Tod ist nur ein Wort
ihren Brüsten. Mit dem Finger zeichnete er die roten Linien nach und fragte sich, welche Qualen sie in der Vergangenheit wohl erlitten hatte.
Dann lächelte er. Nicht in ferner Vergangenheit – ihr BH war einfach zu eng gewesen.
Keine Frau, die er kannte, würde einen zu engen BH anziehen, wenn sie die Wahl hatte. Er blickte ihre langen Beine hinunter auf die Füße. Dort waren die roten Linien noch ausgeprägter – sie hatte auch zu enge Schuhe getragen.
Das Pulver, das er in ihren Kognak getan hatte, wirkte zuverlässig – sie würde zwischen sechs und acht Stunden schlafen und ohne jeden Kater aufwachen. Obwohl sie den durchaus verdient hatte nach all dem Wein, den sie zum Dinner getrunken hatte. Sein kleines Geschenk für sie.
Systematisch durchsuchte er ihr Zimmer. Er fand drei weitere Paar Schuhe, alle in der gleichen Größe, alle hochhackig. In ein paar Tagen würde sie humpeln. Wenn sie dann noch da wäre.
Er entdeckte keine schwarze Tarnkleidung. Jedenfalls nicht in ihrem Zimmer, und sie konnte sie nicht irgendwo auf dem Anwesen versteckt haben, ohne dass sie jemand fand. Keine Waffen, keine interessanten Dokumente. Ihr Pass war eine hervorragende Fälschung – das Bild darin zeigte eine etwas pummeligere und jüngere Version der Frau, die er heute kennengelernt hatte. Angeblich kam sie aus North Carolina. Sie war fast vierundzwanzig Jahre alt, ein Meter siebzig groß, wog 121 Pfund und war vor zwei Jahren mit einem Studentenvisum nach Frankreich gekommen. Sie hatte eine Arbeitserlaubnis, was an sich schon eine Überraschung war. Er traute niemandem mit zu perfekter Tarnung.
Ansonsten fand er keine Papiere, weder gefälschte noch andere. Nicht viel Geld. Keine Rezepte, nichts Persönliches.
In ihrer Brieftasche hatte sie ein paar Fotos – Aufnahmen, die sie mit angeblichen Familienangehörigen zeigten und die mit Leichtigkeit zu fälschen waren.
Er legte sie zurück und ging auf die andere Seite des Bettes. Das Glas war zerbrochen, den präparierten Kognak hatte der Teppich aufgesogen. Keine große Unordnung, die zu beseitigen war – er hatte weit Schlimmeres erlebt. Diesmal gab es kein Blut und keine Leiche, die er loswerden musste. Noch nicht.
Er leerte die Karaffe mit dem präparierten Kognak ins Waschbecken und füllte sie mit dem Inhalt einer Flasche, die er mitgebracht hatte. Außerdem hatte er ein weiteres Glas mitgenommen, in das er einen winzigen Schluck hineingoss, bevor er es neben das Bett stellte.
Wieder sah er auf sie hinunter. Offenbar war sie doch ein Profi – wenn er bei seiner Suche nichts finden konnte, hatte sie ein Versteck entdeckt, an das noch nicht einmal er gedacht hatte.
Außer natürlich, sie sagte die Wahrheit. Dass sie tatsächlich eine knapp vierundzwanzigjährige Frau aus North Carolina war, die keinerlei Ahnung hatte, mit wem sie es im Château zu tun hatte.
Aber warum sollte sie dann die falschen Schuhe und den falschen BH tragen? Warum sollte sie ihre Sprachkenntnisse verbergen?
Nein, in Anbetracht all dessen war sie keinesfalls nur eine ahnungslose Zuschauerin. Sie war hier, um jemandem Schaden zuzufügen, und er musste herausfinden, wem und warum.
Er begann, die Schleifen des Nachthemds wieder zuzubinden. Dann hielt er inne und ließ es unterhalb der Taille offen. Sie würde sich am nächsten Morgen darüber wundern, sich jedoch an nichts erinnern. Er konnte mit ihr anstellen, was er wollte, und sie würde sich an nichts erinnern.
Tatsächlich gab es eine Reihe von Dingen, die er gerne mit ihr anstellen würde, doch bei den meisten davon sollte sie lieber wach sein. Es mochte Unerfahrenheit gewesen sein, dass sie den Vorteil seines eindeutigen Annäherungsversuches am Abend nicht genutzt hatte, doch so optimistisch war er nicht. Sie hatte schon zu viel verraten. Er musste sie ins Bett bekommen, sie verführen, und er würde sie besser kennen als sie sich selbst.
Aber dazu musste sie bei Sinnen sein.
Er setzte sich neben sie aufs Bett und beobachtete ihren Schlaf. Es würde die Dinge vereinfachen, wenn er sie jetzt tötete. Er konnte es schnell und sauber erledigen und Hakim einfach sagen, dass er ihr nicht getraut hatte. Hakim würde das hinnehmen.
Er legte seine Hand auf ihren Hals. Ihre Haut war warm und weich und hob sich hell gegen seine gebräunte Hand ab. Er konnte das gleichmäßige Pulsieren des Blutes in ihrer Halsschlagader fühlen und das Heben und Senken ihrer Brust beobachten. Kurz verstärkte er seinen Griff, bevor er die Hand
Weitere Kostenlose Bücher