Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
Vom Netzwerk:
irgendwelchen leichtsinnigen
Manövern zu nutzen, die mich zwingen könnten, Ihnen ernsthaft wehzutun.«
    In Bernis Gesicht arbeitete es. Magdalena konnte darin
deutlich lesen, dass er andere Pläne hatte. Sobald dieser dünne Preiß seinen
Ellbogen freigab, würden die Karten neu gemischt werden.
    Kant nickte nachsichtig. »Ich habe den Eindruck, dass
Sie sich nicht klarmachen, was ich mit ›ernsthaft wehtun‹ meine«, sagte er.
»Ich dachte zunächst an eine gebrochene Kniescheibe. Und wenn Sie danach nur
ein klein wenig Pech haben, werden Sie zudem ein Auge verlieren.«
    Zuerst schien es, als würde Berni höhnisch auflachen
wollen, aber dann wanderten seine Augen zwischen seinem Handgelenk, seinem
Ellbogen und Kants kühlem Blick hin und her, und letztlich entschied er sich
für ein Nicken, das auch Magdalena glaubhaft erschien.
    Kant ließ ihn los, und Berni machte ein paar eilige
Schritte rückwärts. Als er sich halbwegs sicher fühlen konnte, blieb er stehen,
wütend atmend, bis er sich wieder gefangen hatte.
    »Wanns des so wollts, is ma a recht«, sagte er
dann lautstark. »Glabts fei ned, dass de Meixners de Oanzigen san, die a Flintn
dahoam ham.«
    Er warf Kant noch einen Blick zu, in dem eine Mischung
aus Furcht und Hass stand. Dann war er weg.
    Erst jetzt bemerkte Magdalena das junge britische
Ehepaar, das vorhin erst eingecheckt hatte und das am Durchgang zum Foyer
stand. Die beiden sahen Berni nach, der aus der Hoteltür stürmte, dann betraten
sie die Bar. Mit einem höflichen Gruß setzten sie sich an den Tresen und
orderten einen Lugger und eine Bloody Mary.
    »That was rather impressive, wasn’t it?« , sagte die Frau zu ihrem Mann.
    »Indeed, it was« , sagte
er. »But the slim chap doesn’t look genuinely Bavarian, does he?«
    Kant schenkte ihnen ein höfliches Nicken. Er warf
einen Blick auf seine Uhr, nahm seinen Mantel und ging mit einer
entschuldigenden Geste zu Magdalena hinaus.
    Sie sah ihm nach und suchte in ihren rotierenden
Gedanken nach dem Rezept für einen Lugger. Gerade noch rechtzeitig, als sie mit
der Bloody Mary fertig wurde, fiel es ihr wieder ein.
    Das Nächste, was sie aus ihrem erschöpften Hirn
kramte, war Andis Telefonnummer.
    * * *
    Dräger beschriftete sorgfältig einen weißen Aufkleber
und pappte ihn auf das Plastiktütchen, in dem Schwemmer das Papiertaschentuch
mit Melchior Meixners Rotz verpackt hatte. Er verstaute es in seinem
Aktenkoffer, nahm seinen Notizblock heraus und blätterte ein wenig.
    »Der 6er Schrot aus dem Arm des Opfers passt zu den
beiden 12/70er Rottweil-Hülsen«, sagte er, als er die richtige Seite gefunden
hatte. »Das Kaliber benutzt keiner, der einen umbringen will. Zumindest keinen,
der größer ist als ein Fuchs … so in etwa. Man würde eher Postenschrot nehmen,
wie den, den wir in dem Baum und im Gesicht des Toten gefunden haben. Stammt
aus Remington-Buckshot-Patronen. Hülsen dazu haben wir leider nicht gefunden.
Ob die verschiedenen Geschosse aus einer oder aus mehreren Waffen abgefeuert
wurden, können wir ohne Vergleichsmöglichkeit nicht feststellen. Die Stimmgabel
untersuchen wir noch einmal genauer auf DNS -Spuren.«
    Er blätterte weiter in seinem Notizblock.
    »Die Fußspuren, die dir aufgefallen sind, stammen von
einem Bergschuh der Marke Raichle, Größe 42, wenig getragen.«
    »Blöde Größe. Ein kleiner Mann, eine große Frau oder
ein Jugendlicher«, sagte Schwemmer. »Bei 45 weiß man wenigstens, wo man dran
ist.«
    »Für mein Gefühl hast du da jedenfalls die richtige
Nase gehabt. Jemand hat dort gestanden und etwas Schweres gestemmt.«
    »Da kann auch ein Jäger ein Wildschwein weggetragen
haben.«
    »Der Jäger da wär der Meixner-Bauer. Der hat gewiss
mehr als 42 an den Füßen«, sagte Dräger.
    »Ein Wilderer?«, fragte Schwemmer.
    »Ah geh! Wilderer!« Dräger winkte ab. »So nah an den
Leuten. Da ist das Hotel gegenüber und alles. Wenn ich wildern will, geh ich
weiter rauf.«
    »Aha«, sagte Schwemmer.
    Dräger brauchte eine Sekunde, bevor er verstand und
drohend die Augen zusammenkniff.
    »Ich hab mir den Hang angeschaut«, fuhr er fort. »Ich
denke, man kann von dort einen Körper so werfen, dass er bis in die Klamm
rutscht. Um sicherzugehen, wollte ich das mit einem Dummy nachstellen.«
    Schwemmer nickte. »Mach das. Was haben die
Vernehmungen im Hotel gebracht?«
    »Wenig. Dort hört man so oft Schüsse aus dem Wald, das
nimmt niemand mehr wahr. Ein Gast, der erst am Vortag angekommen war, meint

Weitere Kostenlose Bücher