Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
Wiebke auf Anfang dreißig schätzte. Die dunkelblonden Haare waren kurz geschnitten und mit einem wohlduftenden Gel in Form gebracht, die Brille mit den dünnen Gläsern war rahmenlos. Der Anzug sicher nicht von der Stange, Wiebke tippte auf einen italienischen Designer. Schlecht schien er nicht zu verdienen, und so kam sie zu dem Schluss, dass der Husumer Haubarg wohl ganz gut lief. An seiner Brusttasche erkannte sie ein glänzendes Schild mit der Aufschrift Anders Thomsen, Manager . Der Geschäftsführer des Hotels wurde von einer unsichtbaren Wolke teuren Rasierwassers umgeben, die schwer im Raum hing.
    Als die Gäste näher traten, lächelte er, als könne er kein Wässerchen trüben.
    Typ dynamischer Jungmanager, durchzuckte es Wiebke.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Einen Tee vielleicht.« Petersen warf Wiebke einen glücklichen Blick zu. Nun kam er also doch noch zu seinem Elf-Uhr-Tee, stellte Wiebke amüsiert fest. Sie verneinte dankend, als sie gefragt wurde, ob sie auch etwas trinken wolle.
    Anders Thomsen griff zum Telefon und bestellte Tee und Gebäck. Danach lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und fragte die Beamten nach dem Grund ihres Besuches.
    »Wir ermitteln in einem Tötungsdelikt«, kam Petersen auf den Punkt. Unaufgefordert zog er sich einen der Stühle vom runden Tisch heran und setzte sich darauf. Wiebke zog es vor, stehen zu bleiben. Das Fenster stand auf Kipp. Vogelgezwitscher drang in den Raum. Draußen gab es einen pedantisch kurz geschnittenen Rasen und einige Büsche, die das Gelände von der viel befahrenen Straße abgrenzten.
    »Hören Sie, unser Haus hat einen sehr guten Ruf.« Das Lächeln war wie weggewischt, auf seiner Stirn zeigte sich eine tiefe Sorgenfalte.
    »Das bezweifeln wir auch gar nicht«, erwiderte Petersen.
    »Geht es um den Toten auf Nordstrand?« Anders Thomsen deutete auf den Friesenboten , der zusammengefaltet auf dem Schreibtisch lag. Der Tote im Strandkorb hatte es in der Husumer Zeitung auf Seite Eins geschafft.
    Petersen ging nicht auf die Frage ein. Er blätterte in der Mappe und zog ein Foto des Toten heraus, um es Thomsen auf den Schreibtisch zu schieben. »Kennen Sie diesen Mann?«
    Thomsen beugte sich vor, betrachtete die Aufnahme, schüttelte stumm den Kopf, nahm die Brille ab und warf einen weiteren Blick auf die Fotografie. Wieder ein Kopfschütteln. »Sollte ich?«, fragte er nach einer kleinen Ewigkeit.
    »Er war mehrfach Gast in Ihrem Haus.«
    »Ich kenne nicht jeden Gast.«
    Die Tür wurde nach einem dezenten Anklopfen geöffnet. Eine junge Angestellte im Dienstmädchendress stellte ein Tablett mit Tee und Gebäck bereit. Dann verschwand sie so schnell, wie sie erschienen war.
    »Bitte bedienen Sie sich.« Thomsen setzte ein Lächeln auf wie aus einer Zahnpastawerbung. Er war falsch, das spürte Wiebke sofort. Sie fragte sich, ob er etwas zu verbergen hatte, oder ob es ihm wirklich nur um den guten Ruf des Hotels ging.
    »Sicherlich ist er Ihren Mitarbeitern bekannt.« Petersen schenkte sich Tee aus der kleinen Kanne ein, gab Süßstoff hinein und rührte mit dem Löffelchen um. Das Ganze glich einer Zeremonie. Er nahm einen Keks und nippte von seinem Tee.
    »Mein Team setzt auf Diskretion«, mauerte Thomsen.
    »Und mein Team setzt darauf, einen Mörder zu fassen, der frei herumläuft«, konterte Petersen unbeeindruckt. »Ich denke, dass in einem solchen Fall die Diskretion und der gute Ruf Ihres Hauses zweitrangig sind, Herr Thomsen. Also bitte – fragen Sie Ihre Angestellten, ob der Mann hier bekannt war.«
    Anders Thomsen rang sekundenlang mit sich, dann griff er wieder zum Telefon. Es dauerte nicht lange, und die Empfangsdame erschien nach einem leisen Klopfen im Raum.
    »Kommen Sie, Angelika«, rief Thomsen und winkte sie mit einer weit ausholenden Geste an seinen verkramten Schreibtisch. Angelika trat hinter ihn. Er tippte auf das Foto. »Die Herrschaften von der Polizei möchten gern wissen, ob Ihnen dieser Mann bekannt vorkommt.«
    Angelika warf einen Blick darauf und nickte. »Ich kenne ihn, ja.« Ängstlich betrachtete sie Wiebke und Petersen. »Ist er ein Verbrecher?«
    »Das ist noch nicht raus«, antwortete Petersen. »Jedenfalls ist er tot.«
    »Oh mein Gott, das ist ja schrecklich.« Die Empfangsdame schlug die Hände vor das Gesicht. Anscheinend war Klaus Georgs großzügig im Umgang mit Trinkgeld gewesen, stellte Wiebke in einem Anflug von Sarkasmus fest.
    »Wer ist er?«, fragte Petersen.
    »Ich müsste kurz

Weitere Kostenlose Bücher