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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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schönes Stück Fleisch.
    Schade, dass der Meixner-Bauer nicht mehr jagt, dachte
er grimmig. Kaninchen haben keine Schonzeit. Vielleicht hätte er noch eines aus
der letzten Woche dagehabt, wenn er ihn nur gefragt hätte.
    Er nahm die Flasche und trug sie mit angemessenem
Respekt die Treppe hoch ins Esszimmer, wo er sie entkorkte und auf dem Tisch
stehen ließ.
    »Und das hab ich auch nicht gwusst«, hörte er seine
Frau in der Küche sagen. »Eigentlich unvorstellbar. Wer würd dem Hias heut so
was zutraun … Ich denk, jetzt kannst den Tisch decken. Teller sind im
Backofen.«
    »Wirklich kaum zu glauben«, sagte Schwemmer. »Das
musst du mir gleich noch mal erzählen.«
    Er griff sich die Topflappen und holte das heiße
Geschirr aus dem Backofen. Burgls misstrauischen Blick ignorierte er, denn er
wusste, dass spätestens der Anblick des Bordeaux ihn vertreiben würde.
    * * *
    Magdalena lag auf ihrem Bett. Als sie sich hinlegte,
hatte sie noch nicht gefroren. Oder sie hatte es nicht gemerkt. Doch dann hatte
sich dieses Frieren angeschlichen, das stets zunächst unbemerkt kommt, meist
wenn man sich der Erschöpfung hingeben möchte, einfach irgendwo liegen und sich
erholen will, aber die Anspannung ist so stark, dass der Körper sich nicht
gegen die Kälte wehren kann, und es ist keine Decke in der Nähe, unter der man wieder
warm würde, und dann friert man eben so lange, bis man es nicht mehr aushält
und sich hinsetzt und sich nach einer Wärmflasche sehnt, die einem aber keiner
macht.
    Irgendwann stand sie auf und stellte sich unter die
Dusche. Deshalb hörte sie ihr Handy nicht klingeln. Das ersparte ihr einen
Anruf ihres Bruders, der ihr nichts Neues erzählt hätte, zumindest nichts
Positives, und einen von Gernot Lörracher, der sich für den nächsten Morgen
krankmeldete, was für Magdalena eine zusätzliche Frühschicht bedeutete.
    Ganz ohne Absicht sah sie nach dem Duschen nicht mehr
aufs Display. Sie war ganz einfach müde, legte sich ins Bett und schlief. Ein
paar Träume jagten sie durch die Nacht, doch sie schlief, bis Andis Anruf sie
weckte.
    Und da war es schon fast acht.

VIER
    Schafmann hatte den
Wagen in der Von-Brug-Straße abgestellt, und wie er gehofft hatte, war sein
Chef ausgestiegen und wortlos hinter ihm hergetrottet. Erst nach hundert Metern
war Schwemmer aufgefallen, dass sie offenbar nicht so nah am »Lenas« geparkt
hatten, wie es möglich gewesen wäre.
    Schwemmer maulte
etwas Undeutliches, und Schafmann benutzte das Zauberwort.
    »Kaffee?«, fragte
er.
    »Aber sofort«,
antwortete Schwemmer.
    Dank Schafmanns
strategischer Planung befanden sie sich bereits in der Fußgängerzone, wenige
Schritte entfernt von einer modernen Kaffeebar. Schafmann platzierte Schwemmer
auf einer der hohen Bänke, die der nur sehr widerwillig mit Hilfe eines der
hohen Fußhocker bestieg, von denen zwei unter jedem der Tische standen.
    Schafmann bestellte
an der Theke, zahlte und balancierte das Tablett zum Tisch. Schwemmer griff
nach der Schale mit dem Kaffee und sah Schafmann fassungslos an, als er keinen
Henkel fand.
    »Wie soll ich das
denn trinken?«, fragte er.
    »Die Franzosen
nennen das bol . Man nimmt es in beide Hände.«
    »In beide Hände? Das
ist brühend heiß! Der Franzos kippt da Milch rein, bis er’s anfassen kann. Aber
das hier ist Kaffee! Der muss heiß sein!«
    Schafmann ging zur
Theke und besorgte ein paar Servietten.
    »Pack’s halt mit
denen an.«
    »Glump«, murmelte
Schwemmer, aber er griff nach den Servietten und hob damit das Haferl an den
Mund. Einige der Falten auf seiner Stirn verschwanden, während er trank.
    Schafmann genoss das
Schweigen in den Momenten, die sein Chef brauchte, um langsam zu Kräften zu
kommen. Zu den Kräften, die er unbedingt haben musste, um Schafmanns Chef zu
sein.
    Schwemmer sah auf
Schafmanns Glas und beendete das Schweigen.
    »Was ist das denn?«, fragte er.
    »Latte«, sagte
Schafmann. »Lebkuchen-Latte.«
    Schwemmer wandte
sich seinem Haferl zu und trank. Nach ein paar Sekunden fragte er: »Was hast du
gerade gesagt?«
    »Lebkuchen-Latte«,
antwortete Schafmann geduldig.
    Schwemmers Blick
wurde ungläubig. »Lebkuchen-Latte?«
    »Latte macchiato
halt, mit Lebkuchengeschmack.«
    Schwemmer schüttelte
den Kopf, aber dann machte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit, und er
begann zu lachen.
    » So lustig
ist das nun auch wieder nicht«, sagte Schafmann.
    Schwemmer lachte
weiter leise vor sich hin. Er stellte sich vor, wie die Blue Supporters

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