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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Wirkung jedenfalls ist reizend.»
    Jane Grey lachte und stand auf.
    «Sie werden mir noch den Kopf verdrehen, Monsieur Poirot. Gute Nacht, und Dank für die Einladung. Wenn Norman wegen Erpressung im Gefängnis sitzt, sind Sie zu einer neuen verpflichtet.»
    Ein Schatten glitt über Norman Gales Gesicht…
    Als Hercule Poirot eine halbe Stunde später heimkehrte, schloss er ein Schubfach auf, dem er eine Liste mit elf Namen entnahm. Vier dieser Namen versah er mit einem kleinen Vermerk. Dann nickte er ein paarmal versonnen.
    «Ich glaube, ich weiß es», murmelte er. «Doch ich muss meiner Sache sicher sein. Also weiter!»

 
17
     
    Henry Mitchell nahm gerade vor einem Teller mit Bratwurst und Kartoffelbrei Platz, als sich ein Besucher einstellte, in dem er überrascht den schnurrbärtigen Herrn erkannte, der jenen verhängnisvollen Flug über den Kanal mitgemacht hatte. Hercule Poirot gab sich sehr leutselig. Er bestand darauf, dass Mr Mitchell sich in seinem Mittagessen nicht stören lasse, zollte Mrs Mitchell, die ihn mit offenem Mund anstarrte, ein anmutiges Kompliment und sank dann etwas erschöpft – denn es sei für die Jahreszeit sehr warm, wie er feststellte – in einen Lehnstuhl. Nach weiteren Bemerkungen über das Wetter kam er dann allmählich auf den Grund seines Besuchs zu sprechen.
    «Scotland Yard ist, fürchte ich, bei der Untersuchung dieses Falles an einem toten Punkt angelangt», warf er so nebenbei hin.
    «Kein Wunder, Sir», erwiderte der Steward. «Wenn keiner von den Mitreisenden im Flugzeug etwas gesehen hat, wie sollen dann andere hinterher was herausfinden?»
    «Nächtelang hat Henry wegen dieser Sache nicht schlafen können», schaltete seine Frau sich ein, woraufhin Mitchell erklärend ergänzte:
    «Ich hatte zuerst Angst, ich könnte meine Stellung verlieren. Doch die Gesellschaft hat sich sehr anständig benommen und gibt zu, dass mich keine Schuld trifft.»
    «Selbstverständlich trifft dich keine Schuld», bekräftigte die dralle Mrs Mitchell.
    «Nun, man hätte mir einen Strick daraus drehen können, dass ich den Tod der Dame nicht früher bemerkte, Ruth. Wenn ich versucht hätte, sie aufzuwecken, als ich bei den übrigen Gästen kassierte…»
    «… so wäre damit auch wenig geändert worden», unterbrach Hercule Poirot ihn. «Der Tod ist nach Ansicht der Sachverständigen auf der Stelle eingetreten.»
    «Trotzdem lastet die Sache auf mir. Jedes Mal, wenn ich mich zum Dienst begebe, habe ich Beklemmungen. Und dann der Herr von Scotland Yard, Sir, der mich immer und immer wieder fragt, ob sich während des Fluges nichts Ungewöhnliches ereignet hätte! Da wird man ja das Gefühl nicht los, als ob man was vergessen haben müsste. Dabei verlief der Flug ereignislos, bis… bis das Schreckliche geschah.»
    «Blasrohre und vergiftete Pfeile – heidnisch nenne ich das!», entrüstete sich Mitchells Gattin.
    «Sie haben Recht», sagte Poirot, als habe ihre Bemerkung großen Eindruck auf ihn gemacht. «Ein englischer Mord wird nicht auf diese Weise begangen.»
    «Bestimmt nicht, Sir.»
    «Ich vermag beinahe zu erraten, aus welchem Teil Englands Sie stammen, Mrs Mitchell.» Monsieur Poirot war bestrickend.
    «Aus Dorset, Sir. Nicht weit von Birdgesport. Dort bin ich zuhause.»
    «Eine reizende Gegend, Mrs Mitchell.»
    «Ja. London hält keinen Vergleich damit aus. Meine Familie ist schon über zweihundert Jahre in Dorset ansässig; es ist mir also sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen.»
    «Wie könnte es anders sein!» Jetzt wandte sich der Belgier wieder an Mitchell. «Eins möchte ich Sie noch gern fragen.»
    Das Gesicht des Mannes verdüsterte sich.
    «Ich habe alles, was ich weiß, gesagt, Sir. Wahrhaftig.»
    «Ja, ja. Es handelt sich auch nur um eine Kleinigkeit: War vielleicht irgendetwas auf Madame Giselles Tablett in Unordnung?»
    «Sie meinen, als ich sie tot fand?»
    «Ja. Die Löffel und Gabeln, das Salzfass oder dergleichen.»
    «Nein. Bis auf die Kaffeetassen war außerdem alles abgeräumt. Wenn etwas Verdächtiges da gewesen wäre, hätte es die Polizei bemerkt; sie hat das Flugzeug ja bis zum letzten Winkel durchsucht.»
    «Nun, es ist auch nicht wichtig. Gelegentlich werde ich Ihren Kollegen Davis mal fragen.»
    «Er hat jetzt Dienst auf den Frühflügen, Sir.»
    «Ist ihm die Sache auch so nahe gegangen?»
    Mitchell zuckte die Achseln. «Die Jugend, Sir, nimmt alles leichter. Und vielleicht gefällt es ihm sogar, wenn die Leute ihn zu einem Gläschen einladen

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