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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Und warum hatte er kein Licht mitgenommen?
    Doch ein alter Esel!
    Er tastete sich hinein und überlegte, wo Jaspar seine Kerzen verwahrte. Wo er schon mal hier war, konnte er ebensogut einen Schluck trinken. Niemand durfte von einem, der schon zum zweitenmal durch dieses Sauwetter gestolpert war, erwarten, daß er nun unverrichteter Dinge wieder nach Hause ging. Zumindest eine kleine Stärkung würde Jaspar ihm nicht verwehren, auch wenn er sich ständig ausbat, gefragt zu werden.
    Goddert schleuderte den nassen Mantel aufs Geratewohl in eine Ecke und hangelte sich am Tisch entlang zur Kaminbank. Er mußte sich erstmal setzen. Inzwischen hatten sich seine Augen halbwegs an die Dunkelheit gewöhnt. Stand da ein Leuchter auf dem Tisch? Er bekam ihn zu fassen, tastete damit zum Kamin und versuchte, den Docht an der Glut zu entzünden. Nach ein paar vergeblichen Versuchen gelang es ihm. Einigermaßen zufrieden trug er den Leuchter zum Tisch, um ihn dort abzustellen und sich dann der Suche nach etwas Trinkbarem zu widmen.
    Sein Blick fiel auf Rolof.
    Er erstarrte.
    »Vater unser, der du bist im Himmel«, wisperte er.
    Dann begann er unkontrolliert zu zittern. Der Leuchter polterte zu Boden, die Flamme verlosch. Rückwärts stolperte er zur Tür. »Richmodis«, jammerte er. »Jaspar. Rolof. Oh Gott, was soll ich tun, oh Herr, was –«
    Eine Hand legte sich schwer auf seine Schulter.
    »Nichts«, sagte eine Stimme.
    Lagerhaus
    Daniel kroch auf allen Vieren ins Nichts. Jede Richtung war wie die andere. Vor seinen Augen flimmerte es, aber das Licht kam aus seinem Kopf. Ansonsten sah er nicht das geringste.
    Er betastete sein Gesicht. Nase und Stirn schmerzten höllisch. Seine Finger fuhren durch klebriges Naß. Und dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke.
    Die Hure hatte ihm die Augen ausgeschlagen!
    Die Vorstellung brachte ihn hoch. Mit einem Aufheulen rannte er blindlings drauflos, stolperte über etwas und stürzte wieder der Länge nach hin. Erneut rappelte er sich auf. Jemand wimmerte. Er versuchte, auszumachen, woher die Geräusche kamen, bis ihm klar wurde, daß er selber sie hervorbrachte. Beide Hände von sich gestreckt tapste er vorwärts, ohne die Spur einer Ahnung, wo es hinging. Seine Finger glitten über Mauerwerk. Nach einer Weile stieß er auf einen Winkel. Er würde sich einfach immer weiter vortasten, beschloß er, bis er den Weg nach draußen erreichte. Dann durch den Hof und an den Häuserwänden entlang –
    Plötzlich fühlte er etwas anderes. Stoff.
    Stoff, der sich bewegte –
    Daniel fuhr zurück und preßte seinen Rücken gegen die Mauer.
    »Kuno?« flüsterte er.
    Jemand machte einen Schritt nach vorn.
    »Du siehst, daß ich hilflos bin«, stieß Daniel hervor. »Du wirst doch keinen Wehrlosen – ich meine, Kuno, die Hexe hat mich geblendet, sieh nur, sie hat mir die Augäpfel zerquetscht – oh Gott, Kuno, ich bitte dich um Barmherzigkeit, jetzt bin ich es, der dich bittet, hörst du, ich bin blind, ich –«
    »Übertreibt nicht so maßlos. Ihr seid nicht blind. Es würde helfen, wenn Ihr einfach Eure Augen öffnet.«
    Daniel erstarrte. Dann blinzelte er. Die Lider waren verklebt vom Blut, aber mit einem Mal konnte er wieder sehen. Vor ihm zeichneten sich in der Dunkelheit des Lagerhauses die Umrisse eines sehr großen Mannes ab.
    »Du bist nicht Kuno.«
    »Nein. Ich bin Euer ergebenster Diener. Wie ich sehe, hat sich mein charmanter Gast aus dem Staub gemacht. Solltet Ihr der Dame etwa die Türe aufgehalten haben?«
    »Urquhart?« rief Daniel überrascht.
    »Das bliebe festzustellen.« In der Stimme schwang Vorsicht mit. »Wichtiger ist einstweilen, wer Ihr seid. Ich mache Euer Schicksal von Eurer Identität abhängig, also antwortet gut. Es müßte allerdings schon ein sehr überzeugender Name sein.«
    »Ist Euch Daniel Overstolz überzeugend genug?«
    »Erwägenswert. Für den Fall, daß Ihr die Wahrheit sagt, werde ich Urquhart sein. Falls nicht, bin ich immerhin Euer Verhängnis.«
    »Ihr seid unverschämt!« Daniel fühlte seine alte Überlegenheit wiederkehren. »Mein Vater ist Johann Overstolz, einer der Mächtigsten in Köln. Wir bezahlen Euch für Eure Dienste. Ihr habt keine anmaßenden Reden zu schwingen, sondern zu gehorchen!«
    Ein kurzes Schweigen trat ein. Dann klatschte es, und Daniels Kopf wurde zur Seite gerissen.
    »Was –?« keuchte er.
    »Die nächste Backpfeife empfangt Ihr aus der anderen Richtung«, sagte Urquhart ruhig. »Die darauffolgende wieder aus dieser. Wir

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