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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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gewagt, mich zu täuschen, Ihr habt mir Euer heiliges Versprechen gegeben, Gerhard zu schonen, und jetzt wird in allen Gassen geredet, er sei tot!« »Er ist es. Aber nicht, weil wir ihm etwas angetan haben, sondern durch eigene Unachtsamkeit.« »Indem er vom Gerüst fiel?« Kuno hob unter hysterischem Lachen die Hände zur Decke. »Hört Ihr das, oh Ihr Heiligen? Hört Ihr die Lügen –«
    »Das ist nicht der Moment, die Heiligen anzurufen!« fuhr ihm Johann dazwischen. »Wenn Ihr unbedingt beten wollt, betet um Eure Seele, daß ihr verziehen wird, was wir gemeinsam beschlossen haben. Ihr seid nicht besser als wir und wir nicht schlechter als Ihr, habt Ihr das verstanden?«
    »Laßt mich ihn aus dem Fenster werfen«, stieß Daniel mühsam beherrscht hervor.
    »Warum habt Ihr es getan?« schluchzte Kuno. Er sank in sich zusam men und schlug die Hände vors Gesicht. Dann starrte er die anderen der Reihe nach an. »Und ich bin daran schuld«, flüsterte er. »Ja, ich bin schuldig. Das ist das Allerschlimmste. Schuldig.« Theoderich nahm einen Pokal, füllte ihn mit Wein und stellte ihn vor Kuno auf den Tisch.
    »Wen wolltet Ihr denn in Stücke hauen?« fragte er beiläufig.
    »Urquhart«, keuchte Kuno.
    Theoderich schüttelte den Kopf. »Trinkt, Kuno. Was hat Urquhart damit zu tun? Es gibt zwei Zeugen, die gesehen haben, wie Meister Gerhard vom Gerüst fiel, weil er einen fatalen Fehltritt beging. Glaubt mir, wir sind genauso erschüttert wie Ihr.«
    Er legte dem Jungen besänftigend die Hand auf die Schulter. Kuno schüttelte ihn ab, stierte den Pokal an und nahm schließlich einen tiefen Zug. »Zeugen«, zischte er verächtlich.
    »Ja, Zeugen.«
    »Es war Urquhart.«
    »Urquhart tut nur, was wir ihm sagen und wofür wir ihn bezahlen.«
    »Dann habt Ihr ihn für Gerhards Tod bezahlt.«
    »Nimm dein Maul nicht so voll«, schrie Daniel. »Wenn du es noch einmal wagen solltest, meine Großmutter eine Hexe zu nennen, werde ich ihr nicht mal mehr Gelegenheit lassen, dich in eine Kröte zu verwandeln, sondern dir sofort deinen Hohlkopf spalten, du Stück Aas.«
    »Dafür sollt Ihr –« fuhr Kuno auf.
    »Nehmt Euch gefälligst zusammen!« Johann gebot Schweigen. »Und zwar alle.« »Mistfresser«, setzte Daniel leise nach. »Wir wollen offen miteinander reden«, sagte Johann. »Seit diese leidige
    Sache mit Gerhard geschehen ist, herrscht Zwietracht zwischen uns, und das muß enden. Also gut, es stimmt, wir haben Gerhard nicht genug vertraut. Es stimmt ebenfalls, daß Urquharts Auftrag im Zuge dieser betrüblichen Entwicklung eine Erweiterung erfuhr. Die Zeugen waren seine Idee. Sie sind natürlich gekauft.«
    »Vater.« Daniel sah ihn ungläubig an. »Warum erzählt Ihr ihm das alles?«
    Johann musterte Kuno eindringlich. »Weil er ein Mann von Ehre und Ritterlichkeit ist, der an unsere Sache glaubt. Gerhard war wie ein Vater für ihn. Ich verstehe, daß er aufgebracht ist, aber ich weiß auch, daß wir in Kuno unverändert einen starken und treuen Freund haben, und zwar einen«, – seine Stimme hob sich, wurde schneidend – »der sich seiner eigenen Versündigungen genügend bewußt ist, um angesichts dessen, was geschehen mußte, nicht den Stab über uns zu brechen.« Leiser fuhr er fort: »Wir sind nur neun. Lorenzo will ich nicht zählen, er dient einzig unserem Geld, aber wir übrigen bilden einen Bund. Wenn wir beginnen, einander zu mißtrauen und zu belügen, wird unser Tun nicht von Erfolg beschieden sein. Wir werden scheitern. Ich bitte und befehle Euch also, keinen weiteren Streit zu führen. Daniel?«
    Daniels Kiefer mahlten. Dann nickte er widerwillig.
    »Kuno?«
    Der Angesprochene senkte den Blick.
    »Ihr könnt nicht verlangen, daß ich in Jubel ausbreche«, murrte er.
    »Keinem von uns ist nach Jubel«, sagte Mathias. »Aber denkt an den Tag, da alles hinter uns liegt. Denkt an den Tag!«
    »Wir werden triumphieren!« sagte Heinrich und beugte sich mit salbungsvollem Lächeln zu Kuno vor. »Wir verstehen Euren Schmerz. Aber bedenkt, was geschehen wäre, wenn Gerhards Gewissen ihm keine Wahl gelassen hätte, als uns zu verraten. Denkt auch an unseren Schmerz, Kuno.«
    »Hätte bloß Hardefust den Fleischer nicht erschlagen«, knurrte Daniel ergrimmt.
    »Das hat er aber nun mal.« Mathias griff achselzuckend in eine Schale mit Schöffenkuchen. »Und wäre das nicht geschehen, hätte es Anlässe genug gegeben, um das Rad der Geschichte in die gleiche Richtung zu drehen. Was wir tun, ist richtig.«
    »Was

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