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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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zusammen und bat an die Tür pochend Einlass.
    Ein Diener in Livree öffnete ihm und er erkannte wenige Schritte hinter diesem einen jungen Mann in vergleichsweise nachlässiger Kleidung. Seine Erfahrung als Polizist ließ ihn in diesem einen Beschützer erkennen, den so mancher Mann mit zwielichtigem Hintergrund engagierte, um sich vor den Attacken unliebsamer Zeitgenossen zu schützen.
    Seine Instinkte waren geweckt.
    Was tat Adelaide in einem Haus, wo der Herr eines solchen Mannes bedurfte?
    Er erläuterte dem Diener, wen er suche, woraufhin dieser ein verblüfftes Gesicht machte.
    „Da muss ich nachfragen. Einen Moment bitte, Sir.“
    Der Diener ließ Harris eintreten und verschwand. Jetzt war er allein mit dem Beschützer. Die beiden Männer sahen sich stumm an. Vom Erscheinungsbild her hielt Harris den anderen für einen Iren.
    Die sich öffnende Tür eines ihm gegenüber liegenden Salons riss Harris aus seinen Gedanken.
    Adelaide!
    Er hatte gerade noch Zeit, einen großgewachsenen Mann im Salon zu erkennen, der, ein Bein lässig über das andere geschlagen, in einem Buch las.
    Hätte Harris es nicht besser gewusst, er hätte denken können, dass er in Adelaide die Dame des Hauses in ruhigem Beisammensein mit ihrem Gemahl gestört hatte.
    Sie schien aber weniger konsterniert, als vielmehr entschlossen. Ihr Gesicht war ohne jeden Ausdruck. Dabei war sie so schön wie immer.
    „Was führt dich hierher, mein Lieber?“, eröffnete sie grußlos das Gespräch.
    Sie brachte Harris Pläne durcheinander.
    „Ich wollte mit dir sprechen.“
    „Davon gehe ich aus“, erwiderte sie ruhig.
    Irritiert suchte er nach Worten.
    „Leider habe ich dich zu Hause nicht angetroffen. Und ich weiß jetzt nicht, ob dies der richtige Ort für ein Gespräch ist …“
    Adelaide blickte kurz zu der Tür in ihrem Rücken und lächelte dann.
    „Das ist kein Problem. Mister Norotkin ist beschäftigt.“
    Sie sprach, als müsse jeder, Harris vorneweg, jenen Mann kennen, der lesend im Salon saß.
    Ein merkwürdiges heißes Kribbeln raste über Harris Körper und er hatte plötzlich das Empfinden, dass er in einem sich lichtenden Nebel stünde. Das Bild eines Soldaten trat in seine Gedanken, der auf dem nebeligen Schlachtfeld steht. Ahnungslos von dem, was sich um ihn herum abspielte, und ob die sich lichtende Sicht neue Bedrohungen, oder aber den Sieg offenbaren werde.
    „Wer ist dieser Norotkin?“ Die Frage war unpassend und doch gleichzeitig geboten.
    Adelaide lächelte noch immer.
    „Ein russischer Adliger, der sich zur Zeit in London aufhält.“
    Wo kam nur dieses Gefühl her, dass Adelaide und er im gleichen Bott saßen? Dass sie von ihrem Verlobten lediglich erwartete, dass er ausspräche, worauf sie harrte?
    Jetzt verstand er auch ihre merkwürdige Zurückhaltung, als ihre Mutter mit solcher Verve die Trauung vorbereitet hatte.
    Wo er noch gezögert und gegrübelt hatte, hatte Adelaide bereits ein Fait Accompli vorbereitet!
    „Ist er dein Geliebter?“, stieß Harris ohne zu zögern hervor.
    „Aber wo denkst du hin? Er ist ein guter Freund. Ein sehr guter Freund. Aber gehen wir doch nach nebenan …“
    Sie führte ihn, ganz Dame des Hauses, in einen leeren Raum, der exquisit möbliert war. Ölgemälde schmückten die Wände und Buketts aus schwer duftenden Blüten standen auf kleinen Tischen.
    Adelaide bauschte ihren Rock und setzte sich dann.
    „Du weißt, dass dein Hiersein inakzeptabel ist“, stellte Harris mit dürren Worten fest.
    Hatte er nun damit gerechnet, dass sie sich verteidigen würde, so hatte er sich geirrt.
    „Mein Lieber … du bist doch nicht hergekommen, um mir einen Vortrag über moralisches Handeln zu halten!“
    Er bemerkte selbst die Lächerlichkeit seines Vorwurfs und schwieg.
    „Außerdem ist seine Gnaden kein wildgewordener Sozialist, sondern aus altem russischem Hochadel.“
    Dem Anstand folgend, hätte Harris sich setzen sollen, doch er unterließ es.
    „Weshalb bist du also hier?“ Ihre Stimme hatte an Schärfe zugenommen. Sein Blick blieb an einem lebensgroßen Porträt haften, das ohne jeden Zweifel Norotkin darstellte und von einem erstklassigen Künstler angefertigt worden war.
    „Nun?“ Adelaide setzte ihm nach wie ein guter Jäger.
    „Ich denke, es ist der falsche Ort und die falsche Zeit …“
    „Das denke ich nicht“, fiel sie ihm ins Wort.
    „Gut. Wenn du es also wünschst … Unter den gegebenen Umständen halte ich es für das Beste, unsere Verlobung aufzulösen.“
    Das

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