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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Unwissenheit nicht, das weiß ich. Keiner verlangt von Leuten wie Euch ein philosophisches Traktat. Selig, die arm im Geiste, denn ihrer –«
    »Ich bin aber nicht arm im Geiste! Und falls ich nichts weiß, stört mich das spätestens dann, wenn es mir einer unter die Nase reibt und mir im selben Atemzug mit Binsenweisheiten kommt, etwa, daß ich meinen Kopf gebrauchen soll. Womit denn, verehrungswürdiger Meister, da ich doch offenbar kein Hirn besitze? Stimmt, augenblicklich weiß ich nicht mal, was ich tun soll, um die nächsten Tage zu überleben. Ich bin in der Tat ein vollkommen unwissender Fuchs, wahrscheinlich eher ein armseliges Eichhörnchen, aber ich lasse mich von niemandem beleidigen! Nicht mal von Euch, und wenn Ihr tausendmal damit prahlt, mir helfen zu wollen.«
    Er verschluckte sich, hustete und mußte Luft holen. Jaspar betrachtete ihn, dann langte er herüber und schlug ihm kräftig auf den Rücken. »So? Ihr wollt also wirklich wissen, was es mit den Kreuzzügen auf sich hat?«
    »Ja«, keuchte Jacop. »Warum nicht?«
    »Nachhilfe in Geschichte. Vorsicht, das wird trocken!«
    »Egal.«
    »Hm. Also gut. Ich muß ein bißchen ausholen. Schenkt Euch mittlerweile nach, ist noch was in dem Krug?«
    »Es dürfte reichen.«
    »Gut. Das christliche römische Reich ist Euch bekannt?«
    »Natürlich.« Jaspar schüttelte heftig den Kopf. »So natürlich ist das eben nicht. Genaugenommen ist es ein gespaltenes Christenreich, über die Jahrhunderte zerborsten. Dort das oströmische Reich, dessen weltliches und geistiges Zentrum Byzanz ist, und demgegenüber das weströmische um Rom. Wenn wir uns heute in Turbulenzen wähnen, solltet Ihr wissen, daß es zur Zeit des endgültigen Zerfalls – vor rund zweihundert Jahren – weit schlimmer zuging. Der Papst zog mit glühenden Worten gegen das angeblich liederliche Leben der Könige und Kaiser zu Felde. Die alte Geschichte. Wenn Geistlichkeit und Weltlichkeit sich an die Gurgel gehen, schieben sie immer wieder gerne unseren Herrn Jesus Christus vor. Der König, solchermaßen in Konflikt mit dem Papst, ließ einen Gegenpapst küren. Da gab es plötzlich zwei Päpste, zwei Stellvertreter des Herrn auf Erden, die einander nicht grün waren und jeder etwas anderes verkündete als sein Pendant. Der eine sprach vom Misthaufen in Rom, der andere von der Hure der Könige, erbauliche Zustände insgesamt. Der Römerpapst belegte den König als Antwort kurzerhand mit dem Kirchenbann. Großes Ohrfeigenausteilen. Aber damit hatte er sein Machtwort lediglich über das weströmische Christenreich gesprochen. Da gab es nun aber auch noch das oströmische und den byzantinischen Kaiser, der sich um Rom nicht viel scherte. Ein zwielichtiger Bursche, der sich in einer blutigen Nachtund Nebelaktion auf den Thron gestohlen und den Vatikan damit zutiefst verärgert hatte. Was tat also der Papst in seinem heiligen Zorn? Was glaubt Ihr?«
    Jacop zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen.«
    »Was hättet Ihr getan als römischer Papst?«
    »Ich hätte den Bann auf Byzanz ausgeweitet.«
    »Sehr gut, Füchschen! Das machte er auch, der Pontifex. Er exkommunizierte den byzantinischen Kaiser gleich mit. Dem war das aber gleich. Im Grunde war ihm alles gleich, sogar, daß die Seldschuken vor seiner Tür standen –«
    »Seldschuken?«
    »Verzeiht. Seldschuken, Petschenegen, alles Türkenstämme, die Mohammed mit den Arabern geeint hatte. Damit erstreckte sich deren Reich von Horasan über Iran und Kaukasus, über Mesopotamien, Syrien und Palästina bis nach Hidschaz. Eine gewaltige Menge Land. Jetzt wollten die Ungläubigen auch noch Byzanz. Angesichts der verworrenen Interessenlage in der Christenheit bestand allerdings kaum Aussicht, ihnen mehr entgegenzuhalten als zahnlose Bibelzitate. Der byzantinische Kaiser war ebenso falsch wie schwach, und das war vielleicht auch ganz gut so, weil man ihn so leichter stürzen konnte. Es gab also die schon vertraute Palastrevolution, und nun kam in Byzanz ein bemerkenswerter junger Mann an die Macht mit Namen Alexios. Als er seine Position so weit gefestigt hatte, zog er Bilanz, und die war düster. Weite Teile des byzantinischen Reiches waren in türkischer Hand, dem kümmerlichen Rest drohte es nicht anders zu ergehen. Sehr verzwickt!«
    Jaspar leckte sich über die Lippen und trank.
    »Zudem«, fuhr er fort, »hatte auch Alexios Ärger mit der weströmischen Kirche, der päpstliche Bann war nämlich auf ihn übergegangen wie die Klauenseuche. Keine

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