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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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sie wirkt bald so schwach wie der alte Mann
drinnen auf dem Krankenbett. Mit einer Kopfbewegung zeigte er Magdalena, dass
er mit ihr reden müsse, und sie folgte ihm in Richtung Treppenhaus.
    »Fahrts zusammen rauf zum Hof. Redets mit dem Hias.
Dann rufts mich an«, sagte er. »Auch wenn er nicht da ist.«
    »Wo soll er schon hin?«, sagte Magdalena.
    Schwemmer wusste nicht, wie er sich verabschieden
sollte. Ein Handschlag schien ihm genauso unpassend wie ein Schulterklopfen.
    »Pfüa Gott«, sagte er endlich und ging zum
Treppenhaus.
    Er lief die fünf Treppen hinunter bis ins Erdgeschoss.
Dass er schwitzte, war ihm egal. Als er aus dem Treppenhaus auf den Gang bog,
entdeckte er den Rechtsanwalt Bichlmeier, der mit hochrotem Kopf vor den
Aufzügen wartete. Schwemmer ging einfach weiter und rettete sich glücklich,
ohne von Bichlmeier bemerkt zu werden, in die Halle. Er lief an den
Massagesesseln und dem Guckkasten mit dem Pappdorf vorbei die letzte Treppe zum
Ausgang hinunter. Draußen auf dem Parkplatz atmete er tief durch, aber halbwegs
gut fühlte er sich erst, als er wieder in seinem Büro saß und Frau Fuchs ihm
auf seine höfliche Bitte hin einen Becher Kaffee gebracht hatte.
    Als Schafmann endlich in Schwemmers Büro auftauchte,
hielt er ein Papier in der Rechten, die Linke war dick verbunden.
    »Du hast richtig was verpasst«, sagte Schwemmer. »Was
ist mit der Hand?«
    »Eishockey«, sagte Schafmann mit Duldermiene.
    »Seit wann spielst du Eishockei?«
    »Ich hab nur beim Training zugeguckt. Der Große ist
gestürzt, blutet aus der Nase. Da bin ich aufs Eis, weil er so schreit, und
dabei fährt mich einer von den Kleinen über den Haufen. Wir stürzen umeinander,
und irgendwie ist dabei meine Hand unter seinen Schlittschuh geraten.
Strecksehne des Mittelfingers angerissen. Nichts weiter.«
    »Und dein Sohn?«
    »Der Trainer hat ihm ein Papiertaschentuch gegeben,
damit er sich die Nase zuhält. Können wir über was anderes reden? Von mir aus
sogar über die Arbeit.«
    »Das ist ein weites Feld heute. Wo soll ich anfangen …
Wie wär’s da mit?« Schwemmer warf Bartovic’ Liste über den Schreibtisch.
»Einhundertundvier Leute, die Grund haben könnten, Mirl Schedlbauer was
anzutun.«
    »Wer immer es war, er hat sich dabei nicht sehr
professionell angestellt«, sagte Schafmann und warf ihm seinerseits das Papier
zu, das er in der Hand hielt. »Vorbericht technisches Gutachten. Die Lenkung
wurde tatsächlich manipuliert.«
    Schwemmer blätterte mit gekräuselter Stirn die Blätter
durch. »›Schrauben am Lenkgetriebe gelockert‹«, las er. Er berichtete Schafmann
von Hias spektakulärem Auftritt im Krankenhaus.
    »Erst ein misslungener Anschlag, dann eine Morddrohung
… Man kann gespannt sein, was die Isenwald dazu sagt«, sagte er.
    »Ich weiß nicht«, sagte Schafmann. »Für mich klingt
das komisch. Wenn die Schedlbauerin ein bisschen ein vorsichtiger Typ wäre,
hätte sie sofort angehalten, als die Lenkung schwammig wurde. Der Täter konnte
überhaupt nicht wissen, wo und wann die Schrauben rausfallen. Nicht mal, ob sie
das überhaupt tun.«
    »Sie könnten sogar schon seit Längerem locker gewesen
sein«, sagte Schwemmer, und Schafmann stimmte ihm mit einer Geste zu.
    »Außerdem fährt sie in der Regel angeschnallt, wenn
wir ihr das mal glauben wollen«, sagte er. »Und angeschnallt kannst du in so
einem Auto so ziemlich alles überleben.«
    »So einen Quatsch würd der Hias oder der Meixner-Bauer
auch nicht machen«, sagte Schwemmer. »Wenn die sie umbringen wollten,
hätten sie’s richtig gemacht.«
    Schafmann runzelte die Stirn. »Klingt mir ein bisschen
arg gefühlig, was du da sagst.«
    »Ist es auch«, brummte Schwemmer. Sein Telefon
signalisierte einen Internruf. Er nahm ab. Es war ein Kollege von der Wache
unten. »I wollt nur gsagt ham, die Isenwald is unterwegs zu Eane.«
    Schwemmer fragte sich, warum die Staatsanwaltschaft
das ausgerechnet der Wache mitteilte. »Schön. Wann wird sie denn da sein?«,
fragte er.
    »Na, so … jetzat«, sagte der Kollege, und Schwemmer
erkannte das Missverständnis im selben Moment, als es an die Tür klopfte.
    »Danke«, konnte er noch ins Telefon sagen, da öffnete
sich die Tür bereits, und eine heute ganz in frühlingshaftem Gelb gekleidete
Staatsanwältin klackerte in sein Büro.
    »Grüß Gott miteinand«, sagte sie und strahlte sie an.
»Hab ich das richtig ausgesprochen?«
    Sie wartete eine Antwort gar nicht ab, denn das Erste,
was ihr auffiel,

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