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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Stimme, die er ganz eindeutig kannte! – nur woher?
    »Hört«, sagte Justinius, »ich –«
    »Aber«, fuhren die kräftigen, wohltuenden Hände ungerührt fort, »wie viele sind elendiglich geendet? Der keusche, gottesfürchtige Tristan, so durchloht von der Liebe und dem fleischlichen Begehren, daß er daran erkrankte und zugrundeging. Auch wenn man ihn post mortem mit seiner Liebsten vereinte, wie hat er dafür leiden müssen!«
    Wer, zum Teufel, war Tristan? Justinius von Singen war kein Mönch, er war ein Fälscher und Scharlatan in einer Kutte, der Bibelstandard herunter lamentierte und des öfteren durcheinanderwarf. Was wollte dieser Bastard von ihm?
    Mit einem Mal hatte er Angst.
    »Ich will, daß Ihr aufhört«, stieß er hastig hervor.
    Als hätte er nichts dergleichen vernommen, knetete der Masseur weiter, grub seine Fingerspitzen zwischen Justinius Rippen.
    »Und Isolde die Schöne, Isolde die Blonde, dem Herrscher von Cornwall versprochen«, führte er im Tonfall eines Dozenten aus. »Wohin hat die Liebe sie geführt, was hat sie ihr genutzt gegen den betrogenen König, der darüber nachsann, ob er sie lieber dem Feuer oder den Aussätzigen überlassen sollte. Und als er sich schließlich beugte und sie gehen ließ, was blieb von allem? Ihr Herz ist gebrochen an Tristans Leichnam, Justinius, sie hat sich niedergelegt an die Seite eines verfaulenden Toten! Welch ein Ende für die Liebe!«
    »Was wollt Ihr bloß?« keuchte Justinius und versuchte, sich hochzustemmen.
    Die Finger flitzten geschmeidig seine Rückenwirbel entlang.
    »Denn es gibt keine Geheimnisse auf Erden, alles kommt ans Licht, und bei Licht sieht alles schäbig aus, und das Licht ist die Strafe, und die Strafe ist – der Schmerz.«
    »Bitte, ich –«
    Etwas knackste.
    Justinius heulte auf vor Schmerzen. Sein Kopf wurde heruntergedrückt, dann massierten ihn die Hände wieder sanft und freundlich wie zuvor. »Und nun zeigt sich«, sagte die schrecklich vertraute Stimme, »wer den Schmerz ertragen kann. Und wer nicht.«
    Wieder war es, als stoße eine Lanze zwischen Justinius' Knochen. Er schrie, wollte hoch, aber der eiserne Griff preßte ihn unbarmherzig auf die Liege und sein Gesicht in die Tücher.
    Sein Peiniger lachte.
    »Seht Ihr, Justinius, das ist der Vorteil solcher Badstuben. Die hörbaren Zeugen höchster Lust werden den Badenden unhörbar gemacht, wie es sich für ein diskretes Haus gehört. Überall Musik da draußen. Ihr könnt schreien, soviel Ihr wollt.«
    »Was habe ich Euch denn getan«, wimmerte Justinius.
    »Getan?« Weich umfaßten die Hände seine Schultern und massierten die Muskeln oberhalb des Schlüsselbeins »Ihr habt mich verraten, ehrwürdiger Bruder. Ich hatte Euch gut entlohnt für Eure Zeugenaussage, aber Ihr zieht es offensichtlich vor, Euch mit dem Dechanten von St. Maria Magdalena einzulassen.«
    Das war es also. Das war die Stimme.
    »Bitte –« flehte Justinius.
    »Aber, aber. Ich will Euch doch nicht wehtun. Sagt mir einfach die Wahrheit.« Die Wahrheit? »Es – es war nichts«, stöhnte Justinius. »Ja, da kam dieser Dechant, ich
    weiß nicht, was er wollte, wir haben uns über Verschiedenes unterhalten, aber nicht über Gerhard, er –« Der Satz ging in neuerlichem Heulen unter. Justinius Finger klammerten sich um den Rand der Liege.
    »Ein interessantes Studienobjekt, die menschliche Anatomie«, sagte die Stimme ruhig. »Wußtet Ihr bis eben, wie zerbrechlich so ein Schlüsselbein ist?«
    Tränen rannen Justinius über die Wangen. Er weinte vor Schmerzen.
    »Wollt Ihr mir jetzt die Wahrheit sagen?«
    Justinius versuchte zu antworten, aber es entrang sich ihm nur ein Winseln. In einem Akt lächerlicher Gegenwehr zog er sich nach vorne, um über den Rand der Liege davonzuknechen. Die Hände umschlossen ihn und holten ihn zurück.
    »He, Justimus! Nicht doch. Ihr seid ja ganz verkrampft. Entspannt Euch, wie sollen alte Freunde denn da ein vernünftiges Gespräch führen?«
    »Er –«, schluchzte Justinius, »er hat von Euch gewusst. Er weiß auch, daß Ihr Gerhard umgebracht habt, ich schwöre, das ist die Wahrheit, ich schwöre bei Gott!«
    »Schon besser.« Wie zur Belohnung vollführten die Hände angenehme, kreisende Bewegungen auf seinen Schultern. »Aber er hat Euch ein Gegenangebot gemacht, nicht wahr?«
    »Das Doppelte.«
    »Nicht mehr?«
    »Nein«, schrie Justinius, »bei Gott, nein!«
    »Und Ihr habt es angenommen?«
    »Nein, gewiß nicht, wir –«
    Das Geräusch der brechenden

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