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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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»Normalerweise ja. Aber anvertraut hat sie mir gar nichts. Jedenfalls nichts echt Wichtiges. War mir dann auch irgendwann egal, weil ich ja noch mehr Freundinnen hab. Auch ’ne beste, und das war nicht Judith.« Sie hob ratlos die Schultern. »Ich glaub, Judith hat alles, was sie so runtergezogen hat, in ihr Tagebuch geschrieben. Das hat sie auch mit auf Klassenfahrt genommen und so … Da durfte keiner reingucken, und vorgelesen hat sie auch nichts daraus.«
    »Ein Tagebuch!« Lyn setzte sich gerade auf. Davon hatten die Kollegen des Sachgebiets 1, die den damaligen Selbstmord bearbeitet hatten, nichts erwähnt. Da musste sie unbedingt nachhaken.
    »Vielleicht hat sie Timo ja mehr erzählt«, berichtete Svenja freimütig weiter. Langsam schien sie Gefallen an dem Gespräch zu finden.
    »Timo. Das war Judiths Freund? Der hat bestimmt auch einen Nachnamen?«
    Svenja grinste. »Klar. Der heißt Timo Grümpert. War einen Jahrgang über uns, ist aber backen geblieben und nach den Sommerferien in Judiths Klasse gekommen. Hat irgendwann angefangen, sie anzubaggern, aber da war sie ja kacke drauf. Schließlich war er dann doch erfolgreich. Ich glaub, weil die beiden so ’ne Art Seelenverwandtschaft hatten.«
    Lyn zog eine Augenbraue hoch. »Was heißt das?«
    »Timos bester Freund ist im Herbst gestorben. Mirko war mit seinem Moped unterwegs, als ihn ein Lkw gerammt hat. War sofort tot … Da ging’s Timo ziemlich scheiße. Aber ab da haben er und Judith sich gegenseitig aufgepäppelt. Hatten ja was gemeinsam, waren beide depri.«
    Svenja lehnte sich in den Sessel zurück. Ein Zeichen, dass sie jetzt entspannter war. »Seit Oktober oder November waren die beiden fest zusammen. Judith war echt glücklich. Das hat man gemerkt. Und das war ja auch der Grund, warum keiner das gerafft hat, das mit dem Selbstmord. Noch dazu, weil sie ja auch gerade wieder Kontakt mit ihrer Mutter hatte. Da war ja auch jahrelang Sendepause.«
    Lyn schnalzte mit der Zunge. Das Mädel entwickelte sich zu einem wahren Quell an Informationen.
    »Weißt du Genaueres über die Beziehung zu ihrer Mutter?«
    Svenja Ploetz überlegte kurz. »Nicht wirklich. Judith hat sie letztes Jahr ein paarmal besucht, und das war wohl ganz okay.«
    »Dann danke ich dir, Svenja«, verabschiedete Lyn sich, verstaute das Aufnahmegerät und stand auf. Sie deutete auf das T-Shirt des Mädchens. »Cooles Shirt. Du willst wohl jetzt auch zum Festivalgelände?«
    »Ich wollte gerade los. Normalerweise müsste ich ja bis siebzehn Uhr arbeiten, aber dienstags hab ich Berufsschule.«
    »Warst du letztes Jahr auch auf dem Festival? Zusammen mit Judith?«
    Svenja nickte. »Wir durften das erste Mal hin. Meine Mutter musste Judiths Vater echt lange bequatschen, bis er eingewilligt hat.«
    »Bist du die ganze Zeit über dort mit Judith zusammen gewesen?«
    »Nee, das waren ja drei Abende. Jeder hat sich mal abgesetzt. Da trifft man schließlich irre viele Leute. Man zieht nicht immer mit den gleichen Leuten rum. Bühne, Biergarten, Wackinger … Keine Ahnung, wo Judith immer war.«
    »Du hast gesagt, dass Judith nach den Sommerferien plötzlich schlecht drauf war. Bist du dir da ganz sicher? Oder kann es auch sein, dass sie schon vor dem Wacken Open Air in dieser depressiven Stimmung war?«
    Svenja spielte mit ihrer Unterlippe. »Nee, beim Festival war sie voll gut drauf. Und vorher auch … Bei unserer Abschluss-Klassenfete nach dem Open Air ist mir das erste Mal aufgefallen, dass es ihr nicht gutging. Da war sie so komisch und ist gleich wieder verschwunden. Da dachte ich ja noch, dass es die Nachwehen vom Festival waren.« Sie griente verlegen. »Wir haben da ziemlich viel getrunken.«
    »Mit wem war Judith zusammen, als du sie am Festival-Samstag das letzte Mal gesehen hast?«
    Svenja riss die Augen auf. »Keine Ahnung. Echt nicht. Am frühen Abend waren wir zusammen beim Wrestling in der ›Bullhead City‹. Danach sind wir mit ein paar Kumpels aufs Infield zu ›Kreator‹. Anschließend gab’s ›Motörhead‹, aber da war sie dann, glaub ich, irgendwann weg. Und danach hab ich sie nicht mehr getroffen. Keine Ahnung, mit wem sie dann noch abgehangen hat … Sind wir jetzt fertig? Kann ich los?«
    Bleib lieber zu Hause. Ein Irrer zieht vielleicht über das Gelände. Mit einer Waffe.
    Die Worte lagen Lyn auf der Zunge, aber natürlich durfte sie sie nicht aussprechen. Darum nickte sie nur. »Alles Gute für dich.«
    * * *
    Cornelia Stobling warf die Kippe ins Gras, trat

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