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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Marija ist … schwanger.«
    Magdalena stöhnte auf und schlug sich vor die Stirn.
    »Ich muss aufhören, mein Kleingeld ist alle«, sagte
Wastl. »Wir werden gleich unterbrochen. Ich meld mi–«, war das Letzte, was
Magdalena noch hörte.
    Langsam legte sie den Hörer auf.
    Sie würde also Tante werden. Nicht dass sie sich das
gewünscht hätte.
    Aber Reserl würde sich gewiss über ein Enkelchen
freuen.
    Am besten, ich mach das Hotel wieder zu und nur noch
Familienkrisenintervention, dachte Magdalena. Wenn ich dafür bezahlt werden
würde …
    Sie wählte die Nummer von Vinz, aber wieder meldete
sich nur der Anrufbeantworter.
    * * *
    Schafmann massierte sich den Nacken, dann die
Schläfen.
    Es geht wieder, sagte er sich. Tief atmen, dann geht
es.
    Er stieg aus, schloss den Vectra ab und ging über die
Straße auf das Haus der Familie Schedlbauer zu.
    Das Haus lag am westlichen Rand des Ortes. Nur wenige
Häuser standen noch vor dem Ende der Straße. Dort begannen Felder und Wiesen,
dahinter stieg der Reschberg an. Das Anwesen machte Eindruck, allerdings nicht
unbedingt einen gepflegten. Das Haus war riesig, wirkte aber düster.
    Ein Tor der Doppelgarage stand offen, drinnen stand
aufgebockt ein schmutzstarrendes Quad ohne Hinterräder. In der Einfahrt lag ein
Bündel rostiger Moniereisen neben einem ebenfalls rostigen Zementmischer.
Zwischen den Natursteinplatten vor dem Eingang spross Unkraut.
    Für Schafmann sah das Ganze aus, als sei hier jemand
zu sehr mit Geldverdienen beschäftigt, als dass er Zeit für seinen Wohlstand
gehabt hätte.
    Als er vor der Haustür stand, hörte er drinnen Musik
laufen. Er kannte das Lied, der Kleine hatte es gerne gehört, als er vier
gewesen war. Gerne und oft. Sehr oft sogar. Es gab ein Video dazu, in dem ein
animiertes Eichhörnchen mit anderen Tieren sang und tanzte. Schafmanns bis
dahin eher wohlwollendes Verhältnis zu Eichhörnchen hatte unter dem Lied arg
gelitten.
    Als er läutete, donnerte innen ein Big-Ben-Geläut los,
und kurz drauf wurde die Musik ausgeschaltet, weiter tat sich nichts.
    Schafmann stand unbehaglich vor der Tür und versuchte
den Zeitraum abzuschätzen, nach dem ein erneutes Klingeln schon dringlich, aber
noch nicht zudringlich war. Er fand das immer schwierig, weil dieser Zeitpunkt
ja durchaus auch von der Größe des Hauses, also der bis zur Tür
zurückzulegenden Entfernung, abhing.
    Schafmann riss sich zusammen.
    »Sie sind Polizist, Herr Schafmann«, hatte sein
Therapeut gesagt. »Sie brauchen nicht höflich zu sein. Manchmal sollten die Leute sogar Angst vor Ihnen haben.«
    Er hatte sich das zu Herzen genommen. So sehr, dass er
einmal nach einer Festnahme eine Anzeige bekommen hatte, die allerdings im
Sande verlaufen war. Tatsächlich aber musste er sich immer noch darauf
konzentrieren, hart und energisch vorzugehen, denn eigentlich war er viel
lieber höflich.
    Er klingelte also erneut, und nun hörte er drinnen
Schritte. Durch die Bleiglasscheiben der Haustür war eine Bewegung erkennbar.
    »Wer ist da?«, fragte eine männliche Stimme durch die
geschlossene Tür. Sie klang ängstlich.
    Schafmann nannte Dienstrang und Namen. »Frau Rosemarie
Schedlbauer würde ich gerne sprechen. Wer sind Sie ?«
    »Der Fonsi«, sagte die Stimme.
    Schafmann zog die Brauen hoch. Die Stimme klang nach
einem erwachsenen Mann, aber er sprach wie ein Achtjähriger.
    »Wäre es möglich, dass Sie die Tür aufmachen?«, fragte
er.
    »Lieber nicht«, sagte Fonsi. »Kommen Sie wegen dem
Vinz?«
    »Dem Vinz?«, echote Schafmann.
    »Der Vinz ist mein Bruder«, sagte Fonsi. »Mein
Lieblingsbruder.«
    »Was ist mit dem Vinz?«
    »Der Berni ist nicht mein Lieblingsbruder«,
sagte Fonsi.
    »Und was ist mit Vinz?«
    »Er ist weg.«
    »Aha. Und wohin?«
    »Für lange. Aber das geht keinen was an, hat die Nanni
gesagt.«
    »Und wer ist die Nanni?«
    »Meine Schwester. Meine Lieblingsschwester. Weil,
sonst hab ich keine.«
    »Und die Rosemarie Schedlbauer, das ist deine Mutter?«
    »Rosemarie? Nein.«
    »Wer ist denn deine Mutter?«
    »Wer meine Mutter ist …? Na, die Mirl.«
    »Verstehe. Vielen Dank, Fonsi«, sagte Schafmann.
    »Pfüati!«, rief Fonsi fröhlich. Schafmann hörte
schnelle Schritte, dann begann das Eichhörnchen wieder zu singen.
    Schafmann ging zu seinem Wagen zurück. Als er die Tür
aufschloss, klingelte sein Handy. Es war Bärbel, seine Frau.
    Die Kleine hatte Durchfall. Beim Großen in der Schule
gab es schon wieder Kopfläuse. Der Kleine war mit dem

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