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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Unruhe. Die Befürchtung, ins offene Messer zu laufen, raste durch ihren Kopf, während sie das urig eingerichtete Bistro mit den massiven Holzbalken unter der Decke durchquerte. Vielleicht hätte sie Jan doch besser über ihre Pläne informieren sollen, durchzuckte es sie, während sie an den Tisch des Fremden trat.
    Keine Alleingänge , hatte Petersen ihr noch mit auf den Weg gegeben. Warum hatte sie sich trotzdem so töricht verhalten und jede polizeiliche Regel außer Acht gelassen? Niemand wusste, dass sie zu später Stunde noch nach Schleswig gefahren war. Doch sie schätzte Petersen als intelligent genug ein, ihr Handy orten zu lassen, wenn sie morgen vermisst werden sollte. Dann war es eine Frage der Zeit, bis man ihre Spur aufnehmen konnte. Der Gedanke, dass es dann für sie schon zu spät war, verstärkte das mulmige Gefühl.
    »Nehmen Sie doch Platz«, forderte er sie auf.
    Wiebke blickte sich ein letztes Mal im Bistro um und ließ sich auf den freien Stuhl sinken. Niemand der anderen Gäste beobachtete die beiden. An den anderen Tischen unterhielt man sich, man lachte und trank in gemütlicher Runde.
    So unauffällig wie möglich betrachtete Wiebke ihn. Er war Anfang vierzig und von sportlicher Statur, jedenfalls, soweit sie das im Sitzen erkennen konnte. Er duftete angenehm nach einem Rasierwasser, das Wiebke irgendwo schon einmal gerochen hatte. Die dunklen Haare waren ein wenig zu lang und der Dreitagebart wirkte eher markant als ungepflegt. Seine blauen Augen und die ersten Lachfältchen verliehen ihm einen jungenhaften Charme.
    »Sie kennen mich?« Wiebke war überrascht und zupfte an der weißen Tischdecke herum. Noch wusste sie nicht, was sie von der Situation halten sollte. Sicherheitshalber hatte sie die Dienstwaffe mitgenommen, auch wenn sie nicht davon ausging, dass ihr hier, in einer gut besuchten Kneipe, Gefahr drohte. Die Vorschrift besagte, dass Waffen nach Dienstschluss in den Schrank der Inspektion gehörten. Doch wie so oft wichen auch hier Theorie und Praxis voneinander ab.
    »Natürlich. Ich bin Ihr unsichtbarer Schatten, seitdem Sie im Tötungsdelikt an Robert Michels ermitteln.« Er lächelte und wirkte nicht mehr so überheblich, wie er ihr am Telefon vorgekommen war. Eigentlich war er sogar sympathisch, dachte Wiebke, nahm sich jedoch vor, auch weiterhin wachsam zu sein. Trotzdem: Im flackernden Licht der Kerze wirkte sein Gesicht markant und geheimnisvoll.
    »Wie darf ich das verstehen?«
    Ein Kellner trat an den Tisch und fragte sie nach ihren Wünschen. Der Unbekannte orderte eine Cola light, während sich Wiebke für einen Latte Macchiato entschied. Als der Kellner außer Hörweite war, erklärte der Fremde: »Man hat mich auf Sie angesetzt. Ein Kollege observiert Jan Petersen, aber der scheint sich seinem Schicksal zu fügen und den Fall bereits zu den Akten gelegt zu haben.« Er grinste. »Ein guter Polizist, wenn Sie mich fragen.«
    »Ich frage Sie aber nicht«, erwiderte Wiebke trotzig. »Und nun will ich wissen, was Sie mit dem Fall des ermordeten Klaus Georgs – Robert Michels – zu tun haben.«
    »Ich arbeite sozusagen für den gleichen Verein, wie er es getan hat.«
    »Was ist das für ein Verein?«
    »Entschuldigung, ich bin äußerst unhöflich und habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Kai Berger.« Er schmunzelte. »Und keine Angst: Das ist mein wahrer Name. Aber zurück zum Grund unseres Treffens: Ich arbeite für den Bundesnachrichtendienst in Husum.«
    »Sie arbeiten beim BND?« Wiebke gab sich keine Mühe, ihre Überraschung zu verbergen. »Aber der Bundesnachrichtendienst hat seinen Standort in Husum schon im Jahr 2008 geschlossen.«
    Berger schüttelte den Kopf. »Das war die offizielle Version, die Nachricht, die damals durch die Medien ging. Vergessen Sie das alles. Der BND ist nach wie vor in Husum präsent. Wir sind zwar nicht mehr mit hundertfünfzig Leuten im sogenannten Neptun-Seehaus vor Ort, aber wir haben uns einen Schwerpunkt gesetzt. Wären wir ein privates Unternehmen, würde ich sagen, dass wir uns auf unsere Kernkompetenz konzentriert haben.«
    »Und Georgs – ich meine, Michels – war auch bei Ihrem Verein?«
    Kopfnicken. »Er war ein guter Mann. Leider mit einer dunklen Vergangenheit. Aber er war unersetzlich auf seinem Gebiet.«
    »Was war sein Gebiet?«
    »Sorry, darüber darf ich wirklich nicht reden. Aber sicherlich kennen Sie die Geschichten von den langhaarigen kiffenden Computerhackern, die sich in jedes denkbare System auf

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