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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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weggegangen, wenn sie sich nicht so benommen hätte. Die hat bekommen, was sie verdiente, und ob sie lebt oder stirbt, ist für mich eins. Das habe ich denen da oben gesagt, und Ihnen sage ich dasselbe. Kein Deutscher setzt je wieder einen Fuß in mein Haus. Soll Gott ihnen vergeben, ich werde es nie tun!‹ Ich fuhr weiter und dachte natürlich an diese schreckliche Nacht und Signora Moretti, die hatte zusehen müssen, wie ihr eigener Sohn in ihrer eigenen Küche ermordet wurde, und ich überlegte, ob solche Wunden je verheilen. Ich verstand ihre Bitterkeit gut, aber erst als ich den Hügel erreicht hatte und die Gärten der Villa betrat, erfaßte ich die wahre Bedeutung ihrer Worte.«
    7
    Ich parkte meinen Wagen vor dem Haupttor, ging zu Fuß die Auffahrt hinauf und sah zur Balustrade am Dach hoch, wo die Terrakotta-Urnen sich gegen den blauen Himmel abhoben. Die ockerfarbene Fassade des Gebäudes war ein bißchen verwittert, aber der Krieg hatte sie unversehrt gelassen, und die dunklen Zypressen zu beiden Seiten standen reglos in der Abendsonne, die ein rosig-goldenes Licht auf ihre Spitzen warf. Ich habe in schönen alten Gebäuden, die Jahrhunderte überdauert haben, immer etwas Tröstliches gesehen. Der Krieg, der in meinem Leben eine so einschneidende Rolle gespielt hatte, war für dieses Haus nur einer von vielen Zwischenfällen. Rechts und links von mir lag ein französischer Garten mit verwitterten Statuen zwischen ordentlichen, niedrigen Hecken und gemähten Rasenflächen, kleine Vögel hüpften auf der Suche nach ihrer Abendmahlzeit zwitschernd umher.
    Vor dem Haupteingang der Villa liegt ein weitläufiger, kiesbedeckter Platz mit riesigen roten Blumenkübeln rundum. Um diese Jahreszeit quollen sie förmlich über von Blumen, meist großen, roten Geranien, aber ich sah auch zwei Zitronenbäumchen und blieb stehen, um ihren Duft einzuatmen. Ich liebe Blumen, und als meine Frau noch lebte, war der Hof hier draußen ein einziges Blumenmeer … Erst da bemerkte ich eine winzige Gestalt, die sich hinter einem der großen roten Töpfe zu schaffen machte. Ein kleiner Junge, er sah nicht älter aus als vielleicht drei, zupfte verwelkte Blüten von den Geranien und warf sie in einen Eimer. Er hatte helles, rotblondes Haar, das in der Sonne auf und ab wippte, während er arbeitete. Als er meine Schritte hörte, sah er hoch, und ich lächelte ihm zu. Er lächelte nicht zurück, starrte mich nur aus seinem blassen, ernsthaften Gesichtchen an. Bis auf die Haare war er ein ziemlich häßlicher kleiner Kerl, und ich muß sagen, daß mich sein Gesichtsausdruck, der so gar nichts Kindliches hatte, etwas verwirrte. Trotzdem sprach ich ihn an, wie man es ganz automatisch bei einem Kind tut.
    ›Das ist aber ein großer Eimer für so einen kleinen Jungen.‹ Er sah mich an, dann den Eimer und runzelte die Stirn. Dann ließ er eine weitere verblühte Geranie hineinfallen und wartete, ohne mich anzusehen, was ich als nächstes sagen würde.
    ›Hilfst du deinem Papi?‹ Ich dachte, er sei wahrscheinlich das Kind von einem der Gärtner.
    ›Nein.‹ Immerhin schien diese Bemerkung ihm besser zu gefallen und rechtfertigte eine Antwort. Diesmal, so beschloß ich, war die Reihe an mir zu warten. Er stand da, seine Finger öffneten und schlossen sich um die vertrocknete Blüte in seiner Hand, und ich sah mich um und sog den Duft der Zitronen ein, während er überlegte. Dann sagte er: ›Ich helfe Giuseppe.‹ ›Ist Giuseppe der Gärtner?‹ ›Ja. Und dann muß ich dem Doktor helfen und dann Tanza.‹ Ich war noch verwirrter als vorher. Das konnte trotz seiner Größe kaum ein Dreijähriger sein.
    ›Du hilfst ja vielen Leuten. Wie alt bist du denn?‹ ›Fünf, und ich habe einen Kuchen bekommen, und Tanza hat ihn gebacken, und der Doktor hat Kerzen draufgesteckt.‹ Das sagte er alles in einem Atemzug und schaute dabei ernst zu mir auf. Ohne den Hauch eines Lächelns. Der Kuchen war offensichtlich eine ebenso ernste Sache wie sein Helfen.
    ›Ich mag auch Kuchen und Blumen. Das sind wunderschöne Geranien.‹ Er antwortete nicht. Ich zündete meine Pfeife an und sah ihm zu, bis er mit der Pflanze, an der er arbeitete, fertig war, und kein Laut unterbrach die Stille, nur das Zwitschern der Vögel und das Knirschen des Kieses unter seinen kleinen Schuhen. Gleich darauf zog er den Blecheimer hinter sich her – er war nicht groß genug, um ihn tragen zu können, und ich muß sagen, ich hätte nicht gewagt, ihm meine Hilfe

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