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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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gekocht und sich dann für eine Woche aufs Land zu ihren Eltern verzogen hatte. Er verfluchte den Umstand, daß nun er es war, der Holz hacken, einkaufen und saubermachen mußte, alles alleine, und dann verfluchte er auch Jaspar Rodenkirchen, weil schließlich einer an allem Schuld sein mußte. Schnell, während er die große Handkarre mit dem Heringsfäßchen und dem Sack Erbsen entlud, auch das Lot Ingwer, den braunen Zucker und die Butter nach hinten trug, verfluchte er noch Jacop, immerhin hatte der den Rosinenbrei bekommen und nicht er, dann Richmodis und Goddert, schließlich den Erzbischof, den König und den Papst. Danach fiel ihm keiner mehr ein, und Heilige zu verfluchen traute er sich nicht.
    Im übrigen liebte Rolof die Menschen von Herzen, Jaspar, Richmodis und Goddert im besonderen. Das Verfluchen war nur seine natürliche Reaktion auf Arbeit.
    Vom Fluchen und Entladen müde geworden, wischte er sich den Schweiß ab und strich sich den Bauch. Sein Blick fiel auf die Karre, die er hochkant ans Haus gelehnt hatte. An der Karre quietschte ein Rad. Er überlegte, ob er sich an die Reparatur begeben sollte. Das bedeutete weitere Arbeit und noch mehr fluchen. Fluchen wiederum hieß reden oder zumindest murmeln. Rolof verstand die Aufgabe des Mundes aber weniger im Sinne des Hervorbringens als des Hineinsteckens. Er schaute in die Sonne und dachte ausführlich darüber nach, was zu tun sei. Nach einer Weile gelangte er zu dem Schluß, es sei nichts zu tun, zumindest für's erste. Er dankte dem Herrn für die weise Erkenntnis, betrat das Haus und ließ sich auf die Kaminbank sinken.
    Augenblick! Jaspar hatte das Holz im Hinterhof erwähnt. Sollte es nicht gehackt werden?
    Jacop hatte keines gehackt, aber er hatte sollen. Andererseits, wäre es so wichtig gewesen, hätte Jaspar sicherlich darauf bestanden. Jacop hatte trotzdem nicht gemußt. Wozu dann Rolof? Seiner Meinung nach war es ohnehin überflüssig, schönes Holz zu verbrennen, solange noch die Sonne schien und etwas natürliche Wärme ins Haus zauberte. Also nicht.
    Wenn aber doch?
    Ein Schlafender kann kein Holz hacken, dachte Rolof. Hei, das war ein guter Plan! Schlafengehen. Er reckte sich, gähnte und wollte sich soeben daranmachen, die Stiege zu erklettern, als jemand an die Tür pochte.
    »Auch das noch«, brummte er verdrießlich.
    Immer noch gähnend schlurfte er zur Tür und öffnete.
    »Der Herr sei mir dir«, sagte der Mann draußen und lächelte freundlich. »Ist Jaspar zuhause?«
    Rolof blinzelte und betrachtete den Fremden von oben bis unten. Oben hieß in diesem Fall, den Kopf in den Nacken zu legen. Der Mann war groß. Er trug den schwarzen Rock der Dominikaner.
    »Seid Ihr'n Bekannter?« fragte Rolof.
    Der Mann hob überrascht die buschigen Brauen.
    »Aber sicher! Jaspar und ich sind alte Studienkollegen. Ich habe ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen, den alten Glatzkopf, darf ich übrigens hereinkommen?«
    Rolof zögerte. »Jaspar is nich da,  ja? «
    »Oh, wie schade. Gar niemand im Haus?«
    Rolof dachte nach. »Doch«, sagte er langsam. »Ich. Glaube ich.«
    »Nun, vielleicht kann ich warten. Siehst du, ich bin auf der Durchreise und ziemlich erschöpft. In wenigen Stunden muß ich weiter und in einem Dorf die Messe lesen, es wäre eine wahre Schande, wenn ich den Burschen nicht wenigstens noch einmal in die Arme schließen könnte.«
    Er strahlte Rolof an. Der Knecht kratzte sich das Kinn, aber Gastfreundschaft ging schließlich über alles, das hatte Jaspar gesagt. Vielleicht, weil Gastfreundschaft mit Trinken verbunden war. Trinken war gut. Außerdem war der Fremde geistlichen Standes, wenngleich er sich keiner Tonsur befleißigte, aber was wußte man schon von den Orden!
    Rolof zuckte die Achseln. »Bitte sehr, Vater«, flötete er mit aller ihm zu Gebote stehenden Höflichkeit, trat beiseite und neigte ehrerbietig den Kopf. »Ich danke dir.« Der Mann überschritt die Schwelle und sah sich interessiert um. »Äh – da!« Rolof wies auf den flackernden Kamin. »Setzt Euch ans Feuer, ich seh mal, ob noch Wein –«
    »Nicht doch.« Der Fremde nahm auf der Kaminbank Platz und verschränkte seine Arme. »Mach dir um Gottes willen keine Mühe, mein Sohn, setz dich einfach zu mir. Mag sein, wir werden uns prächtig unterhalten, was?«
    »Unterhalten?« echote Rolof mit mehr als skeptischer Miene.
    »Warum nicht? Ich hörte, es passiert so einiges in Köln. Leider war es mir bis jetzt nicht möglich, Genaueres zu erfahren, nur, daß mir

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