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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nicht ins Paradies gekommen, alles wegen dem Speck, was meinst du, willst du das?«
    Rolof saß lange wie erstarrt. Dann betrachtete er erst den Speck und anschließend Jacop.
    »Nein«, sagte er lahm.
    »Das dachte ich mir.« Jacop lächelte jovial und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Nun, ich würde mich bereit erklären, dich von einem Stückchen, sagen wir mal der Hälfte, zu erlösen.«
    Rolof nickte, grinste freundlich zurück und fuhr fort, das geräucherte Fleisch mit seinem enormen Gebiß zu bearbeiten. Längere Zeit geschah nichts anderes.
    Jacop wurde unruhig.
    »Rolof?«
    »Mhm.«
    »Du willst doch ins Paradies?«
    »Mhm.«
    »Hast du auch verstanden, was ich dir gesagt habe?«
    »Ja. Du hast gesagt, wenn ich sterbe, stinke ich nach Speck. Find ich gut, ja? Weiß jeder, Rolof war reicher Mann und konnte fressen Speck, ja?«
    »Nicht zu fassen«, murmelte Jacop und verkroch sich wieder in seine Ecke. Nach einer Weile beugte sich Rolof zu ihm herüber und fletschte die Zähne. »Hast du Hunger?«
    »Was? Du stellst Fragen! Natürlich hab ich Hunger.«
    »Da.« Er hielt Jacop tatsächlich die Hälfte seiner Schwarte hin. Jacop fühlte sein Herz einen Schlag lang aussetzen, dann packte er das Ding und biß hinein, daß es spritzte. Er wußte nicht, wie lange es her war, daß er so etwas gegessen hatte. Allenfalls beim alten Bram. Wenn überhaupt.
    Es schmeckte salzig. Ranzig! Köstlich!!! Rolof lehnte sich behäbig wieder zurück und begann, seine Finger abzulecken. Er wirkte äußerst zufrieden. »Jaspar meint, ich hab großen Vorteil«, grunzte er. »Sagt, ich mache saublöden Eindruck, ja?«
    Jacop hörte auf zu kauen und starrte ihn unsicher an. Er wußte nicht recht, was er dazu sagen sollte. Jeder Kommentar konnte eigentlich nur falsch sein.
    »Aber«, fuhr Rolof fort und machte ein schlaues Gesicht, »bin's nich. Willst Speck, ja? Erzählst mir Riesengeschichte. Du bist kein Fuchs, du bist ein Ochse, ja? Dummes Rindvieh mit Fuchsfell. Hättest fragen können.«
    »Ich habe gefragt!« protestierte Jacop.
    Rolof lachte. »Hast gelogen. Deine Geschichte ist Quatsch. Kann nicht sein.« Er hob einen Zeigefinger und strahlte. »Hast nämlich gar keinen Onkel. Jaspar sagt, du hast kein' Menschen nich und nie gehabt. Kann aber nich stimmen mit dem Speck ohne Onkel, ja?« Er strich sich im Vollgefühl seiner geistigen Überlegenheit den Bauch und schloß die Augen. Wenig später erbebte die Stube von seinem Schnarchen.
    »Ich vermute, du solltest auf mich achtgeben«, kicherte Jacop und widmete sich ausgiebig seinem Stückchen Eden.
    Endlich kam Jaspar, und die beschauliche Ruhe in der kleinen, schiefen Kammer fand ihr Ende. Er wirkte aufgebracht und trat unsanft gegen die Bank. Rolof schreckte hoch. Dann fiel der Blick des Physikus auf Jacop. Er hob die Brauen, als sehe er ihn zum ersten Mal, kratzte sich den Kahlkopf und bezupfte seine Nasenspitze.
    »Ach ja«, sagte er, räusperte sich und verschwand. »Oh«, machte Rolof. »Besser, ich gehe, ja? Immer, wenn Jaspar von den Hebräern spricht – oh, oh!«
    »Was ist mit den Hebräern?« fragte Jacop und stand auf, um nach dem Physikus Ausschau zu halten. Er hörte das Geräusch der Bodenklappe aus dem Hinterhof. Offenbar besuchte Jaspar seinen Weinkeller.
    Rolof sah nach rechts und links, eilte heran und flüsterte vertraulich: »Leute verstehen ihn nich, den Jaspar Rodenkirchen!« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mann zu schlau. Kann reden, bis ihm die Zähne wehtun, ja? Weil, die Hebräer – ich weiß ja nix davon, nur, daß was drinsteht von Liebe und Frieden und Gastfreundschaft und guten Sachen alles, find ich jedenfalls. Aber da wird er immer wütend, ist wie ein Tier und geifert – so ungefähr, bäh, brrräähhh!«
    »Ja, weil das die einzigen Worte sind, die du verstehst«, herrschte ihn Jaspar im Hereinkommen an, einen gutgefüllten Krug im Arm. »Bräääh, bräääh, darin erkennt der gute Rolof einen ganzen, geraden Satz mit Objekt, Subjekt, Prädikat und Aussage, und darum versteht er auch die Schweine. Was sagen die Schweine, Rolof? Wie spricht das Schwein? Iß mich, iß mich, sagen sie das nicht? Kaum zu fassen, daß einer die Schweine versteht, nicht mal der heilige Franziskus hat ihre Sprache so fließend und fehlerfrei beherrscht!«
    »Kommt vom Speck«, raunte Jacop dem armen Rolof zu.
    Der ließ ein dröhnendes Gelächter hören, bis ihm die Puste ausging. Dann stand er da und schien nicht recht zu wissen, was man nach

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