Tod On The Rocks
Filet mignon serviert. Er wusste, dass nach diesem Gang die Präsentation stattfinden würde. Allmählich fühlte er sich ein wenig sicherer. Viele der Gäste hatten dem Alkohol schon reichlich zugesprochen und waren offensichtlich in sehr entspannter, übermütiger Laune. Zu seiner Linken sah er einen älteren Mann in der Uniform eines Sicherheitsbeamten. Nach Judds Information war er ein pensionierter Polizist aus Aspen, der jetzt für das Museum arbeitete. Er hatte die Aufgabe, das Gemälde an diesem Abend zu bewachen. Es war kurz zuvor in einem Panzerwagen hergebracht worden und sollte am Ende der Veranstaltung in demselben Wagen wieder zum Banksafe gefahren werden. So haben sie es jedenfalls geplant, dachte Judd.
Die Kellner begannen die Teller des Hauptgangs abzuräumen. Judd beobachtete, wie ein Mann von dem Tisch in der Mitte vor der Bühne aufstand und einer älteren Lady seinen Arm anbot. Gleich würde die Feier beginnen.
Er wandte sich Willeen zu und flüsterte: »Jetzt.«
Ida nahm ihre Aufgabe als Amateurdetektivin offensichtlich sehr ernst. Regan beobachtete dankbar, wie sie zwischen den Gängen durch den Saal wanderte und bei verschiedenen Tischen stehenblieb, um einige der Gäste, die sie aus der Reinigung kannte, zu begrü ß en.
Zugleich aber beobachtete Ida offenbar auch mit Adleraugen die Paare, die auf der Tanzfläche waren.
Doch jedesmal, wenn sie an den Tisch zurückkam, schüttelte sie den Kopf in Regans Richtung. »Bisher hatte ich kein Glück. Hier sind so schrecklich viele Leute.«
Nachdem die Tische abgeräumt worden waren, schmetterten Trompeten, und das Spotlight wurde auf Geraldine Spoonfellow gerichtet, die vom Präsidenten des Vereins zur Rettung von Aspens Kulturgütern auf die Bühne geleitet wurde.
»Jetzt soll die Feier also beginnen? Wollen sie denn nicht erst den Nachtisch und den Kaffee servieren? Vermutlich möchten sie sichergehen, dass niemand abhaut, bevor er die Reden geh ö rt hat « , konstatierte Ida.
Plötzlich wurde ihr Blick starr. »Regan«, sagte sie aufgeregt, »sehen Sie die Frau dort drüben im Gang? Die mit den schwarz-silbernen Spaghettiträgern? Das ist das Kleid, das wir gebügelt haben. Ich bin ganz sicher. Sie geht vermutlich zur Toilette.«
Regan stand auf. Louis hatte sich gerade einen Stuhl an ihren Tisch gezogen, um den Reden zuzuhören. Sie spürte seinen vorwurfsvollen Blick und murmelte: »Entschuldige mich bitte.« Im selben Moment ertönte über das Mikrofon Geraldines energische Stimme: »Mein geliebter Gro ß vater, Burton Spoonfellow... «
Der Kojote hatte ebenfalls beobachtet, dass Willeen sich anschickte, den Raum zu verlassen. Und er hatte auch den Blick registriert, den sie über ihre Schulter zurückwarf. So unauffällig wie möglich schlängelte er sich an den äu ß eren Tischen vorbei, bis er am Eingang des Ballsaals stand. Der Flur, der zu den Damentoiletten f ü hrte, war zu seiner Rechten; zu seiner Linken befand sich der erste Notausgang aus dem Ballsaal. Genau diesen würde er benutzen, nachdem er sicher war, dass Judd Phase eins seines Plans erfolgreich hinter sich gebracht hatte, um in den Besitz des Beasley zu gelangen.
Willeen verschwand am anderen Ende des Flurs. Sie würde, wie er wusste, nicht zur Damentoilette gehen, sondern die dunklen, schmalen Stufen in den Keller hinuntersteigen, wo der Hauptsicherungsschalter war. Wenig sp ä ter w ü rde das ganze Restaurant in tiefschwarze Dunkelheit sinken. Während der Kojote alles beobachtete, stand Judd wie geplant von seinem Stuhl auf und machte genau in dem Moment ein paar Schritte in Richtung Bühne, als der Auftritt von Geraldine Spoonfellow angekündigt wurde. Plötzlich runzelte der Kojote die Stirn. Regan Reilly, eine Frau, die ständig Schwierigkeiten bereitete, hatte ihren privilegierten Platz verlassen und schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch. Er zweifelte keine Sekunde, dass sie Willeen folgte. Wieviel wusste oder vermutete sie?
Er trat ein paar Schritte zurück, damit sie ihn nicht bemerkte, während sie den Flur zur Damentoilette hinuntereilte, wo sie, wie er wusste, Willeen allerdings nicht finden w ü rde. Vielleicht spielte es keine Rolle. Die Information oder die Intuition, die sie auf Willeens Fährte gebracht haben mochte, würde ihr jetzt nicht weiterhelfen. Er konnte erkennen, dass Judd beide H ä nde in seine Taschen schob. Aus der einen, auch das wusste er, w ü rde er eine Gasmaske und ein Nachtglas ziehen, aus der anderen eine
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