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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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ins Café stürmte, war Hermine Heuwinkel verschwunden. Ich fragte den Inhaber, aber der zuckte nur mit den Schultern. Als ich mich abwenden wollte, hielt er mich zurück: »Ich dachte schon, dass Sie beide die Zeche prellen wollen …«
    Er lächelte mich an, und ich verstand. »Wie viel?«
    »Macht zusammen fünf fünfzig.«
    Ich gab ihm einen Zehner und verzichtete auf das Wechselgeld. Ich stürmte wieder nach draußen. Hermine Heuwinkel war nirgends zu sehen. Krause stand noch immer vor der Schranke. Als er mich sah, setzte er ein grimmiges Gesicht auf.
    »Haben Sie Frau Heuwinkel gesehen?«, fragte ich ihn.
    »Wieso? Ist doch Ihre Freundin!«
    Die Schranken senkten sich abermals. Irgendwie schienen sie in diesem Stück mein Schicksal zu bestimmen. Ich kam mir vor wie ein Schauspieler auf einer Theaterbühne. Und die Schranke stand genau in der Mitte. Und seltsamerweise war sie, immer wenn ich unbedingt auf die andere Seite musste, geschlossen. Das Publikum würde seinen Spaß haben.
    In diesem Moment erspähte ich Hermine Heuwinkel jenseits der Schranke. Sie war auf dem Weg zum Metzger. Ich sah, wie sie unschlüssig vor dem Schaufenster stand. Ich schaute zu Krause. Der spielte gerade mit seinem Handy herum.
    Ich nutzte die Gunst der Stunde, schaute nach rechts, schaute nach links und vergewisserte mich, dass kein Zug kam. Dann bückte ich mich und schob mich unter dem gestreiften Balken hindurch. Noch während ich lossprintete, hörte ich Krause hinter mir schreien: »Morgenstern, das kostet Sie das Doppelte. Mindestens! Bleiben Sie stehen!«
    Ich achtete nicht auf ihn. Ich war mir sicher, dass er mir nicht folgte. Damit würde er ja selbst eine Ordnungswidrigkeit begehen.
    Die Schranke auf der gegenüberliegenden Seite überwand ich mit einem eleganten Sprung.
    Ich fluchte, als ich feststellte, dass ich Hermine Heuwinkel erneut aus den Augen verloren hatte. Meine Hoffnung war, dass sie inzwischen in der Metzgerei verschwunden war. Als ich wieder beim Laden war, sah ich, dass die Schlange der Kunden bis auf die Straße reichte. Normalerweise war die Metzgerei gut besucht. Im ganzen Teutoburger Wald gab es vielleicht hier und da genauso gutes Fleisch. Aber nicht die fachliche Beratung und die Zeit, die Frau Schlüter und ihre Mitarbeiter den Kunden widmeten. Besonders die Älteren liebten es, auf der Bank, die im Verkaufsraum stand, ein Schwätzchen zu halten. Wie früher auf dem Marktplatz, aber viel bequemer. Doch wahrscheinlich war der noch größere Kundenandrang der Tatsache zu verdanken, dass sich der Überfall wie ein Lauffeuer herumgesprochen hatte.
    Ungeduldig drängte ich mich an der Schlange vorbei, was mir sofort ein paar harsche Bemerkungen einbrachte:
    »Verzeihung, haben Sie Frau Heuwinkel gesehen?«, rief ich Frau Schlüter zu.
    »Herr Morgenstern!« Frau Schlüter wirkte etwas gehetzt. »Hier sind Ihre Steaks!«
    Ich bahnte mir einen Weg bis zur Theke. Diesmal murrte keiner mehr.
    Frau Schlüter drückte mir eine große Tüte in die Hand.
    »Ich nahm sie entgegen und wunderte mich. »Ist das nicht ein bisschen viel?«
    »Da ist auch noch die Kümmelsülze für Frau Heuwinkel dabei. Sie hat mich angerufen und wollte sie abholen. Ich habe gehört, dass Sie mit ihr … also, vielleicht können Sie sie ihr ja vorbeibringen. Oder ihrem Mann. Liegt ja quasi auf Ihrem Weg.«
    Sie lächelte mich so unschuldig und freundlich an, dass ich einfach nicht Nein sagen konnte. Allerdings war ich einmal mehr verblüfft, wie schnell sich irgendwelcher Klatsch in diesem Stadtteil herumsprach.
    Ich fragte mich, was ich falsch gemacht hatte. Ich war hierher gezogen, weil ich die Einsamkeit gesucht hatte. Seit den Ereignissen des letzten Jahres war ich drauf und dran, eines der bekanntesten Gesichter im Teutoburger Wald zu werden.
    Eigentlich hätte ich nun schnurstracks nach Hause fahren sollen.
    Oder Abendroth anrufen, um ihm zu sagen, dass er sich seinen verdammten Auftrag sonst wohin stecken sollte.
    Vor allem hätte ich Hermine Heuwinkel ab sofort aus meinem Kopf verbannen sollen.
    Stattdessen machte ich den Fehler, mich in meinen Volvo zu setzen und geradewegs zum Anwesen der Heuwinkels zu fahren. Ich war mir plötzlich sicher, dass ich Hermine Heuwinkel dort antreffen würde.
    Früher oder später.

6.
    Anwesen war der richtige Ausdruck. Ich fühlte mich irgendwie an die Ponderosa-Ranch aus »Bonanza« erinnert, als ich die breite, kiesbestreute Auffahrt hinauffuhr, die an einem zweiflügeligen

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