Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi
geholfen.« Wiebke lächelte freundlich.
»Sie können dann gehen, Angelika.« Thomsen fuchtelte mit der Hand in der Luft herum. »Vielleicht bereiten Sie den Herrschaften von der Polizei schon mal den Ausdruck mit den Daten vor, damit sie wissen, wann Herr Georgs in unserem Hause zu Gast war.« Ihm war die Angelegenheit offenbar unangenehm, und Wiebke fürchtete, dass sich die Empfangsdame für ihre Offenheit noch einen Dämpfer von ihm einfangen würde.
Angelika zog sich zurück, und auch Petersen gab Wiebke ein Zeichen, dass sie durch waren. Er leerte seine Teetasse und stellte sie auf das kleine Tablett zurück. Schnell griff er nach einem weiteren Keks. »Und Sie sind so freundlich und versorgen uns mit den entsprechenden Videoaufzeichnungen und mit den Einträgen ins Gästebuch. Die Unterlagen lasse ich heute Nachmittag von Kollegen abholen, wenn das recht ist.«
»Natürlich, dafür benötigen Sie keinen Durchsuchungsbeschluss.«
Daher weht der Wind, dachte Wiebke. Thomsen war alles recht, solange er die Durchsuchung seines Hotels verhindern konnte, ohne sein Gesicht zu verlieren. Als sie sich mit Petersen von ihm verabschiedet hatte, fragte sie sich, ob es einen Grund für Thomsens außergewöhnlich kooperatives Verhalten gab.
Thomsen griff zum Telefon, nachdem die Beamten gegangen waren. Er hatte keine Lust auf Schwierigkeiten und wollte den Ruf seines Hauses auf keinen Fall schädigen. Der Husumer Haubarg war seine Existenz, und alles, was dem Hotel und Restaurant schaden könnte, wehrte er ab. Thomsen hatte alles auf eine Karte gesetzt und nicht vor, sich die Zukunft von einem einzigen Gast zerstören zu lassen. Nervös trommelte er mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Es tutete nur zweimal in der Leitung, bis sich jemand mit einem knappen »Hallo?« meldete.
»Ich hatte Besuch von der Polizei. Sie haben erfahren, dass er hier seine Nächte mit ihr verbracht hat.«
»Was haben Sie ihnen gesagt?« Die Stimme des Mannes am anderen Ende der Leitung klang emotionslos.
»Nichts. Ich habe nicht gelogen, als ich ihnen sagte, dass ich ihn nicht kenne. Er ist mir persönlich nie begegnet. Sie wollen die Bänder der Videoüberwachung sehen, auf denen er auftaucht.«
»Händigen Sie den Polizisten die Aufzeichnungen aus.«
»Das hatte ich vor.«
»Ich werde mich ab sofort wieder selbst um die Sache kümmern. Auch wenn ich wahrscheinlich nicht dafür sorgen kann, dass seine Identität noch länger geheim bleibt. So wie ich die Sache sehe, müssen wir uns in Schadensbegrenzung üben. Ich werde mich darum bemühen, dass sich eine höhere Instanz um den Fall kümmert, aber das kann dauern. Keine Angst, der Name des Hotels wird nicht negativ in den Akten auftauchen.«
»Das wäre auch in meinem Interesse.« Thomsen versprach, seinen Gesprächspartner auf dem Laufenden zu halten, sollte sich noch etwas ergeben, was für ihn von Belang sein könnte, und unterbrach die Verbindung. Danach verließ er sein Büro und begab sich zur Rezeption, wo die Empfangsdame mit einer Kollegin bereits damit beschäftigt war, die von der Kriminalpolizei gewünschten Aufnahmen zu sichten. Es war ein seltsames Gefühl, dass die Existenz des Husumer Haubargs von diesem einen Mann abhängen könnte. Ab sofort durfte nichts mehr schiefgehen.
Nachdem sie den Dienstwagen auf dem Hof der Polizeiinspektion abgestellt hatten, standen sie ein wenig unschlüssig vor dem Eingang des Gebäudes an der Poggenburgstraße. Petersen blickte auf seine Armbanduhr.
»Mahlzeit«, sagte er dann und warf den Autoschlüssel in die Luft, um ihn geschickt wieder aufzufangen und in der Jackentasche zu versenken.
»Was hast du vor?« Wiebke runzelte die Stirn. Sie hatte sich bereits damit angefreundet, die nächsten Stunden im Büro vor dem Computer zu verbringen. Sie mussten recherchieren und das manchmal so lästige Einsatztagebuch auf Stand bringen, doch anscheinend hatte Petersen andere Pläne.
»Guck mal auf die Uhr. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich habe Hunger.«
»Du denkst auch nur ans Essen«, rügte Wiebke ihn.
Jan Petersen strahlte und strich sich über den Bauch. »Na, ’n starker Kerl wie ich muss ordentlich gefüttert werden. Ohne Benzin läuft auch der beste Motor nicht.«
»Dann los.« Wiebke hatte sich umgedreht und marschierte in Richtung Innenstadt.
»Geht doch«, murmelte Petersen zufrieden und folgte seiner jungen Kollegin.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten sie die Hafenstraße und genossen den
Weitere Kostenlose Bücher