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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Er war so vertieft in den Anblick des glatten Pappmachégentleman im silbergrauen Pepitaanzug, daß er den Schatten nicht bemerkte, der sich kurz in der Glasscheibe spiegelte. Erst als er Schritte hörte, drehte er sich um.
    Es war der blonde Bertie.

11
    Er hatte schon die andere Straßenseite erreicht und bog um die Ecke. Paul wartete einen Moment, dann rannte er los. Als er die Kreuzung erreichte, blieb er stehen und sah vorsichtig die Querstraße entlang.
    Bertie mußte auch gelaufen sein. Er war schon fast die ganze Länge der Straße entfernt. Paul blieb im schmalen Schatten der Hauswände und folgte ihm. Als genug Fußgänger zwischen Bertie und ihm waren, lief er wieder ein Stück, um aufzuholen.
    Bertie sah sich kein einziges Mal um, sondern rannte zielstrebig weiter. An der Fußgängerampel wartete er nicht auf Grün, sondern flitzte bei Rot über die Straße. Paul mußte sich dicht hinter ihm halten, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Der Verkehr nahm immer mehr zu. An den Ampeln stauten sich Fußgängertrauben, parkende Lieferwagen verstopften die Straße.
    Als Bertie plötzlich zur Seite sprang und sich zwischen den wartenden Autos hindurchschlängelte, hätte Paul ihn fast verloren. Die Autoschlange fuhr gerade wieder an, als Paul dazwischenjagte. Reifen quietschten, ein Fahrer fluchte durch das heruntergekurbelte Fenster hinter ihm her, das Hupkonzert schwoll an.
    Paul erreichte die andere Straßenseite, aber Bertie war verschwunden. Ratlos blieb Paul stehen und sah sich um.
    Ein Gemüseladen, ein Friseur, drei Bürohäuser, ein Kino, ein Kaufhaus und ein Hutgeschäft ... Hoffnungslos! dachte er und ging auf die breiten Glastüren des Kaufhauses zu. Die riesige Schaufensterfront zog ihn wie ein Magnet an.
    Eine Klimaanlage blähte seinen Pullover auf, als er an den ersten Ständen vorbeiging. Unter langen Leuchtschlangen häuften sich glitzernde Bonbonberge, Kindersachen, Ledergürtel, Sonderangebote. Langsam ging er weiter. Hemden, Pullover, Schuhe und lederne Brieftaschen. Von rechts kam Beatmusik, und er ging zur Schallplattenabteilung.
    Da sah er ihn wieder.
    Bertie stand mit dem Rücken zu ihm. Er zuckte im Takt der Musik mit den Hüften und wühlte in den Plattenstößen. Paul blieb hinter dem Informationsschalter stehen.
    »Womit kann ich dienen?« fragte der Mann hinter der runden Barriere.
    Paul ging weiter. Er machte einen Bogen um den Tabakstand und ging hinüber zur Schirmabteilung.
    Der Beat wurde von leisem Swing abgelöst; Bertie schlenderte weiter. Paul folgte ihm, ließ aber zwei Reihen Tische zwischen Bertie und sich. Bertie ging jetzt auf den Mittelgang zu und stieg auf die Rolltreppe. Paul wartete, bis Berties Kopf hinter einem Plakat verschwand, und rannte dann hinüber. Er lief auf der rollenden Treppe hoch, quetschte sich an einer mit prallen Tüten beladenen Frau vorbei und war mit ein paar Sätzen im ersten Stock. Bertie verschwand gerade hinter zwei hohen Teppichstapeln in der Möbelabteilung.
    »Schluß mit dem leidigen Gemüseputzen!« rief ihm die heisere Stimme des Propagandisten vom Treppenabsatz nach.
    Paul folgte Bertie jetzt mit größerem Abstand. Hier war es nicht mehr so voll wie unten. Aus der hinteren Ecke leuchteten die gelben und blauen Zelte der Campingschau herüber. Es roch nach Imprägnierungsmittel, Bohnerwachs, Gummi und frischem Lack. Do it yourself! mahnte ein Plakat.
    Bertie ging zur Sportabteilung hinüber. Spielerisch ließ er die Hand über die Luftmatratzen und die daunenweichen Schlafsäcke gleiten.
    »Achtung, Achtung«, dröhnte plötzlich ein Lautsprecher, »bitte beachten Sie auch die besonders günstigen Angebote unserer Lebensmittelabteilung im Kellergeschoß ... Bong!! «
    Bertie war stehengeblieben, und Paul drückte sich hinter eine Wand aus künstlichem Schilf. Ein kleiner Teich mit Plastikwänden zeigte das Zentrum der Sport- und Jagdabteilung an. Bertie stand vor einer offenen Vitrine mit Angelruten, Fliegen und Jagdmessern.
    Paul sah das Glas blitzen; er konnte erkennen, daß es breite Messer mit Horngriffen und Lederschlaufen waren. Vorsichtig schob er sich etwas näher. Dann blieb er wieder stehen. Hier war außer ihnen beiden kein Mensch. Erst weiter hinten bei den Zelten redeten zwei Verkäufer miteinander, und auf der anderen Seite pilgerte eine Familie mit kleinen Kindern durch die kleinen Wohnzimmer und Küchen der Möbelabteilung.
    » Bong! Wie wäre es mit einer kleinen Erfrischungspause im dritten Stock?«
    Berties

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