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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Papiertaschentücher reichte. Sie nahm sie, ohne dass sie an
eine dankbare Geste hätte denken können; Schwemmer war ihr nicht gram. Er
wartete, bis sie sich geschnäuzt hatte.
    »Reserl, was ist los? Was passiert da mit euch und den
Schedlbauers?«
    »I woaß ned! An Berni hat er mitm Gwahr ausm Wald
gjagt, und dann war der Hund vergift, und nachat …«
    »Nachat was?«
    Reserls Mund spannte sich zu einer schmalen Linie. Sie
sah für eine Sekunde von ihm weg, aber dann straffte sie sich.
    »Dann habens eam de Flintn gnumma.«
    Sie drehte sich zur Bank, auf der Maiche mit
geschlossenen Augen lag. Seine Brust hob und senkte sich angestrengt. Schafmann
stand neben ihm und ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Des fehlt no«, sagte sie leise.
    »Das wird schon wieder. Der Arzt ist unterwegs.«
    Das Papiertaschentuch verschwand in ihrer energisch
geballten Hand.
    »Kimm«, sagte sie und marschierte zurück ins Haus.
    »Du hast noch den Briefumschlag«, sagte Schwemmer zu
Schafmann. »Gib mir den mal.«
    Schafmann zog den Plastikbeutel mit dem gefalteten
Umschlag darin aus der Jackentasche. Schwemmer nahm ihn und folgte Reserl ins
Haus. Sie war geradewegs in die Küche gegangen und hatte die untere Tür des
Bauernschrankes geöffnet, als Schwemmer hereinkam. Sie holte eine Flasche
heraus, gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit, jedoch ohne Etikett.
    »Eana a?«, fragte sie und nahm zwei Stamperl aus der
oberen Tür des Schrankes.
    Schwemmer machte eine abwehrende Geste.
    »Enzian.« Sie schenkte die beiden Gläser voll und
stellte Schwemmer eines auf den Küchentisch. Sie selbst trank ihres auf einen
Schlag aus. Schwemmer nahm das Glas vom Tisch und nippte dran. Er hatte das
Gefühl, seine Zungenspitze würde angeätzt. Er hielt das Stamperl einfach in der
Hand und hoffte auf eine Gelegenheit, es unauffällig wieder loszuwerden. Reserl
schenkte ihres wieder voll und trank es zur Hälfte aus.
    »I muass ‘s Lenerl anrufn«, sagte sie.
    »Ach Reserl, lass das Mädel doch. Sie kann doch gar
nichts tun, oder? Und sie hat wirklich viel um die Ohren in ihrem Hotel.«
    »Der Wastl meldt si a ned.« Sie trank das Stamperl
leer und sah Schwemmer an. »Nix is mit de Schedlbauern, hörst? Nix is.«
    Schwemmer nahm noch einen Schluck von dem Enzian.
    »Selbst gebrannt?«, fragte er.
    »Des tat i dir grad sogn …«
    Schwemmer nahm das Tütchen aus der Tasche. Der
Umschlag darin war so gefaltet, dass die handgeschriebene Adresse von außen
lesbar war. Er hielt ihn Reserl hin, ohne ihn aus der Hand zu geben.
    »Ist das die Schrift vom Maiche?«, fragte er.
    Sie sah den Umschlag misstrauisch an.
    »Was solln des sei?«, fragte sie. »Der Maiche hat der
Mirl gschriebn?«
    »Also ist das seine Schrift?«
    »Des hob i ned gsogt.« Sie sah das leere Glas in ihrer
Hand an, aber sie schenkte sich nicht nach.
    »Wo ist eigentlich der Hias?«, fragte Schwemmer.
    »Im Wald drobn. Dem Herrn sei Dank. Wer weiß, was heit
sonst no passiert war …« Sie bekreuzigte sich.
    Wieder kam ein Martinshorn aus dem Tal.
    »Hörst? Da kommt der Doktor«, sagte Schwemmer. »Der
kümmert sich.«
    Sie gingen auf den Hof hinaus. Schafmann nickte ihnen
beruhigend zu.
    »Am besten packst dem Maiche ein paar Sachen. Die
nehmen ihn bestimmt mit runter ins Krankenhaus.«
    Reserl nickte. Ihre Miene war so bitter, dass
Schwemmer ihr die Hand auf die Schulter legte. Aber das merkte sie gar nicht.
Sie drehte sich um und ging ins Haus.
    Der RTW mit Maiche an Bord war weg und auch Reserl, die ihm in ihrem alten Fiat gefolgt
war. Schwemmer saß auf der geschnitzten Bank, auf der der Maiche vorhin gelegen
hatte.
    Schafmann kam zu ihm und wedelte mit einem
Plastikbeutel, in dem sich Bernis Schrothülsen befanden.
    »Buckshot 12/70, Größe 00, allerdings von der Firma
Federal, nicht von Remington.«
    »Gott sei Dank«, sagte Schwemmer. »Sonst müssten wir
womöglich noch rausfinden, warum der Berni seinem toten Bruder ins Gesicht
geschossen hat.«
    »Dann hoffen wir mal, dass Dräger sich nicht vertan
hat«, sagte Schafmann.
    Er ließ sich neben Schwemmer auf die Bank sinken.
Einen langen Moment saßen sie schweigend nebeneinander.
    »Schön hier«, sagte Schwemmer irgendwann.
    »Dass die hier keinen Gasthof aufmachen …«, murmelte
Schafmann.
    Schwemmer sah in die Wolken. »Regen kriegen wir.« Er
seufzte. »Ich muss dir was sagen. Ich würd es dir gerne schonend beibringen,
aber ich weiß nicht, wie …«
    Schafmann nickte verständnisvoll. »Dann lass mich dir
helfen

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