Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
aufgebracht.
    Christoph hatte die Doppelgarage erreicht. In der von
außen nicht einsehbaren Ecke stand der Trolley mit der Golftasche, die er
damals gesehen hatte.
    »Sie spielen Golf, Herr von Dirschau«, stellte er
fest.
    »Das haben Sie mich schon einmal gefragt. Was geht Sie
das an?«, gab der Gutsherr zurück. »Ich habe Sie aufgefordert, umgehend mein
Grundstück zu verlassen.«
    Situationen dieser Art konnte und wollte sich Große
Jäger nicht entgehen lassen. Fast genüsslich klärte von Dirschau er in
süffisantem Ton auf.
    »Das machen wir sofort. Aber Sie haben die Wahl,
entweder jetzt augenblicklich mit uns zu unserer Dienststelle nach Husum zur
Zeugenvernehmung mitzukommen oder vor den Augen des ganzen Dorfes durch unsere
uniformierten Kollegen, die ich sofort herbeirufe, in unser Büro eskortiert zu
werden.«
    Von Dirschau schnappte nach Luft. Zum ersten Mal
zeigte er Unsicherheit. »Das dürfen Sie nicht!«
    Langsam, ganz gedehnt, tropfte jeder Buchstabe über
Große Jägers Lippen: »Doch!«
    »Ich werde meinen Anwalt anrufen.«
    »Das dürfen Sie gleich als Allererstes von unserm Büro
aus.« Christoph hatte sich wieder in den Dialog eingeschaltet.
    Wenn er vielleicht auch kein guter Spieler war, so war
bei von Dirschau in dieser Runde die Erkenntnis gereift, dass er mit seinem
Blatt besser aussteigen sollte.
    »Also gut, was wollen Sie noch wissen?«
    Christoph stand immer noch vor der Golftasche. Er
wiederholte seine Frage. »Sie spielen Golf?«
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, welches Handicap Sie haben?«
    Von Dirschau sah Christoph an. Er war durch die
vorhergehende Entwicklung des Gesprächs noch so irritiert, dass er es entgegen
seiner Gewohnheit unterließ, nach dem Sinn dieser Frage zu suchen.
    »Ich habe Handicap acht Komma zwei«, entgegnete er
matt.
    Christoph schnalzte mit der Zunge. »Das ist aber sehr
gut.«
    Von Dirschau zuckte nur mit den Schultern.
    »Spielt hier sonst noch jemand Golf?«, wollte
Christoph wissen. »Ihr Sohn etwa?«
    »Ja!«
    »Was ja?« Diese Zwischenfrage kam in grober Tonlage
von Große Jäger.
    »Mein Sohn spielt auch Golf.«
    Von Dirschau hatte sich ein sauber gebügeltes
Taschentuch aus der Hose geangelt und schnäuzte sich mit einer Hand die Nase.
    »Aber mein Sohn hat seine sportlichen Ambitionen schon
seit langem in den Süden verlegt. Seit den Semesterferien waren wir nicht mehr
zusammen auf dem Golfplatz. Er hat auch seine gesamte Ausrüstung mit nach
Freiburg genommen.«
    Christoph hatte währenddessen die Golftasche in
Augenschein genommen.
    Es war ein schweres Lederbag mit Seitentaschen für das
erforderliche Zubehör. Am oberen Rand steckten in kleinen Lederschlaufen noch
einige Holztees, deren schmutzige Enden vom Einsatz auf dem Golfplatz zeugten.
    Aus der Tasche ragten oben die Schlägerköpfe hervor,
vier davon mit Wollkappen abgedeckt. Aus der Länge der Schläger konnte man
schließen, dass es sich bei dreien um Hölzer handelte, während der vierte, mit
einer Kappe versehene Schläger vermutlich ein Putter war. Neben drei Wedges
befanden sich noch sechs Eisen in der Golftasche.
    Christoph beugte sich über die Golftasche, ohne sie zu
berühren. Aufmerksam besah er sich den Mix unterschiedlicher Schläger.
    Von Dirschau stand jetzt vor der Garage, die Dogge
immer noch straff am Halsband haltend. Sein Gesicht war rot angelaufen, es
bebte vor Zorn.
    »Sie sind ein ambitionierter Golfspieler, Herr von
Dirschau.« Christoph sah dem Gutsbesitzer fest in die Augen. »Das ist unschwer
nicht nur an Ihrem Handicap, sondern auch an der Zusammenstellung Ihres Sets an
Golfschlägern zu erkennen.« Christoph legte eine kurze Pause ein und
beobachtete sein Gegenüber. »Können Sie mir erklären, wieso Sie bei diesen
Voraussetzungen nur mit dreizehn Schlägern in Ihrer Tasche spielen, wo vierzehn
erlaubt sind?«
    Von Dirschau unternahm nicht einmal den Versuch,
äußere Gelassenheit an den Tag zu legen.
    »Es steht nirgendwo geschrieben, dass man im Golf mit
der maximal zulässigen Anzahl von Schlägern auf die Runde gehen muss.« Sein
Atem ging stoßweise.
    Christoph wippte ganz leicht auf den Zehenspitzen, um
dem hoch gewachsenen Mann beim Blick in die Augen etwas näher zu kommen.
    »Sie werden aber trotzdem erklären müssen, weshalb Sie
bei der ausgewogenen Auswahl an Schlägern ausgerechnet auf das Eisen sieben
verzichten. Dieses fehlt nämlich in Ihrer Tasche. Kein vernunftbegabter
Golfspieler mit Ihrer Spielstärke und bei Ihren Voraussetzungen geht ohne

Weitere Kostenlose Bücher