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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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denen diese Politik nicht gefällt. Sie wollen mehr sein, als Staffage für den Hof der Romanows. Ich schätze, dein Boss gehört zu diesen Männern. Wie heißt er?“
    „Norotkin“, sagte Finn ohne zu zögern.
    Wladimir schüttelte den Kopf.
    „Ich denke, das ist ein falscher Name. Aber sei´s drum. Was du mir sagst … ich warne dich, kleiner Ire … Nichts ist in deren Spiel das, wofür man es hält. Und ihr Spiel ist groß. Und gefährlich. Die Ochrana ist überall und man gerät sehr schnell zwischen die Mühlsteine.“
    Seine Stimme war so tief und düster wie das Grollen eines herannahenden Gewitters.
    „Was rätst du mir?“
    Wladimir zuckte mit den Schultern und stieß einen pfeifenden Ton aus.
    „Was ich dir rate, kleiner Ire … Steck alles was du hast in deine Taschen und lauf davon. Nein, laufe nicht … Renne! Vergiss diesen Norotkin. Vergiss, was du gesehen oder gehört hast. Und verstecke dich!“
    Es war mehr als eine Vermutung, als Finn sagte: „Du weißt, was da läuft, nicht wahr?“
    „Ich … Brüderchen … Ich weiß gar nichts!“, sagte der Russe mit mildem Lächeln.
     
    X
    Du bist stur , dachte Elizabeth. Aber ich bin es auch!
    Vor ihr lag ein Blatt Papier, auf dem sie die Windrose noch einmal nachgezeichnet hatte.
    So lange hatte sie schon auf das Bild gestarrt, versucht, seine Bedeutung zu ergründen, dass ihre Augen brannten.
    Sie ärgerte sich über ihre eigene mangelhafte Bildung. Ein klügerer Mensch als sie, hätte vielleicht dieses geheime Zeichen entziffern können …
    Hätte sie nur einen Russen gekannt. Aber da war niemand um sie herum und, dass Harris ihr etwas sagen würde – daran glaubte sie nicht. Trotz seiner Liebe zu ihr.
    Heftige Wärme stieg in ihr auf. Ihr Herz zog sich vor Glück zusammen. Aber auch mit einer gewissen Furcht. Wie knapp war er dem Tod entronnen … Sie ahnte, wie schwer seine Verletzung war, wenn er gewissen Bewegungen auszuweichen versuchte.
    Wenn sein Gesicht sich vor Schmerz verzog, wenn er den Oberkörper zu schnell, oder zu weit drehte.
    Sehnsucht übermannte Elizabeth. Sie wollte immer mit ihm zusammen sein. Tag und Nacht. Nie zuvor hatte sie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, sich einem Mann ganz hinzugeben, aber bei Harris war es anders.
    Wenn er in ihrer Nähe war, zählte nichts mehr. Keine Moral, keine Sünde, kein beschmutzter Ruf. Im gleichen Moment, da er versuchen würde, ihren Körper ganz zu nehmen, hätte sie ihm nachgegeben. Und sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde.
    In seinen Augen sah sie es. An der Art, wie er sie ansah, wenn sie sich geküsst hatten.
    Aber auch an der Art, wie er ihr Bett sorgsam mied. Sich nur auf ihren Stuhl setzte, wenn er bei ihr war.
    Und es rührte sie, dass er nicht zu wissen schien, wie sie sich nach seinem Körper sehnte.
    War das die Macht der Liebe? Dass sie ihr Herz und ihre Gedanken bei Tag und Nacht erfüllte? Dass sie nur noch an ihn zu denken vermochte?
    Wenn sie beieinander waren und er von ihrer gemeinsamen Zukunft sprach, schwieg Elizabeth zumeist, denn sie genoss seine Worte. Jedes davon sank in sie hinein und blieb für immer in ihrer Erinnerung.
    Wenn sie alleine war, holte sie diese dann hervor und betrachtete sie wie ein wundervolles Juwel.
    Seit er ihr seine Liebe gestanden hatte, war nichts mehr wie zuvor. Ihr ganzes Leben schien einen neuen Wert bekommen zu haben. Einen festen Grund, der zuvor gefehlt hatte, ohne dass sie es gewusst hatte.
    Wenn jetzt noch der Ripper dingfest gemacht würde …
    Der Mörder von Whitechapel! Da war er wieder, der düstere Schatten, der sich seit Wochen auf sie gelegt hatte.
    Sie musste helfen, ihn zu fassen, denn sie wusste, dass sie erst dann in Ruhe für die Zukunft würden planen können.
    Aber wen sollte sie fragen wegen der Tätowierung, die der einzige Hinweis war, den sie in Händen hielt?
    Ihre Gedanken wanderten durch die Gassen des Eastend. Es gab Polen, Russen … Alle möglichen Leute. Aber sie kannte niemanden.
    Kurzentschlossen legte sie ihr Tuch um und machte sich auf den Weg.
    Elizabeth vertraute auf ihr Schicksal.
    Es war später Sonntagnachmittag und die Kunden des jüdischen Straßenmarkts drängten sich an den kleinen Verkaufsständen.
    Sie betrachtete jedes Gesicht genau. Wem konnte sie ihr Bild zeigen? Wem mochte es etwas sagen?
    Im letzten Moment bemerkte sie aus dem Augenwinkel ein Mädchen, das einen hölzernen Bottich mit Schwung auf die Straße leerte. Die übelriechende Brühe schwappte genau vor

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