Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
TÜV!«, und das war schließlich ausschlaggebend.
Während wir zum Straßenverkehrsamt fuhren, um den Wagen anzumelden, verdüsterte sich Ollies Miene immer mehr. Selbst als ich ihm vorrechnete, was er allein an Versicherung und Steuern noch sparen würde …
Erst als wir die Formalitäten erledigt hatten und er immer noch mit heruntergezogenen Mundwinkeln am Steuer saß, wurde mir klar, dass ihn noch etwas anderes bedrückte.
»Rück endlich mit der Sprache raus!«, forderte ich ihn auf, während wir auf der B239 dahinkrochen.
»Aber ich rede doch die ganze Zeit!«
»Aber nicht über das, was dich seit heute Morgen beschäftigt. Erst dachte ich, es wäre wegen Krautkrüger oder wegen dem Geld. Dann dachte ich, es ist, weil ich dich zu dem neuen Wagen überredet habe …«
»Ach, das ist alles ganz lieb von dir, aber was zählt schon Geld? Oder ein Auto? Es ist allein das Herz, das zählt.«
»Liebeskummer?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. Während er mit der einen Hand weiterlenkte, nestelte er mit der anderen in seiner Jacke herum. Schließlich schien er fündig geworden zu sein. Er reichte mir sein Handy.
»Lies selbst!«
Auf dem Display waren die letzten SMS aufgerufen. In der ersten stand:
»Sare, komm zu uns zurück. Deine Brüder und Schwestern sind in großer Sorge. Du brauchst keine Angst haben. Alles wird gut. Mustafa.«
Ich las die zweite SMS: »Liebe Sare, mein Kind, dein Vater ist in großer Sorge über deine Dummheit. Du weißt, er hat ein schwaches Herz. Wenn du nicht willst, dass es zerbricht, komm wieder. Wir schließen dich in unsere Arme! Mutter.«
Und eine dritte: »Onkel Adalmar hat den Familienrat einberufen. Du weißt, was das bedeutet! Er will dich aus der Familie ausstoßen. Das wäre schlimm für uns alle. Willst du uns das wirklich antun? Es ist noch nicht zu spät! Bereue und heirate Kemal. xxx«
»Wer ist xxx?«, fragte ich Ollie.
Er zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich einer ihrer Brüder. Oder noch ein Vetter oder Onkel.«
Ich musste eine Weile darüber nachdenken. Ich stellte mir Sare vor, die jede Viertelstunde von einer dieser Nachrichten bombardiert wurde. Die neueste Nachricht war erst vor zehn Minuten gekommen.
»Das ist doch der reinste Psychoterror!«, entfuhr es mir schließlich.
Ollie nickte heftig. »Das geht schon seit ihrer Flucht so. Sie geben nicht auf.«
»Wie kommst du überhaupt an diese Nachrichten?«, fragte ich misstrauisch.
»Sie hat sie mir gezeigt und gesagt, sie hält das nicht mehr aus. Ich dachte, es wäre besser, wenn sie mir das Handy gibt. Damit sie nicht in Versuchung kommt nachzugeben. Wer weiß, was sich ihre Familie noch so ausdenkt …«
»Also ist das ihr Handy. Und sie hat es dir einfach so gegeben?«
»Klar, warum nicht?«
Ich schaute in den Seitenspiegel. Ein schwarzer BMW fuhr seit fünf Minuten hinter uns. Kurz nachdem wir am Lippischen Hof auf die L937 eingebogen waren, war er plötzlich aufgetaucht.
Ich machte Ollie auf den Wagen aufmerksam, während ich Sares Handy in die Jackentasche steckte.
»Oh, ein schöner Wagen. Hätte es nicht wenigstens auch ein BMW sein können?«, fragte er vorwurfsvoll.
»Dann wären wir jetzt schneller«, seufzte ich.
»Schneller? Willst du ein Wettrennen veranstalten?« Er schaute erneut in den Rückspiegel. »Der überholt uns eh gleich …«
»Das befürchte ich auch.«
Ich hatte nichts gegen schwarze, tiefer gelegte BMW. Aber solche, die mich nicht sofort überholten oder zumindest zu überholen versuchten, indem sie den direkten Kontakt mit meiner hinteren Stoßstange suchten, waren mir sofort verdächtig.
»Fahr langsamer«, sagte ich. »Lass ihn ruhig rankommen.«
Ollie begriff. Er nahm den Fuß vom Gas, und der Astra schlich um zehn Kilometer langsamer dahin. Der Abstand zu dem BMW blieb dennoch gleich.
Ich drehte den Kopf und spähte durch die Heckscheibe. Leider war nicht zu erkennen, wer uns verfolgte. Die Scheiben des BMW waren getönt.
Ollie warf mir einen fragenden Blick zu.
»Fahr weiter geradeaus, Richtung Hermannsdenkmal.«
Ollie nickte.
Rechter Hand huschte der grüne Alleestreifen vorüber, links ließen wir den Palaisgarten und das Sommertheater hinter uns. Die Parkbuchten des Freilichtmuseums kamen in Sicht. Heute, an einem Werktag, standen hauptsächlich Ausflugsbusse dort.
Aus alter Gewohnheit tippte Ollie aufs Gaspedal, um zu beschleunigen, aber erstens brachte es nichts, und zweitens waren die anderen eh schneller. Die Paderborner Straße
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