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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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telefoniert. Und wenn es keinen Anruf gab: Vielleicht hat sie dann
gar nicht uns angelogen, sondern ihre Mutter.«
    »Oder Vinz hat sie angelogen.«
    Schwemmer sah ihn überrascht an. »Klar! Er hat nur
behauptet, aus den Anden anzurufen, und ist in Wahrheit ganz woanders.«
    »Ganz woanders hieße aber: auf keinen Fall in einer
Kühlschublade in München. Und du hättest dich geirrt.«
    »Oder er hat zuerst gelogen, als er sich in die
Anden verabschiedet hat, und Nanni hat über den Anruf gestern gelogen.«
    »Puh«, sagte Schafmann. »Also schleppen wir die
Familienmitglieder zur Identifikation der Leiche nach München.«
    »Na klar. Am besten die Mirl, die kann uns nicht
abhauen, die ist ja ans Bett gefesselt … Wir schieben sie mit ihrem Bett in von
Pollscheidts Gruselkabinett, zeigen ihr einen Mann ohne Gesicht und fragen
höflich, ob das ihr Sohn ist. Nein …« Schwemmer machte eine abfällige Geste.
»Auf vage Vermutungen hin können wir das niemandem zumuten. Den müsst schon
jemand identifizieren wollen .«
    Schwemmer blickte eine Weile verdrossen vor sich hin,
aber plötzlich nickte er entschlossen. » So machen wir das«, murmelte er.
    Schafmann setzte gerade zur Nachfrage an, als
Schwemmers Handy läutete. Er las die Nummer auf dem Display, und seine Stirn
legte sich in Falten.
    »Ja«, meldete er sich. Er lauschte konzentriert
ungefähr fünf Sekunden. »Wie viel?«, fragte er dann, dann sagte er noch einmal:
»Ja«, und klappte das Gerät zu.
    »Das fehlt grad«, murmelte er.
    Die Art, wie er geradeaus starrte, beunruhigte
Schafmann.
    »Alles in Ordnung?«
    »Passt schon. Einen Zopf frischen Knoblauch soll ich
mitbringen … Wenn Burgl jetzt anfängt, mich wegen so was im Dienst anzurufen,
werd ich heut Abend wohl mal kurz den Haussegen schief hängen müssen.«
    Und wieder läutete sein Handy. Diesmal fiel das »Ja«,
mit dem er sich meldete, noch deutlich harscher aus. Wieder lauschte er einige
Sekunden, wieder sagte er: »Ja«, und dann noch einmal und klappte das Gerät
zusammen.
    »Und?«, fragte Schafmann.
    »’s Burgl«, brummte Schwemmer. »Den Knoblauch
braucht’s für Geflügellasagne. Und es soll nicht wieder vorkommen.«
    Schafmann nahm erleichtert zur Kenntnis, dass sein
Chef in sich hineinlächelte.
    »Wie geht’s weiter?«, fragte er.
    Schwemmer wies mit dem Zeigefinger energisch nach
vorn.
    »Kaltenbrunn«, sagte er, und Schafmann fuhr los.
    Nein, der Herr Allensteiner junior sei nicht im Haus,
behauptete die Dame am Empfang tapfer, und nein, sie wisse nicht, ob er heute
noch wiederkomme, aber ihr verunsicherter Blick auf Schwemmers Dienstausweis
strafte sie Lügen.
    Schwemmer reichte ihr seine Karte und bat um Herrn
Allensteiner juniors Rückruf.
    Draußen standen zwei dunkelblaue E-Klassen mit den
Kennzeichen GAP LA 1 und 2 auf den
reservierten Parkplätzen der Geschäftsleitung.
    »Der Senior heißt Leopold«, sagte Schwemmer. »Dann
dürfte die Nummer 2 dem Ludwig gehören.«
    Schafmann nahm sein Handy und wählte die Wache an.
    »Wo ist das überwachte Schedlbauer-Handy jetzt?«,
fragte er. »… Aha. Gab es noch Gespräche? … Wiederholen Sie die Nummer bitte …
Danke.« Er steckte das Handy ein. »Ein Anruf von Nanni Schedlbauer vor fünfzehn
Minuten. Also ganz kurz nachdem wir aus dem Zimmer sind. Seitdem ist es
ausgeschaltet.«
    »Und wo war es während des Gesprächs?«
    »Na hier.«
    Schwemmer sah an den Fenstern des alten Bürogebäudes
entlang. Hinter einem meinte er einen Kopf zurückzucken zu sehen, als sein
Blick sich näherte.
    Mit einem Kopfschütteln stieg er in den Passat und
stieß ein »Herrschaftszeiten!« aus, als sein Handy schon wieder klingelte. Er
meldete sich, und sagte Sekunden später: »Wir sind unterwegs. – Meixner-Hof,
mit Blaulicht«, kommandierte er dann, noch während er das Handy zuklappte.
    Schafmann fuhr an, sodass die Antriebsräder auf der
Asche des Parkplatzes durchdrehten. Schwemmer ließ die Scheibe herunter und
steckte das Blaulicht aufs Dach. Mit quietschenden Reifen bogen sie auf die
Bundesstraße.
    »Was ist los?«, fragte Schafmann.
    »Reserl Meixner hat 110 angerufen. Berni Schedlbauer
ist auf dem Hof und randaliert. Sie sagt, er sei bewaffnet. Wir sind am
nächsten dran.«
    Schafmann bog quietschend vor einem entgegenkommenden
Getränkelaster links ab. Sie überquerten die Gleise, obwohl der Zug aus
Mittenwald schon in Sichtweite war, und hetzten die enge Straße hoch. Schafmann
fuhr schnell und sicher, aber hinter einer

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