Tod in Garmisch
Lodenjanker. Er
warf einen abschätzigen Blick auf Kant und baute sich dann vor dem Tresen auf.
»I muass mit dia redn«, sagte er laut.
»Servus, Berni«, antwortete Magdalena in der Hoffnung,
Zeit zu gewinnen. Zeit nachzudenken, was dieser Klotz von ihr wollen könnte.
Vier Schedlbauers an einem Tag wie heute waren etwas zu viel für das Meixner
Lenerl.
Kant zog den Mantel wieder aus, wie Magdalena aus den
Augenwinkeln beobachten konnte.
»I muass mit dia redn«, wiederholte Berni.
»Nicht jetzt. Und nicht hier«, sagte Magdalena, so
entschieden sie konnte, was allerdings bei Weitem nicht so entschieden war, wie
sie es gerne gehabt hätte.
»I geh ned wieda naus«, sagte Berni. »Ihr Meixners
habts uns lang gnua auf da Nosn rumdanzt! Jetzat is Schluss! I geh ned wieda
naus!«
»Bitte, Berni. Sei vernünftig. Es ist ein Gast hier.«
Berni drehte sich zu Kant. »Dann schick eam halt
ausse. Wuilt doch eh geh, da Preiß.«
»Ich hätte gern noch einen von diesem Malt«, sagte
Kant. »Und ein Perrier.« Genau so sorgfältig wie eben legte er seinen Mantel
wieder ab und setzte sich erneut an die Bar.
»Sie müssen entschuldigen …«, sagte Magdalena, aber
Kant machte eine beschwichtigende Geste.
»Horch«, sagte Berni zu ihm, »geh hoid. Dann duad si a
koana wäh.«
»Ich hätte Angst, was zu verpassen«, sagte Kant.
Berni ging auf ihn zu, und er ging näher heran, als
man es schicklicherweise tat.
»An guaden Rat, weilst a Auswärtiger bist: Wenn do bei
uns oaner sogt, dasst di schleicha soilst, dann schleich di hoid. Des spart
vuil Ärger … Und i sag: Schleich di.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, ein wenig
zurückzutreten?«, sagte Kant. »Nur ein bisschen, damit ich nicht so beengt
sitze.«
Berni wich keinen Zentimeter. »I glab, du host mia ned
zughört …«
»Bitte, Herr Kant«, sagte Magdalena. »Vielleicht wäre
es wirklich besser …« Doch keiner der beiden Männer schien sie zu hören.
Kant saß auf seinem Barhocker, Berni stand dicht vor
ihm.
»Wannst di jetzt ned schleichst, nachat …« Berni ließ
das Ende des Satzes drohend hängen.
Kant wandte sich an Magdalena. »Sie denken doch an
meinen Malt, Frau Meixner«, sagte er freundlich.
»Na wart!« Berni hob die Hände und griff nach dem
Revers seines Gegenübers.
Die Bewegung, die Kant machte, konnte Magdalena nicht
genau nachvollziehen, nicht nur wegen ihrer Schnelligkeit, auch weil sie so
absurd und elegant gleichzeitig anmutete.
Bernis Linke hatte es tatsächlich bis an Kants Revers
geschafft. Die Rechte dagegen hatte Kant mit seiner Linken am Gelenk gepackt
und nach außen gedrückt. Mit der anderen Hand hielt er gleichzeitig Bernis
rechten Ellbogen fest.
Bernis Gesichtsausdruck war verwirrt, aber nicht
beunruhigt.
»Wos soi jetzt des?«, fragte er.
Kant saß ihm unverrückt auf dem Barhocker gegenüber
und maß ihn kühl.
»Vielleicht mögen Sie ja einmal auf den Rat
eines Auswärtigen hören«, sagte er. »Bei der geringsten Bewegung
Ihrerseits werde ich dafür sorgen, dass sich Ihr Ellbogengelenk in sehr viele,
sehr kleine Einzelteile zerlegt. Ich muss dafür nur hier ein bisschen drücken.«
Kant drückte Bernis Handgelenk nach unten, während er mit der andern Hand den
Ellbogen eisern festhielt. Berni stieß einen erschreckten Schrei aus, und Kant
lockerte den Druck wieder.
»Schön, dass wir uns verstehen, Herr Schedlbauer … Er
heißt doch Schedlbauer?«, fragte er Magdalena.
»Ja«, beeilte sie sich zu antworten. »Das ist … Herr
Bernhard Schedlbauer.«
»Bernhard!«, knurrte Berni höhnisch.
»Es ist recht einfach, Herr Schedlbauer: Wenn Sie ein
Gespräch mit Frau Meixner führen wollen, dann empfehlen wir, vorher telefonisch
einen Termin zu vereinbaren. Und falls Frau Meixner keinen Termin frei haben
sollte, können Sie Ihr Anliegen gerne auch schriftlich formulieren und mit der
Post senden. Ich gehe zumindest davon aus, dass Sie das können. Außerdem
könnten Sie mir einen persönlichen Gefallen tun. Ich habe Ihrer Frau
Mutter heute Morgen versprochen, über das Angebot nachzudenken, das sie mir
unterbreitet hat. Bitte richten Sie ihr doch aus, dass ich nach reiflicher
Überlegung zu der Entscheidung gelangt bin, das Angebot abzulehnen. Würden Sie
das für mich tun?«
Berni starrte auf seinen Ellbogen und nickte.
»Das ist sehr entgegenkommend von Ihnen«, sagte Kant.
»Ich werde also in wenigen Augenblicken Ihren Arm loslassen, und ich möchte Sie
dringend bitten, diese Gelegenheit nicht zu
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