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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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auch.« Ihr Bruder zog die Nase hoch, dann
legte er auf.

DREI
    Sie saß mit hängenden Schultern vor ihrem Müsli. Der
Schnellkaffee war noch zu heiß, und sie hatte sich die Zunge verbrannt.
    In ihrem Hirn
drehten und mahlten Sorgen, Gegrübel und der Kater, den sie am Vorabend so
liebevoll großgezogen hatte. Sie senkte den Kopf und rieb sich lange den
Nacken. Und versuchte, nachzudenken.
    Es gab schon ein
paar Menschen, die sie als Freunde bezeichnete. Aber wen konnte sie um
fünfzigtausend Euro fragen? Wen konnte sie fragen, der nicht angesichts der
Zahl die Fassung verlieren würde? Und der anschließend den Mund hielt? Denn was
sie überhaupt nicht gebrauchen konnte, waren Gerüchte im Ort über
Schwierigkeiten bei den Meixners.
    Solche Gerüchte
würden binnen Stunden auf dem Meixner-Hof ankommen. Und Reserl würde in
Verzweiflung versinken und Großvater sich mit der Schrotflinte gen Frankfurt
aufmachen.
    Fast hätte sie über
die Vorstellung gelacht. Sie sah zur Uhr und zögerte, aber dann beschloss sie,
dass der Morgen ausreichend alt war, um jemanden anzurufen. Sie navigierte
durch das Telefonbuch ihres Handys und wählte.
    Das Freizeichen
flötete, bis der Anrufbeantworter sich meldete.
    »Vinz Schedlbauer,
grüß Gott. Ich bin nicht daheim. Hinterlassts eine Nachricht.«
    Magdalena drückte
bedächtig die rote Taste. Der Kaffee war nun trinkbar, sie nahm einen Schluck,
kaute ein paar Löffel Müsli, dann stand sie auf, um zur Arbeit zu gehen.
    Der Blick in den
Spiegel an der Tür bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.
    »Wird schon. Muss
halt«, sagte sie sich und ging hinunter.
    * * *
    Schwemmer machte sich nichts vor: Schafmann hatte
recht.
    Um sieben Uhr morgens mit ihm in einem Auto zu sitzen
war eine Zumutung. Er schraubte die Thermoskanne auf und goss Kaffee in den
Plastikbecher, während er den Wagen mit dem Knie lenkte.
    Wenn ich jemanden bei so was erwische, kriegt der mindestens
einen Punkt in Flensburg, dachte er, während er irgendwie den Stopfen wieder
auf die Kanne drehte. Wenn mir der Becher jetzt in den Schritt fällt, verbrüh
ich mich und bau einen Unfall.
    Aber er bekam es hin und nippte an dem schwarzen
Gebräu, das Burgl ihm abgefüllt hatte.
    Sein Leben lang schon litt er darunter, früh aufstehen
zu müssen. Er war immer der Einzige gewesen, der gerne Nachtschichten gemacht
hatte. Aber als Chef der Kriminalpolizeistation Garmisch-Partenkirchen wurde
ihm Schichtdienst natürlich nicht zugemutet. Wenn nichts Besonderes anlag,
durfte er am Nachmittag pünktlich Feierabend machen.
    Nur musste er dafür morgens eben auch pünktlich da
sein.
    Es ist halt nicht alles Gold, was glänzt, hatte Burgl
dazu gesagt und ihm damit überhaupt nicht weitergeholfen.
    Und jetzt quälte er sich hier gemeinsam mit
Abertausenden Pendlern in die Landeshauptstadt hinein, stritt sich mit ihnen um
jeden Meter Asphalt, den man hinter sich lassen konnte, und fand wenige Minuten
vor acht tatsächlich einen Parkplatz gegenüber der Rechtsmedizin.
    Schwemmer stieg aus. Die Straßenbäume zeigten erstes,
frisches Grün, und selbst hier, mitten in der Stadt, war der kommende Frühling
zu erriechen.
    Er holte tief Luft, denn der Geruch, in dem er die
nächste halbe Stunde verbringen würde, hatte ganzjährig überhaupt nichts von
Frühling.
    Dr. von Pollscheidt begrüßte ihn in seinem Büro mit
dem gewohnten Überschwang, Frau Isenwald war natürlich schon da.
    Sie strahlte Schwemmer an und sah aus, als habe sie
bereits eine halbe Stunde gejoggt, kalt geduscht und dann ausgiebig
gefrühstückt. Und Schwemmer war sich sicher, dass sie genau das getan hatte. Er
begrüßte sie mit einem Nicken.
    »Geht es Herrn Schafmann besser?«, wollte sie wissen.
    »Ich hab ihn heut noch nicht gesprochen«, antwortete
Schwemmer. »Aber gestern Abend musste man sich Sorgen um ihn machen.«
    »Der Arme. Und Sie! Sie mussten heute schon wieder so
früh raus.« Frau Isenwald legte bedauernd den Kopf zur Seite.
    »Wenn wir hier fertig sind, lade ich Sie zu einem
Kaffee ein, hier ums Eck gibt es einen ganz hervorragenden Latte macchiato«,
flüsterte sie ihm zu, während sie von Pollscheidt folgten, der durch die Gänge
Richtung Obduktionssaal eilte.
    »Kaffee passt scho«, brummte Schwemmer.
    »Wie ich Ihnen gestern ja bereits mitgeteilt hatte …«,
begann von Pollscheidt, kaum dass die Tür des Saales hinter ihnen zugefallen
war, »… handelt es sich bei diesem Fall um eine echte Herausforderung.
Männlich, dreißig bis

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