption, brachte eine neue Note ins
     Spiel.
    »Hatte sie sich damit
     abgefunden, dass er es nicht wollte?«, fragte Leo.
    Mutter Freese klopfte die
     Asche von ihrer Zigarre. »Vor einigen Wochen kam er abends her und
     war sehr schlechter Laune. Das passte gar nicht zu ihm, also hab ich
     nachgefragt. Worauf er ziemlich kurz angebunden meinte, seine Frau lasse
     ihm einfach keine Ruhe. Womit, hat er nicht gesagt. Womöglich meinte
     er die Sache mit der Adoption.«
    Leo stand auf. »Vielen
     Dank, Frau Freese. Würden Sie diese Aussage auch beeiden?«
    »Natürlich. Ich
     stehe zu meinem Wort.« Sie verabschiedete ihn mit einem herzhaften Händedruck.
     »Finden Sie heraus, wer das getan hat. So etwas hat der Wegner nicht
     verdient. Außerdem war er mein Stammgast.«
    *
    Auf dem Heimweg war Leo mit
     sich zufrieden. Er sah auf die Uhr, als er in die Elektrische stieg. Ilse
     war sicher schon zu Hause. Hoffentlich gut gelaunt. Und ihm war, als hätte
     sich an diesem Wochenende auch für ihn etwas unwiderruflich verändert.

 
    17
    Am Montagmorgen war Leo
     zeitig im Büro. Es gab viel zu erledigen. Sie mussten den Hinweisen
     aus der »Palette« nachgehen, und ein weiterer Besuch bei Paul
     Görlich stand an. Er wunderte sich, als das Telefon klingelte und Fräulein
     Meinelt einen Anruf von Thea Pabst ankündigte.
    »Hier Wechsler, guten
     Morgen, Fräulein Pabst.« Er hätte nie gedacht, dass Künstler
     so früh aufstanden.
    »Ich bin so froh, dass
     ich endlich mein Bild habe, und dachte, ich rufe kurz an, um Ihnen
     Bescheid zu geben. Die Sache hat sich also erledigt.«
    Leo griff nach Stift und
     Zettel. »Augenblick mal, wie sind Sie denn an das Bild gekommen?«
    »Ich war bei Frau
     Wegner und habe ganz vernünftig mit ihr gesprochen. Sie hat es mir
     verkauft, da es ohnehin nur unangenehme Erinnerungen in ihr weckt.«
    »Verkauft?«,
     fragte Leo überrascht, als er an die Zeugenaussage über den
     Streit im Treppenhaus dachte.
    »Ja, Arnold wollte es
     mir wohl schenken, auch wenn er es mir gegenüber nie erwähnt hat«,
     sagte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Sie haben
     deswegen gestritten. Aber Frau Wegner kann das Geld gut gebrauchen, wegen
     des Kindes und so weiter. Und ich war ohnehin davon ausgegangen, dass ich
     es kaufen müsste.«
    »Nicht so schnell, Fräulein
     Pabst«, warf Leo ein. »Von welchem Kind sprechen Sie?«
     Er stenographierte hastig mit.
    »Frau Wegner hat erzählt,
     sie möchte ein Kind adoptieren. Wahrscheinlich ist sie einsam, jetzt
     wo Arnold tot ist.«
    »Hat sie sich näher
     dazu geäußert?«
    »Nein, sie erwähnte
     es nur kurz, schien aber sehr glücklich darüber zu sein. Mehr
     kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Leo schob den Notizblock
     beiseite. »Jedenfalls danke ich Ihnen, Fräulein Pabst. Auf
     Wiederhören.« Er hängte ein.
    Erst Mutter Freese und nun
     dieser Anruf, das konnte kein Zufall sein. Sobald Robert kam, würde
     er ihn losschicken, damit er Erkundigungen zum Adoptionsrecht einzog. Wenn
     es nun ein Motiv jenseits' von Eifersucht und Habgier gegeben hatte?
    Leo wollte gerade aufstehen
     und im Vorzimmer nach Robert fragen,

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