Tod und Leidenschaft (German Edition)
Polizei ist beschäftigt mit ihrer Mörderjagd. Aber dennoch … Wenn wir jetzt zu voreilig handeln, verderben wir mehr, als wir erreichen.“
„Wir sind noch nicht am Ende mit unseren Vorbereitungen. Und wir werden umgehend zurückkehren.“
Die Lippen des Bauern spannten sich bei den Worten Norotkins um eine Winzigkeit an. Seine Blicke trafen sich mit denen des Gastgebers.
„Wir?“, hakte dieser nach.
Norotkin senkte langsam seinen Kopf und hob ihn dann wieder an.
„Um Vergebung, Euer Gnaden. Aber wir können kaum für die Sicherheit Eurer Person garantieren.“
„Das werdet ihr müssen“, versetzte Norotkin ruhig. Der Bestattungsunternehmer schien aus seiner Starre zu erwachen, doch der Bauer schloss kurz die Augen und er sammelte sich wieder.
Die drei gehörten also zusammen.
„Sie werden vielleicht England sicher verlassen können … aber in der Heimat …“, gab der Gastgeber zu bedenken.
Der Bauer hörte regungslos zu.
„Bedenken sie … die Ochrana … sie ist äußerst effektiv“, sagte der Gastgeber. Seine Stimme war noch immer ruhig, doch es schwang ein Ton tiefster Besorgnis, Mahnung mit.
„Das ist euer Problem.“
„Nein, euer Gnaden. Es ist unser aller Problem. Kusnetzow kann nicht …“
Norotkin erhob sich so plötzlich, dass Finn zusammenzuckte.
„Ich sagte: es ist euer Problem! Meine Leute kümmern sich um England und ihr kümmert euch um Russland.“
Ohne zu grüßen verließ er den Raum. Finn folgte ihm mit langen Schritten.
Es drängte ihn, Norotkin zu fragen, was eigentlich vor sich ging, doch er wusste ebenso gut, dass er keine Antwort erhalten würde.
Was immer diese Leute taten, oder planten, er war ein Außenstehender. Nur dazu da, das Leben Norotkins im Zweifel um den Preis seines eigenen zu schützen.
Von der Ochrana, der zaristischen Geheimpolizei hatte er allerdings schön gehört. Der Schatten dieser Gruppe lag selbst noch im Eastend über dem Leben so mancher …
Was aber sollte ein Adliger gegen den Zaren haben? Er musste einen Russen finden, der ihm weiterhelfen konnte.
Dass Norotkin ihm bis zum Abend frei gegeben hatte, kam Finn dabei sehr entgegen und so machte er sich, Mary zurücklassend, auf den Weg ins Eastend.
Im Lokal, das zum sozialistischen Arbeiter- Bund gehörte wurde er fündig. Wladimir, ein Hafenarbeiter, mit dem er früher öfter lustige Stunden verbracht hatte, saß an seinem Stammplatz und sang gerade mit anderen um die Wette, wer als erster die Mauern zum Einsturz bringen könne.
Als Wladimir seinen irischen Freund erblickte, sprang er mit gerötetem Gesicht auf und stürmte auf Finn zu.
„Mein Freund … Gospodin!!!“, brüllte er über die Köpfe der anderen hinweg und riss den Iren in seine wuchtigen Arme. Er roch nach Gin und Schweiß. Wladimirs Lachen dröhnte in seinem Brustkorb und Finn hatte Mühe, Luft zu holen.
„Können wir reden?“
Wladimir grinste so breit, dass sogar seine Augen funkelten.
„Erst einen schönen Wodka, mein Kleiner!“ Er drehte sich zum Wirt hinter der Theke um und schrie: „Einen Wodka für meinen Freund, Väterchen!“
Mit ihren Gläsern bewaffnet, drängte Wladimir Finn zu seinem Tisch. Doch Finn blieb stehen.
„Es ist wichtig. Kann ich dich alleine sprechen?“
Wladimir kannte den Tonfall. Er klang in jeder Sprache gleich und seine Miene wurde Ernst. Das Lächeln war aus seinen Zügen wie fortgewischt.
„Komm mit …“, sagte er und schob Finn in einen Nebenraum. Es war eine bessere Besenkammer, aber es war ruhig.
„Was ist?“
Finn suchte nach Worten, wie er beginnen konnte, ohne Wladimir zu verscheuchen. Er wusste, dass Männer mit seiner Vergangenheit scheuer waren, als Rehe an einem Herbstabend.
„Hör zu … ich arbeite seit kurzem für einen Mann …“ Vorsichtig beschrieb er, was hinter ihm lag und ließ dabei kein Auge von Wladimirs Gesicht. Sobald er irgendeines Vorzeichens Gewahr würde, musste er seine Rede in eine andere Richtung lenken können.
Als er geendet hatte, setzte sein russischer Freund sich schwer auf ein an der Wand stehendes Fass. Seine wuchtigen Hände kratzten unruhig an seinen Nägeln.
„Hör zu …“, hob er mit schwerem Akzent an. „… der augenblickliche Zar … er ist ein mächtiger Mann. Die Reformen seines Vaters sind ihm ein Dorn im Auge. Er will die Macht aber nicht dem Adel zurückgeben, sondern ganz auf der Krone einen. Verstehst du?“
Finn nickte, sagte aber kein Wort, um Wladimir nicht zu stoppen.
„Es gibt im Adel Männer,
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