Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
ist.«
»Und Ihr meint, er will die Zeugen neu befragen?«
»Das habt Ihr gesagt.«
»Mhm. Verstehe. Ich hoffe nur, er und die anderen sind im Unrecht, aber meine Hoffnung ist kein Richtspruch und mein Wunsch weniger objektiv als eine Untersuchung. Möge Gerhard seinen Frieden finden, und mögen, wenn Euer Freund recht behält, die Mörder unsägliche Qualen leiden! Aber die Gerichtsbarkeit ist Sache der Schöffen, nicht seine, also solltet Ihr Eurem Freund von jeglicher Eigenmächtigkeit abraten. Empfehlt ihm, sich uns anzuvertrauen.«
Sie hatten den Versammlungssaal erreicht.
»Nach Euch«, sagte der Schöffe und ließ Bodo Schuif mit einem freundlichen Lächeln den Vortritt. Bodo nickte würdig und ging hinein. Der andere sah ihm nach. Dann machte er kehrt und rannte die Treppe in langen Sätzen wieder herunter und raus auf die Judengasse.
Letzte Worte
»Mittelfinger«, sagte Jacop.
»Das lernt sie nie, ja?«
»Rolof, altes Stinktier, wenn ich deine Meinung hätte wissen wollen, würde ich gegrunzt haben«, fuhr ihn Richmodis lachend an.
»Sprich nicht so mit Rolof«, knurrte Goddert aus seiner Ecke und goß Wein in seinen Humpen. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, mitzukommen. »Auch das Stinktier ist eine Schöpfung Gottes.«
Jacop nahm ihren Mittelfinger und führte ihn mit sanfter Gewalt auf das richtige Loch in der kleinen Flöte. Seit Jaspar fortgegangen war, hatten sie geübt. Leider stand Richmodis' Talent in keinerlei Verhältnis zu ihren sonstigen Vorzügen. Ihr Spiel war und blieb so schief wie ihre Nase.
»Ich schaffe diesen Wechsel von da nach dort nicht«, klagte sie.
»Wo ist denn von da nach dort?« wollte Jacop wissen.
»Na, von da – nach dort!«
»Ihr schafft alles, wenn Ihr nur wollt. Jetzt blast hinein.«
Richmodis setzte folgsam das Instrument an die Lippen und holte tief Luft. Das Resultat war kaum als solches zu bezeichnen. Lieblich wie ein Schlangenbiß, dachte Jacop.
»Sag ich doch«, brummte Rolof. »Lernt sie nie.«
»Doch«, gab Goddert trotzig zurück. »Sie braucht nur noch ein bißchen Übung.«
»Ich habe das Gefühl, meine Finger brechen ab.« Richmodis knallte die Flöte auf den Tisch, zog einen Schmollmund und sah Jacop unter langen Wimpern an. »Ich rette Euch das Leben, und Ihr quält mich!«
»Quälen?« rief Jacop fassungslos. »Ihr wolltet doch –«
»Weibliche Logik«, kicherte Goddert. »So geht das bei uns den ganzen Tag.«
»Ach Jacop«, summte sie. »Könnt Ihr nicht was spielen?« »Richmodis! So lernt Ihr das nie!«
»Ich will es ja lernen! Aber ich brauche – Inspiration!« Sie lächelte
zuckersüß, und Jacop fühlte sein Herz schmelzen. »Einmal noch, bitte, bitte, damit der dicke Rolof in Bewegung kommt. Spielt was zum Tanzen, und ich verspreche Euch, Tag und Nacht zu üben.«
»So?« Jacop grinste. »Nun, dagegen bin ich machtlos.« Er griff nach seiner Flöte und begann, eine schnelle, bäuerliche Weise zu spielen.
Sofort sprang Richmodis auf und zerrte an Rolof herum, bis der Knecht murrend und knurrend und mit schwerfälligen Tanzschritten durch die Stube polterte. Dann begann ihm die Sache Spaß zu machen, und aus dem Poltern wurde ein Stampfen, daß der Boden zitterte und dröhnte. Richmodis umrundete ihn jauchzend. Jacop sah ihr Haar fliegen und beschleunigte den Rhythmus, während sein Fuß den Takt auf die Bohlen schlug. Goddert beschloß, mitzumachen und ließ die Faust auf die Tischplatte krachen.
Die Tür ging auf.
Jaspar Rodenkirchen betrat den Raum, starrte sie aus kugelrunden Augen an und ging wieder nach draußen.
»Oh«, machte Rolof.
Jacop setzte die Flöte ab.
Richmodis schnitt ein Gesicht, legte die Hände an den Mund und rief: »Onkel Jaspar!« Jaspar kam wieder herein und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Was war denn los?« fragte Goddert vorsichtig. »Was los war?« Jaspar kratzte sich den Schädel. »Ich war im falschen
Haus. Muß eins zu weit gegangen sein, da waren vier Blödsinnige damit befaßt, die Wände einzureißen. Gott sei es gedankt, daß Ihr hingegen alle so sittsam und vernünftig seid und Jacop ganz gewiß das Holz gehackt hat. Stimmt's, Füchschen?«
»Das Holz, ahhh – mmmja.«
»Und Goddert, der Gute, trinkt Wasser aus dem Brunnen. Laß mal sehen, Goddert, du fetter Flußkrebs. Oh, Wein! Wo hast du den denn her?«
»Ja, weißt du –«, wand sich Goddert. »Nein. Weiß ich nicht.«
»Dein Weinkeller stand offen, und ich dachte, bevor da einer reinsteigt und alles
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