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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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bin ich auch wieder weg.« Er zog sie zur Seite und blickte sie ernst an. »Was war denn los zu Hause?«
    »Nichts.« Wiebke winkte ab. Es war ihr unangenehm, dass Jan Petersen sie darauf ansprach. Vermutlich konnte er sich denken, wobei er sie mit dem Anruf gestört hatte. »Ich hatte ein wenig Stress, nichts Weltbewegendes.«
    »Hm.« Petersen blickte sie ratlos an. Dann grinste er. »Habe ich dir eigentlich schon von meinen ausgezeichneten Zuhörerqualitäten erzählt? Also, wenn du magst, schenk ich dir gern mal ein Ohr!«
    »Danke, das tut gut.« Wiebke lächelte ihn dankbar an. Sie konnte nicht anders, sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die nasse Wange. Obwohl Petersen sonst auf cool machte, errötete er prompt.
    »So, und jetzt will ich den Unglücksort sehen«, sagte sie schnell, um ihm die unangenehme Situation zu verkürzen.
    »Dann man los.« Seite an Seite stapften sie durch zahlreiche Pfützen zu dem kleinen Hügel, an dem sich das Strandbistro befunden hatte. Viel war nicht davon übrig geblieben; die Explosion hatte das Gebäude mit den großen Glasflächen in Trümmer gelegt. Ein Strandkorb vor dem Eingang war umgefallen und ausgebrannt. Gespenstisch wie das Skelett eines Ungeheuers ragten die unbrennbaren Überreste in die Luft. Am Boden verliefen die Schläuche der Feuerwehr; die Männer liefen aufgescheucht herum. Das Feuer hatten sie inzwischen gelöscht. Die Reste des Gebäudes qualmten gespenstisch. Funkgeräte quäkten und wurden nur vom Heulen des Windes übertönt. Benzinbetriebene Stromgeneratoren dröhnten hochtourig durch die Nacht und sorgten für das nötige Arbeitslicht. Wiebke spürte, wie sich ihre Kopfhaut zusammenzog, als sie den beißenden Qualm einatmete.
    Petersen war am Rand eines Kraters von gut fünf Metern Durchmesser stehen geblieben. »Hier hat sich der Gastank befunden, der das Möwennest gespeist hat«, erklärte er und deutete in die Tiefe. Wiebke erinnerte sich daran, dass sie hier bei ihren vorangegangenen Besuchen eine Art Wartungsklappe im Boden gesehen hatte. Das gelbe Warnschild hatte sie noch gar nicht wahrgenommen. Die Klappe war durch die Detonation zerfetzt worden und stand offen. Unwillkürlich erinnerte sich Wiebke an eine Schulung, die sie besucht hatte. Es war um Waffen gegangen, und der Krater, der sich jetzt vor ihnen ausbreitete, erinnerte sie sehr an die Detonation einer Handgranate. Hatte jemand eine Handgranate in den Schacht geworfen?
    Zwischen dem Ziehen des Sicherheitsbügels und der Zündung einer Granate lagen nur wenige Sekunden. Eine denkbar kurze Zeit für den Schützen, dem nicht viel Zeit blieb, sich in Sicherheit zu bringen.
    »Normalerweise ist der Zugang zum Wartungsschacht abgeschlossen und manchmal sogar durch eine Plombe gesichert«, riss Petersen sie aus ihren Überlegungen.
    Der Boden war morastig, und sie sanken ein.
    »Wer tut so etwas?« Wiebke hatte einige Denkansätze, doch keine ihrer Ideen erschien ihr plausibel.
    Der Regen ließ ein wenig nach, und Petersen schlug die Kapuze zurück. »Mann«, schimpfte er. »Unter dem Ding kommt man sich ja vor wie ein alter Ackergaul, dem man Scheuklappen aufgesetzt hat.«
    »Na ja …« Wiebke musste bei dem Vergleich lachen und fing sich einen vielsagenden Blick ihres Kollegen ein.
    Einige Feuerwehrleute gesellten sich zu ihnen. »Die Gaszufuhr wurde natürlich sofort unterbrochen«, bemerkte einer der Männer. Christ , las Wiebke an seinem Namensschild. Er war in ihrem Alter, fast zwei Meter groß und durchtrainiert. Jedenfalls, sofern man das unter seiner Schutzbekleidung erkennen konnte. »Wir stehen also auf keiner Bombe mehr. Dennoch befindet sich noch Restgas im Tank, das nun abgepumpt wird. Wir warten auf das entsprechende Fahrzeug.«
    Wiebke betrachtete ihn nachdenklich. »Würde ein gezielter Schuss in den Tank genügen, um die Explosion hervorzurufen?«
    Christ nickte. »Grundsätzlich schon, allerdings können Sie davon ausgehen, dass derjenige, der den Schuss abgibt, ebenfalls dabei draufgeht«, erwiderte der Feuerwehrmann. »Da reicht ein einziger Funke, um diesen Krater hier zu verursachen. Wenn wir davon ausgehen, dass jemand mit einer Pistole da reinfeuert, ist dieser Jemand mit Sicherheit tot.«
    »Wer spricht denn von einer Pistole?« Wiebke tauschte einen Blick mit Petersen, den dieser aber nicht zu deuten vermochte. »Es gehört schon eine gesunde Portion Leichtsinn dazu, mit einer Handfeuerwaffe in einen Gastank zu schießen,

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