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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Sauerstoff, bis er glaubte, seine Brust bersten zu hören, und ließ dann langsam und kontrolliert den Atem entweichen. Dann hielt er seine rechte Hand waagerecht vor sich hin.
    Nach einigen Sekunden begann sie leicht zu zittern. Wieder atmete er tief und konzentriert durch und versuchte es aufs Neue.
    Diesmal zitterte er nicht.
    Sein Blick suchte die Straße ab. Irgendwo in der Nähe mußten zwei von Mathias Knechten unterwegs sein, sofern sie sich an seine Anweisungen hielten. Nach einer kurzen Weile sah er sie schwatzend die Straße herunterkommen. Er hob die Hand zum vereinbarten Zeichen und ging ihnen ein Stück entgegen.
    Mochte Jacop der Fuchs sein rotes Haupt verhüllen, den Dechanten würden sie erkennen. So wie Mathias ihn vor einer Stunde, als sie sich am Forum besprochen hatten, geschildert hatte, gab es einen ähnlichen Kopf kein zweites Mal. Jaspar Rodenkirchen würde alleine kommen oder mit dem Fuchs, ahnungslos, daß er erwartet wurde. So oder so lief er in die Falle. Von da an würden sie ihm unauffällig auf den Fersen bleiben.
    Die Knechte, um genau zu sein.
    Er selber, Urquhart, hatte andere Pläne. Brachte Jaspar Rodenkirchen den Fuchs mit zum Badehaus, um so besser. Kam der Dechant alleine, war Jacop mit Sicherheit dort, wo Urquhart hinzugehen gedachte.
    Die Falle
    »Ich habe übrigens ein bißchen über Euren Freund nachgedacht«, sagte Jaspar, während sie gemeinsam die Severinstraße entlanggingen.
    »Welchen Freund?« wollte Jacop wissen. Unsicher zog er die Kapuze von Jaspars abgelegter Kutte weiter nach vorne. In den letzten Tagen hatte er mehr Mäntel und Umhänge anderer Leute getragen als in seinem ganzen Leben zuvor. Trotz seiner Verkleidung fühlte er sich wie auf einem Silbernen Tablett.
    »Der Euch ans Leder will«, erwiderte Jaspar. »Inzwischen hat sich herumgesprochen, daß einer in Köln seltsame kleine Pfeile verschießt, und wir wissen ja, wer dahintersteckt, wir beide. Aber welche Art von Waffe steckt dahinter?«
    »Eine Armbrust, habe ich das nicht erzählt?«
    »Doch. Es kann ja nur eine Armbrust sein, die Wucht des Durchschlags ist enorm. Nur, daß die Bolzen für jede bekannte Art Armbrust zu kurz sind.«
    »Zu kurz?« Jacop dachte nach. Es stimmte, die Bolzen waren kurz gewesen. Aber er verstand nichts von Waffen. »Was sagtet Ihr noch, Füchschen, trug der Mörder bei sich, als er Euch verfolgte?«
    »Wovon wir die ganze Zeit reden!«
    »Ja, aber wie hielt er sie?«
    »Hielt?«
    »Herr im Himmel, beschreibt mir einfach, wie er die Waffe gehalten hat.« Jacop runzelte die Stirn und streckte seine rechte Hand aus. »Ich – ich glaube, ungefähr so.« »In der Rechten?« Jaspar schnalzte mit der Zunge. »Nicht mit beiden Händen?«
    »Nein.«
    »Seid Ihr sicher?«
    Jacop versuchte, das Bild in seinem Kopf erneut entstehen zu lassen, als er sich in der engen Gasse umgedreht und seinem Verfolger in die Augen geblickt hatte.
    »Ja«, bekräftigte er. »Völlig sicher.«
    »Das ist interessant.« Jaspar lächelte vielsagend. »Es gibt nämlich keine Armbrust, die man mit einer Hand halten und dabei auch noch jemandem hinterlaufen kann.«
    »Aber es war eine Armbrust!« beteuerte Jacop.
    »Natürlich war es das.« Jaspar wirkte sehr zufrieden.
    »Na schön«, seufzte Jacop nach einer Weile. »Was wißt Ihr nun schon wieder, Ihr Ausbund an Gelehrsamkeit, was anderen Menschen verborgen bleibt?«
    »Oh«, sagte Jaspar und zog eine demütige Miene, »ich weiß, daß ich nichts weiß. Hat ein alter Mann in Griechenland gesagt, mir gefällt der Spruch. Wenn Ihr etwas über die platonischen Ideen –«
    »Bleibt mir endlich vom Leib mit Eurem Fachgeplänkel«, herrschte Jacop ihn an.
    »Ihr wollt nichts lernen? Auch gut. Also, ich weiß eine Menge über die Kreuzzüge, was Euch nicht entgangen sein dürfte, kenne die Augenzeugenberichte und das Schicksal diverser armer Schweine, die heimgekehrt sind. Ich kenne vielleicht auch das eine oder andere Geheimnis des Morgenlandes, die Algebra des Al-Khanzmi, die Heilkunde Rhazez’ und den Canon medicinae von Avicenna, die machtvolle Philosophie eines Al Farabi – obschon mir viel zu wenig davon gegenwärtig ist, ich wüßte gerne mehr. Aber das wesentliche Geheimnis der Muslimen ist mir wohlbekannt. Es heißt Fortschritt. Sie sind uns in vielerlei Hinsicht eine gute Nasenlänge voraus.«
    Die Glocken von St. Georg, St. Jakob und den Karmelitern schlugen zugleich die erste Nachmittagsstunde. Jaspar beschleunigte seinen Schritt.
    »Los,

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