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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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sah
nachdenklich zu Boden. »Schön«, sagte er dann. »Aber Freitag hattest du noch
eine Flinte. Und wo ist die jetzt?«
    »Der hods in d’ Klamm gschmissn«, sagte Hias.
    Maiche warf Hias einen kurzen Blick zu. »In d’ Klamm«,
sagte er dann.
    »’s Lenerl war a do«, sagte Hias.
    »Das Lenerl?« Wieder sah Schwemmer zu Boden. Er
versuchte, aus dem Gehörten schlau zu werden, aber das Naheliegende wollte ihm
nicht gefallen. Die beiden alten Männer versuchten, ihn zu verschaukeln. Sollte
der anonyme Anrufer recht haben?
    »Ihr wisst scho, dass man auf den Mann gschossen
hat?«, fragte er. »Mit Schrot. Und dass ein Toter überhaupt kein Witz
is.«
    Er erhielt keine Antwort. Die beiden Männer sahen ihn
schweigend an.
    »Jemand beschuldigt dich, Maiche. Du sollst auf
den Mann geschossen haben.«
    » Beschuldigt mich? Wer? De Schedlbauerin?«
    »Maiche, gib mir einfach deine Flinte.«
    »Du hast koa Recht, sie mitznehmn!«, brüllte der
Bauer.
    »Maiche! Stad«, sagte Hias scharf. Dann, ruhig, zu
Schwemmer: »Der hods nimma. Und der woaß a ned, wos is.«
    Schwemmer sah Hias in die Augen, und etwas sagte ihm,
dass der Knecht des Meixner-Bauern die Wahrheit sagte.
    Maiche warf Schwemmer einen abschätzigen Blick zu und
zog geräuschvoll die Nase hoch. Er drehte sich um und ließ einen Batzen Rotz
aus dem Mund fallen, gerade so, dass er nicht dem Schwemmer vor die Füße fiel.
Dann verschwand er grußlos im Haus.
    Hias ging langsam zurück zu seinem Traktor. Schwemmer
blieb noch stehen. Natürlich würde die Isenwald ihm binnen einer Stunde einen
Durchsuchungsbefehl besorgen, aber er glaubte nicht, dass es hier etwas zu finden
gab.
    Sein Blick fiel auf Maiches Rotzbatzen. Er zog eine
Packung Papiertücher aus der Sakkotasche und einen der kleinen verschließbaren
Plastikbeutel, die er immer dabeihatte, seit er einmal gezwungen gewesen war,
ein getragenes Gebiss mit nichts als einem Kugelschreiber sicherzustellen.
    Er nahm ein Papiertuch, griff damit beherzt in den
Rotz und verschloss es dann sorgfältig in dem Tütchen. Mit einem weiteren Tuch
reinigte er seine Finger, dann stieg in den Passat und fuhr vom Hof.
    Er rollte den steilen, holprigen Weg hinunter, in
Gedanken vertieft, und war überrascht, als er sich auf einmal zwischen den
Häusern der kleinen Ansiedlung wiederfand. Schwemmer stoppte abrupt, als er an
die kleine Kreuzung vor der Kirche kam. Dann bog er entschlossen ab und parkte
beim Wirtshaus.
    * * *
    Gernot Lörracher war dankbar zurück nach Hause
verschwunden, sobald Magdalena zurückgekehrt war. Sie saß am Laptop und
versuchte, sich auf ihre Buchhaltung zu konzentrieren. Das Telefon klingelte
und zeigte eine Nummer an, die mit 06 begann.
    Es war Wastl, wie sie befürchtet hatte. Wie es klang,
rief er aus einem Café an oder einer Bar.
    »Wo steckst du?«, fragte Magdalena.
    »Tut nichts zur Sache«, sagte er. »Wir müssen
vorsichtig sein.«
    »Wir?«
    »Es heißt, dass Orlowsky jemanden bei der Telekom
sitzen hat. Deshalb benutz ich mein Handy nicht mehr.«
    »Wie geht es dir?«
    »Ach, frag nicht …«, antwortete er weinerlich. »Wie
geht’s der Mutter?«
    »Was interessiert dich das auf einmal? Hast du
schon irgendwas wegen dem Geld unternommen?«
    »Was soll ich schon unternehmen? Ich hab ein paar Leut
gefragt, aber keiner hat mir was geben wolln … Ist denn dir vielleicht was
eingefallen?«
    »Ach Wastl … Nein, es tut mir leid. Bis jetzt nicht.
Aber warum gehst du nicht weg aus Frankfurt? Hau einfach ab. Geh nach … Berlin
oder was weiß ich.«
    »Wieder von vorn anfangen?«
    »Von vorn?« Magdalena musste sich zügeln. »Fang doch überhaupt mal was an!«
    »Lenerl, hör auf … Alle meine Freunde sind hier. Und
…«
    »Und was? Wenn du Freunde hast, dann sollen sie dir
helfen. Aber wen rufst du an, wenn was ist? Das Lenerl. Weil die der Mutter nix
sagt.«
    »Lenerl, ich … Es sind ja nicht nur die Freunde. Ich
hab … also, ich bin auch … verlobt, quasi … neuerdings.«
    Magdalena traute ihren Ohren nicht. »Verlobt? Du? Mit
wem?«
    »Na, mit einer Frau … Du kennst sie nicht. Marija.«
    »Maria?«
    »Nein, Mari-ja. Sie stammt aus dem Kosovo.«
    »Ja Herrschaftszeiten, dann nimm sie halt mit nach
Berlin!«
    »Das geht nicht so einfach. Sie darf Frankfurt nicht
verlassen, weil sie nur geduldet ist. Und da ist ein Onkel, bei dem sie lebt
und der auf sie aufpasst. Der lässt sie auch nicht weg. Und dann ist da noch
ein Problem …«
    » Noch ein Problem? Na servus.«
    »Ja …

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