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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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dunkelgrünen Stahlschrank geöffnet hatte. Mit einer einladenden
Geste winkte er Schafmann heran.
    Der Schrank war leer, bis auf ein paar Hirschfänger
und eine Vorderladerpistole, die wahrscheinlich noch aus dem Dreißigjährigen
Krieg stammte.
    »Nicht mal Munition«, sagte Schafmann.
    »Da hatte Schwemmer schon mal recht«, sagte Frau
Isenwald, die ihm über die Schulter schaute. »Die Waffen sind nicht mehr da.«
    In der Tür hinter ihnen lehnte mit verschränkten Armen
Reserl Meixner. Und sie war wütend. So wütend, dass sie plötzlich auf Schafmann
und Frau Isenwald losging, die in dem engen Raum vor dem Waffenschrank hockten.
    »Den Hias nehmts mit, hod er gsagt, der Schwemmer, und
wiederkommen tat der! Von dem da war koa Red! Und ‘s Lenerl hat er a glei
mitgnomma! Lasst mi do alloa mit all de Leit! Verbrecher seids, wissts des? A
oide Frau so zu kujonieren!«
    Sie sagte tatsächlich ›kujonieren‹. Frau Isenwald
richtete sich auf und stand ihr nun direkt gegenüber.
    »Welche alte Frau?«, fragte sie sanft.
    Schafmann war sehr froh darüber, dass die Isenwald
sich Reserls angenommen hatte. Im Wohnhaus der Meixners hatten sie nichts von
Belang gefunden. Maiches Schuhe hatten Größe 47. Von Belang waren allenfalls
Briefpapier, Umschläge und Briefmarken der gleichen Art, wie sie für den
Drohbrief an Mirl Schedlbauer benutzt worden waren.
    Schafmann verließ die Wohnung und wechselte hinüber in
die kleine Stube des Knechts. Er blieb in der Tür stehen, weil Dräger und einer
seiner Kollegen darin beschäftigt waren und so fast den gesamten freien Raum
einnahmen. Beide trugen Gummihandschuhe.
    Schafmann hatte eigentlich gedacht, dass es so etwas
gar nicht mehr gäbe. In dem kleinen Zimmer war die Zeit vor einigen Jahrzehnten
stehen geblieben. Er tippte auf die frühen Siebziger. Alles war ordentlich und
frisch. Die Wände schienen vor nicht allzu langer Zeit tapeziert worden zu
sein, allerdings mit einer so altmodisch bunten Tapete, dass man, wie Schafmann
vermutete, in einer Münchener Boutique viel Geld dafür bezahlen müsste.
    Es gab keinerlei Wandschmuck.
    Nicht einmal ein Kreuz, fiel Schafmann auf.
    Auf dem schmalen Bett hatte Dräger eine Folie
ausgebreitet. Darauf lag ein erster Fund: ein Paar Bergschuhe.
    »Passen die?«, fragte Schafmann.
    »Hundertprozentig. Größe 45. Profil und
Abnutzungsspuren stimmen. Das sind die Schuhe«, antwortete Dräger.
    Er kniete auf dem Boden und klopfte mit dem Griff
eines Leatherman die Dielen ab.
    »Hören Sie das?«, fragte Dräger. Er klopfte
abwechselnd auf zwei nebeneinanderliegenden Dielen.
    Schafmann hörte keinerlei Unterschied, aber Dräger
klappte seinen Leatherman auf, stemmte die Klinge des Schraubendrehers in die
Fuge und hebelte das Brett ohne große Anstrengung heraus.
    In dem Raum darunter lagen drei Gewehre. Drägers
Kollege machte ein paar Fotos von der Fundstelle, dann hob Dräger die Waffen
nacheinander heraus. Er sah sie von allen Seiten an und diktierte:
    »Suhler Fortuna Bockdoppelflinte, alt, stark
abgenutzt.«
    Der Kollege nahm ihm das Gewehr ab, schlug es in Folie
ein und klebte ein Etikett darauf.
    Dräger nahm das nächste Gewehr. »Bockdoppelflinte der
Marke …«, er drehte es hin und her, bis er den Herstellernamen fand, »… der
Marke Simson. Alt, aber sehr gut gepflegt.«
    Das Prozedere wiederholte sich.
    » AKAH Repetierbüchse mit deutschem Stecher, Zeiss-Zielfernrohr. Alt, aber sehr gut
gepflegt.«
    Unter den Gewehren kamen Munitionsschachteln und eine
Pistole zum Vorschein. Wieder wurden Fotos gemacht.
    Dräger nahm die Pistole heraus und diktierte. »Walther
P38, wahrscheinlich Zweiter Weltkrieg, wenig benutzt, gut gepflegt.«
    Die Munitionsschachteln wurden herausgeräumt und
sichergestellt. Es waren etliche verschiedene Kaliber und Marken, darunter auch
12/70er Patronen von Rottweil und Remington, gefüllt mit 6er und 00er Kugeln,
den beiden Schroten, die den Toten getroffen hatten.
    In der untersten Lage des Verstecks fanden sich eine
Teedose aus Blech und ein in Wachspapier eingeschlagenes flaches Päckchen.
    Dräger öffnete die Dose. Sie enthielt eine von Gummis
zusammengehaltene Rolle verschiedener Euroscheine.
    Dräger sah die Rolle abschätzend an.
    »Das sind ein paar tausend vielleicht«, sagte er und
legte die Rolle zurück in die Dose.
    Die Ersparnisse eines Lebens, dachte Schafmann.
    Dräger nahm das flache Päckchen und wickelte es aus
dem Wachspapier. Es enthielt einen Bilderrahmen. Er zeigte ihn

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