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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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gefärbten dünnen Haare standen in zwei Richtungen
von ihrem Kopf ab, nämlich nach links und nach oben. Ihr Mund war von scharfen
Falten umgeben, und wenn sie nicht schrie, bildeten ihre Lippen einen schmalen
Strich.
    Schwemmer sparte sich jeden Versuch der Beschwichtigung.
    »Ab jetzt sitzt eine Wache vor Ihrer Tür«, sagte er
stattdessen und hoffte, rechtzeitig aus dem Zimmer zu sein, bevor dieser Anwalt
auftauchte, der ihm nur Zeit und Nerven rauben würde.
    »Verhaftets den Sauhammel! Ihr habts ja ned gsehn, wia
der ma droht hat! De Gurgl will er mia durchschneidn! De wollt mi umbringen!
Der Hundskrüppel, da Varreckte. Der hat a mein Wagn hingmacht!«
    »Geh, das glaubst doch selbst nicht, oder?«, fragte
Schwemmer.
    »Wer denn sonst, zefix no amal?«
    Schwemmer hätte ihr am liebsten Herrn Bartovic’ Liste
unter die Nase gehalten und gefragt, ob es nicht auch einer von denen sein
könnte, der ihr etwas antun wollte. Das verbot sich natürlich von selbst, bei
dem Ermittlungsstand, aber er war froh, dass er keine Kopie in der Tasche
hatte, sonst hätte er es vielleicht trotzdem getan; spontan, weil der Effekt so
schön gewesen wäre.
    So sagte er: »Wir nehmen ihn fest, sobald wir ihn
gefunden haben.«
    »Den brauchts gar ned suacha! Der hockt drobn aufm
Meixner-Hof, wo er immer scho ghockt is. Aber passts fei auf, dass der eich ned
die Schädel wegschiaßt!«
    »Machen Sie sich um uns keine Sorgen«, sagte Schwemmer
und verließ das Zimmer.
    »Was genau soll ich eigentlich hier machen?«, fragte
der Kollege mit dem Ohrring.
    »Aufpassen. Einfach nur aufpassen«, sagte Schwemmer
und ging den Gang entlang zum Treppenhaus.
    Melchior Meixner lag drei Stockwerke höher. Schwemmer
konnte nicht genau sagen, warum er zu Fuß ging. Am liebsten hätte er es wegen
der Fitness getan, aber in Wahrheit musste er sich abreagieren.
    Maiche lag im Bett am Fenster. Er sah Schwemmer nicht
an, als er ans Bett trat. In den beiden anderen Betten lagen Männer, die ein
gutes Stück jünger waren als der Maiche, die aber wirkten, als hätten sie
keinerlei Hoffnung, ihn noch einzuholen.
    Reserl und Magdalena saßen am Fußende des Bettes. Sie
sahen Schwemmer besorgt an.
    »Was werd mitm Hias?«, fragte Reserl leise.
    »Wissts, wo er steckt?«
    »Wo soll er schon sein? Auf dem Hof, denk ich«, sagte
Magdalena.
    »Ich schau, was ich tun kann. Aber in Ruh lassen kann
ich ihn nicht. Was macht er auch für Sachen … Die Mirl zu bedrohen, vor Zeugen.
Und dann noch, wo sie grad auf dem … ihr wisst schon, sitzt. Und den Jungen
schlagen! Der konnt doch grad für gar nix was.«
    Magdalena sah aus dem Fenster. Schwemmer sah ihr an,
dass sie auch nichts erklären konnte.
    »Dass de den Maiche umbringen tatn, tat er ned
zulassn, hod er gsagt«, flüsterte Reserl. Sie kämpfte mit den Tränen. Schwemmer
sah zu Maiche, aber der weigerte sich, ihn anzuschauen.
    »Was passiert nun mit Hias?«, fragte Magdalena.
    »Das entscheidet die Staatsanwaltschaft.« Er beugte
sich zu Reserl hinunter. »Lasst mich einen Moment mit dem Maiche allein. Nur
ein paar Minuten.«
    Magdalena nickte und stand auf. Sie zog ihre Mutter
sanft vom Stuhl hoch, und Reserl folgte ihr gehorsam aus dem Zimmer.
    Schwemmer ging langsam zum Kopfende des Krankenbettes.
Maiche starrte an die Decke. Schwemmer sprach über seinen Kopf hinweg zur Wand,
leise, obwohl es ihm ziemlich egal war, ob die beiden in den anderen Betten etwas
mitbekamen oder nicht. »Ich muss mit dem Hias reden«, sagte er. »Das weißt.«
    Maiche reagierte nicht. Er starrte einfach weiter
geradeaus.
    »Es ist wichtig, dass er keinen Unfug macht, hörst?
Bis jetzt ist alles zu regeln, aber wenn er noch mehr Mist macht, kann ihm
keiner mehr helfen. Eigentlich dürft ich nicht mal mehr das Reserl auf den Hof
lassen, bis wir da waren, verstehst mich? Aber wir müssen keinen Skandal draus
machen, wenn ich mich drauf verlassen kann, dass der Hias vernünftig bleibt.
Wennst mir das versprichst, glaub ich’s dir. Wenn nicht, fahren wir mit
schwerem Gerät da rauf.«
    Jetzt endlich kam eine Regung in das Gesicht des alten
Mannes. Er sah Schwemmer immer noch nicht an, aber er sagte: »Der werd nix
weiter tua. Dafür sorg i scho. Wart nur, bis des Reserl mit eam geredt hat.«
    »Gut«, sagte Schwemmer und ging hinaus.
    Auf dem Gang standen Reserl und Magdalena. Magdalena
sah ihn gespannt an, aber Reserl nahm ihn gar nicht wahr.
    Herrschaftszeiten, dachte Schwemmer. Das Reserl ist
grad fünf Jahr älter als ich. Aber

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