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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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verzichten.
    Vielleicht war es sowieso am besten, das Megaphon zurückzubringen und nach Hause zu fahren. Morgen war Sonntag. Und auch Andy würde nach Hause fahren. Gesund und munter. Bestimmt.
    Seufzend ging sie weiter. Einmal würde sie es noch versuchen. Und dann war Schluss.
    »Andy Stobling!«, sprach sie zwei Minuten später in das Megaphon. »Andy Stobling, hier ist deine Schwester Conny. Ruf –« Erschrocken brach sie ab, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
    »Frau Stobling!«
    Sie drehte sich abrupt um, erwartete, in das Gesicht eines Polizisten zu blicken, der ihr jetzt gehörig die Leviten lesen würde. Aber der Mann trug keine Uniform, sondern ein schlichtes schwarzes T-Shirt, um seine Hüften hatte er die Ärmel eines schwarzen Sweatshirts geschlungen.
    »Ja-a?« Automatisch verbarg sie das Megaphon hinter ihrem Rücken. Sein spöttisches Lächeln machte ihr diese kindische Aktion bewusst.
    »Das brauchen Sie nicht mehr, Frau Stobling«, sagte er, weiter lächelnd. »Sie werden Ihren Bruder hier nicht finden … Darf ich mich vorstellen?« Er hielt ihr die Hand hin. »Felix Victor, Kripo Itzehoe. Ihr Bruder befindet sich bei uns.«
    »Mein Gott …« Cornelia Stobling schossen die Tränen in die Augen.
    Endlich! Andreas war in Sicherheit!
    Sie ergriff die dargebotene Hand wie einen Rettungsanker. »Hat Frau Harms Sie geschickt? Wie haben Sie mich gefunden?«
    Er lächelte und deutete hinter ihren Rücken. »Sie waren nicht zu überhören. Es war nur eine Frage der Zeit, wann Sie einem Polizisten in die Arme laufen.«
    »Herrje.« Cornelia grinste – und schluchzte zugleich vor Erleichterung. »Ihre Kollegen haben andauernd versucht, mich zu erreichen. Ich bin nicht mehr rangegangen, weil ich dachte, es sei wegen meiner Aktion hiermit …« Verlegen stopfte sie das Megaphon in die Tüte. »Geht es Andy gut?«
    »Kommen Sie.« Er griff nach ihrem Arm. »Wir gehen. Ich bringe Sie zu Ihrem Bruder.«
    »Danke schön. Sie glauben gar nicht, wie froh ich bin.«
    Er musterte ihr Profil, während sie nebeneinander Richtung Ausgang gingen. »Sie lieben Ihren Bruder wohl sehr?«
    »Aber ja! Er ist meine Familie. Ich würde alles für ihn tun.« Sie strahlte ihn an.
    »Alles?« Sein Lächeln reichte bis in seine Augen. »Das ist gut.«

VIERZEHN
    Lyn versuchte, Timo Grümperts Blick festzuhalten. Sie wollte nicht, dass er sich wieder abwandte. »Du sagst, ich habe den Film nicht verstanden, Timo? Dann … dann sag du mir, wie der Film weitergeht.«
    »Der Film geht nicht weiter. Er … er ist zu Ende, als Benedikt seinen … seine Jeans öffnet. Ich … ich bin abgehauen, als er sie … Einfach abgehauen.« Sein ganzer Körper bebte jetzt unter der dünnen Decke auf dem Krankenbett.
    »Moment.« Lyn sah ihn irritiert an. »Was …?« Sie versuchte zu sortieren, was er gerade gesagt hatte. »Wer ist Benedikt?«
    Timos Augen leuchteten dunkel aus seinem weißen Gesicht. »Benedikt ist … war … mein Kumpel. Der Kumpel von Mirko und mir. Verstehen Sie das jetzt? Wir drei. Wir sind die Darsteller in dem Film.«
    Die Ungeheuerlichkeit dessen, was Lyn jetzt bewusst wurde, verschlug ihr die Sprache. Sie brauchte einen Moment, um sich zu fangen. Aus der distanzierten Filmbeschreibung wurde gerade ein Geständnis. Lyn räusperte sich den Hals frei. Sie musste ihn belehren. Ob er ihre Worte allerdings wahrnahm, als sie ihn über seine Rechte als Beschuldigter aufklärte, bezweifelte sie.
    Timo war nicht mehr zu stoppen. Er weinte und redete gleichzeitig. »Ich hab Judith damals doch noch gar nicht gekannt! Ich war doch eine Klasse über ihr. Aber Benedikt und Mirko waren in ihrer Klasse. Und die haben mich zu der Klassenfete eingeladen, weil ich backen geblieben war und nach den Sommerferien auch in ihre Klasse gehen würde. Und Benedikt hatte … er hatte was im Internet bestellt … Und wir … er wollte es ausprobieren. Er hat Zettelchen gemacht. Mit allen Mädchennamen. Von allen, die da waren. Und … und Mirko hat gezogen.«
    »Und er hat Judith gezogen?« Lyn merkte selbst, dass ihre Stimmlage sich verändert hatte, härter klang.
    Timo schüttelte den Kopf. »Er hat Svenja gezogen.«
    »Svenja? Judiths Freundin? Aber … wieso dann …?«
    »Judith hatte zwei Klassenkameraden aus Itzehoe angeboten, in ihrem Gartenhaus zu übernachten, weil es ja wieder frei war. Sie hat den Schlüssel von ihrem Bund abgemacht und zu den beiden rübergeschoben. Und auf dem Tisch ist er dann erst mal liegen geblieben.

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