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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Zander mit Graupen geben sollte, war eigentlich schon genug für den Tag
gewesen. Aber heute setzte es Schlag auf Schlag. Er hoffte, dass dieser adlige
Schnösel der negative Höhepunkt sein würde, aber irgendwie hatte er kein gutes
Gefühl.
    Schlimmer geht
immer, dachte er.
    »Herr Kant, warum
sind Sie eigentlich hier?«, fragte er, entschlossen, das Gespräch wieder unter
Kontrolle zu bringen.
    »Ich habe vorgestern
Abend in einem Gespräch mit Frau Meixner von dem Toten in der Klamm erfahren.
Das machte mich nachdenklich. Ich habe deshalb gestern mit meiner Arbeit
begonnen, ohne auf Herrn Schedlbauer zu warten. Er hatte mir Herrn Bartovic als
potenziellen Mitwisser genannt, und er hatte recht. Allerdings ist der nur das
letzte Glied in der Kette. Er hat mir die Liste gegeben, die natürlich nichts
beweist.«
    »Warum hat er das
getan?«
    »Ich habe ihn darum
gebeten.«
    »Und er hat sie
Ihnen einfach so gegeben?«
    »Ihnen doch auch,
oder?«
    Du aalglatter Sack,
dachte Schwemmer. »Bartovic sagte, Sie hätten ›Argumente‹ gehabt.«
    »Oh, ich kann sehr
überzeugend sein, wenn es nötig ist«, sagte Kant, ohne eine Miene zu verziehen.
»Und Bartovic’ Reaktion zeigte mir, dass der Verdacht meines Auftraggebers
nicht aus der Luft gegriffen war. Was mich aber letztlich zu dem Entschluss
brachte, meinen Wissensstand mit dem Ihren abzugleichen, war Herrn Bartovic’
Frage, ob ich versucht hätte, Frau Schedlbauer umzubringen.«
    »Und? Haben Sie?«,
fragte Schwemmer.
    »Dass sie noch lebt,
spricht dagegen«, antwortete Kant ohne sichtbare Regung. »Haben Ihre Techniker
schon etwas herausgefunden?«
    »Leider nicht. Aber
ich rechne jederzeit mit dem Vorbericht.«
    »Bei einem so neuen
Auto versagt nicht einfach die Lenkung«, sagte Kant.
    »Richtig. Deshalb
tippe ich auch auf Fahrfehler.«
    »Die Leute auf der
Liste verdächtigen Sie nicht? Oder die Familie Meixner?«
    Wie kommt er auf die
Meixners?, dachte Schwemmer, aber die Antwort lag auf der Hand. Der Mann kannte
Lenerl. Er würde einiges aus ihr herausbekommen haben. Schwemmer versuchte
einen Ausfall.
    »Ich hab Sie
vorgestern in Oberammergau in diesem Restaurant gesehen«, sagte er.
    »Ich Sie auch«,
antwortete Kant und machte auch diesen Punkt.
    »Wie kommen Sie auf
die Meixners?«, fragte Schwemmer.
    »Professor Wilkinson
erzählte mir von einer Semesterarbeit, die das Unterhaltsamste gewesen sei, das
seine Studenten ihm je geliefert hätten. Sie stammte von Vinzenz Schedlbauer
und behandelte die Geschichte der Meixner-Schedlbauer-Fehde. Aber Wilkinson
hatte natürlich eine entspannte Perspektive«, fügte Kant entschuldigend hinzu.
»Für die Ordnungskräfte vor Ort wird sich diese Sache wohl als wenig amüsant
dargestellt haben.«
    »Das Wesentliche hat
sich vor meiner Zeit hier abgespielt.«
    Das Telefon auf dem
Schreibtisch begann zu läuten. Schwemmer war froh über die Unterbrechung und
zögerte nur höflich, bevor er abnahm.
    Aber was er zu hören
bekam, forderte eine Menge Selbstbeherrschung, denn eigentlich hätte er gerne
laut und herzhaft darüber geflucht. Aber er bewahrte die Contenance, die ein
»von und zu«-Klugscheißer wie sein Gast von ihm erwarten durfte.
    »Herr Kant von
Eschenbach«, sagte er, nachdem er wieder aufgelegt hatte, »ich möchte Ihr
Vertrauen nicht über Gebühr auf die Probe stellen.«
    * * *
    Magdalena betrat ihr Hotel, vorsichtig, um nicht
aufzufallen, weil sie das Gefühl hatte, hier, an diesem schönen Ort, ein
Störfaktor zu sein. Sie fühlte sich hässlich – ausgebrannt, erschöpft, über
ihre Grenzen hinaus belastet.
    Es saßen Gäste im Frühstücksraum, aber niemand sah
her. Sie schlich durchs Foyer zur Treppe. Nur Andi nahm sie wahr.
    »Ich komm gleich«, flüsterte sie ihm zu.
    Aber Andi machte eine heftig abwehrende Geste. »Komm
erst mal zu dir«, flüsterte er zurück.
    Sie schüttelte den Kopf und stieg die Treppe hinauf.
Großvater hatte schrecklich ausgesehen in seinem Krankenbett, die Haut ganz
grau, die Augen glasig, die Stimme heiser und kaum zu verstehen.
    Magdalena war von sechs am Morgen an bei ihm gewesen,
weil er spätestens da wach wurde, und als sie um neun sagte, sie müsse nun zur
Arbeit ins Hotel, aber das Reserl komme bald, hatte der Maiche nur genickt,
ohne sie anzusehen.
    Sie zog sich aus und ließ die Sachen einfach auf den
Boden ihres Apartments fallen. Im Bad drehte sie die Dusche auf, stieg hinein
und ließ das heiße Wasser über ihren Körper laufen, aber eigentlich nahm sie

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