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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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konnte sich nicht lösen, während Jaspar emsig Wein nachschenkte. Eine behagliche Runde mochte das sein.
    Eine Runde ohne Goddert von Weiden. Aber es gab keine Runden ohne Goddert von Weiden. Mit entschlossenem Kopfnicken stieg er nach unten, löschte die Lampe und machte sich wieder auf den Weg.
    Lagerhaus
    Sie hatte den Mann, der ihnen mit blankgezogenem Schwert gegenüberstand, schon gesehen. Er hieß Daniel Overstolz und war früher Schöffe gewesen, bevor Konrad von Hochstaden die Patrizier entmachtet und die Ämter neu verteilt hatte. Seitdem galt Daniel in Köln als trinkfreudiger Draufgänger, der jedem Rock hinterherlief. Man sah ihn oft genug mit Kumpanen durch die Straßen reiten. Die Mädchen mochten ihn, weil er gut aussah und ständig bester Laune zu sein schien, aber zugleich sagte man ihm nach, er sei herzlos und obendrein nicht sonderlich klug.
    Jetzt sah er nicht mal mehr gut aus. Das Haar klebte ihm in wirren Strähnen am Kopf, seine Züge wirkten seltsam aufgedunsen und verzerrt.
    »Judas«, zischte er.
    Kuno nahm sie beim Arm und trat einen Schritt zurück.
    »Langsam, Daniel. Du verstehst das falsch.«
    Daniel Overstolz kam ihnen nach, und sie wichen weiter zurück.
    »Ach ja?« höhnte er. »Ich verstehe das also falsch? Wo wolltest du denn hin mit der kleinen Hure?«
    »Daniel, bitte, es hat keinen Sinn, wenn wir uns schlagen.«
    »Oh! Du bittest mich? Da bin ich aber geschmeichelt! Unlängst wolltest
    du mir noch an die Kehle, und plötzlich sabberst du vor Höflichkeit und Ehrerbietung? Schwein! Was glaubst du, wer du bist? Wer gibt dir das Recht, dich aufzuspielen und dich für was Besseres zu halten? Moraltriefende Sau, Verräter! Du maßt dir an, unseren Bund auseinanderzureißen und uns alle an den Galgen zu liefern?«
    Kuno hob beschwichtigend die Hände.
    »Darum geht es nicht«, sagte er eindringlich. »Versteh doch, der Bund ist schon zerbrochen. Wir haben zuviel Schuld auf uns geladen, das war es nicht, was wir gemeinsam beschlossen hatten, das ist nicht mehr unsere Sache.«
    Daniel starrte ihn finster an, dann Richmodis. Ohne zu wissen, worum es überhaupt ging, nickte sie.
    »Kuno hat recht, wir –«
    »Du hältst das Maul, verdammte Hure!« schrie er sie an. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und riß sie an den Haaren von Kunos Seite. Richmodis wollte sich wehren, aber ihre schmerzenden Beine versagten den Dienst, und sie stürzte zu Boden. Kuno sprang entsetzt hinzu. Im nächsten Moment lag Daniels Schwertspitze auf seiner Brust.
    »Wage es nicht, näherzukommen, Auswurf.«
    »Daniel«, sagte Kuno mit bebender Stimme, aber so beherrscht wie möglich. »Bitte laß uns miteinander reden. Du warst einmal Schöffe –«
    »Ja. Ich war Schöffe!«
    »Du hast Gerechtigkeit geübt, hast du das vergessen? Du warst ein guter
    Richter, man hat dich bewundert und verehrt, weil du unbestechlich warst, weil du die Gewalt verachtet und nach Wahrheit gesucht hast. Du hättest nie das Blut Unschuldiger vergossen!«
    Richmodis erhob sich zitternd. Daniel hielt sie immer noch bei den Haaren, aber er rührte sich nicht. Kuno hob vorsichtig die Hand und schob die Schwertklinge langsam zur Seite. Dann kam er einen Schritt näher. Seine Augen glänzten.
    »Denk zurück, Daniel. Denk daran, wie gerecht du warst. Wir haben uns einem gemeinsamen Ziel verschrieben, weil wir an eine höhere Wahrheit geglaubt haben, und ich glaube immer noch daran. Aber unser Ziel war das Gute, und jetzt ist etwas Böses daraus geworden, im Augenblick, da wir Unschuldige geopfert haben. Sieh in dein Herz, Daniel. Du hast dein Amt verloren, aber nicht deine Würde. Ich weiß, was es heißt, zu verlieren! Ich habe meine Eltern verloren und den einzigen Freund, wir haben ihn geopfert in unserer Verblendung. Ich gebe mir nicht weniger Schuld daran als Euch. Ich kann dir alles nachfühlen, die Wut, die Enttäuschung, den Wunsch nach Rache. Aber Verzeihen ist kostbarer, viel kostbarer als Rache. Bitte, Daniel! Hilf mir, diesen Wahnsinn zu beenden.«
    »Bleib stehen.«
    »In Ordnung, Daniel! Schon gut.«
    Daniel drehte Richmodis' Kopf in seine Richtung.
    »Das waren schöne und kluge Worte. Was meint Ihr dazu? Ich will Eure Meinung hören.«
    Sie sah in seine Augen. Die Angst schnürte ihr die Kehle zusammen. »Ja«, flüsterte sie. »Ihr solltet auf ihn hören. Kuno hat recht. Ich weiß nicht, was das alles hier zu bedeuten hat, aber Ihr seid bestimmt kein schlechter Mensch. Ich glaube fest, daß Ihr gut seid, daß Ihr

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