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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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klingender Münze auftreten. Er will umschwenken.«
    »Das heißt, sie wurden tatsächlich bestochen!«
    »Ja.«
    »Verdammt!« Jacop ließ sich zurückfallen und holte tief Atem.
    »Wir haben eine Verabredung mit den sauberen Brüdern. Diesmal solltet Ihr mitgehen, ich versorge Euch mit einer schönen Kutte und einer Haube, wie man sie im Bade trägt.«
    »Wieso im Bade?«
    »Ach ja, das vergaß ich zu erwähnen. Wir treffen die zwei in der Badstube gegenüber von Klein St Martin.«
    »Mönche in der Badstube?«
    »Das – äh –«, sagte Jaspar sehr gedehnt, »soll vorkommen. Im übrigen, was hat Euch das zu interessieren? Wollt Ihr mir nicht danken für meine aufopferungsvollen Dienste? Natürlich sehe ich mich außerstande, vierzig Goldmark aufzutreiben, so viel würden es sich Andreas und Justinius nämlich kosten lassen, ihre Meinung zu ändern und vor dem Rat der Stadt Köln öffentlich zu bekunden.«
    »Sie werden gar nichts tun«, fuhr ihm Richmodis dazwischen. »Vielleicht verraten sie's dir, daß man sie gekauft hat, aber nicht den Richtern. Damit würden sie ja zugeben, vorher gelogen zu haben.«
    »Na und, du vorlaute Gans? Was kann denn passieren? Umgebracht haben sie keinen, sie müssen ja nur zugeben, daß sie jemanden sahen, und ihn beschreiben. Laß sie doch behaupten, aus Angst geschwiegen zu haben, weil sie meinten, sie kriegten es mit dem Teufel zu tun. Jetzt kommen sie reumutig angewinselt, also wirft man sie wahrscheinlich aus der Stadt, und das ist alles. Mit vierzig Goldmark in der Tasche kann ihnen das nicht viel bedeuten.«
    »Die sie aber nicht bekommen werden.«
    »Nein. Aber wenn sie uns verraten, wer Gerhards Mörder ist, machen wir es ohnehin publik, und dann ist ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert. Es sei denn, sie begeben sich unter den Schutz der Schöffen. Es bleibt ihnen also keine Wahl, als sich zur Wahrheit zu bekennen, Geld hin oder her.«
    »Wann ist die Verabredung?« fragte Jacop.
    »Wir haben noch gut zwei Stunden Zeit«, erwiderte Jaspar gelassen.
    »Zwei Stunden«, murmelte Goddert. »Wir sollten zur Jungfrau Maria beten –«
    »Schön, Goddert, tu das. Du übernimmst das Beten, während ich nachdenke.« Er sah Jacop an und legte die Stirn in Falten. Dann erhellte sich seine Miene. »Ha! Jetzt fällt mir wieder ein, was ich heute morgen wissen wollte! Ihr habt sie mir immer noch nicht gesagt.«
    »Was?«
    »Gerhards letzte Worte.«
    Tatsächlich! Wie hatte er etwas so Bedeutendes vergessen können?
    »Also?«
    Jacop dachte nach. »Es ist falsch.«
    »Was ist falsch?« fragte Richmodis verwundert.
    »Das sagte Gerhard: Es ist falsch. Das waren seine letzten Worte, es ist falsch. Mir scheint nichts Rätselhaftes darin zu liegen. Man hat ihn immerhin in den Tod gestürzt, ich hätte das an seiner Stelle auch falsch gefunden.«
    Rolof stieß ein prustendes Lachen aus und wurde augenblicklich wieder ernst.
    »Es ist falsch«, sinnierte Jaspar, ohne weiter auf ihn zu achten. »Ihr meint, er hat damit das Verbrechen an sich selber gemeint?«
    »Was sonst?« Der Physikus schüttelte energisch den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Letzte Worte haben nämlich immer etwas Mystisches und Verklärtes«,
    pflichtete ihm Goddert mit erhobenem Zeigefinger bei.
    »Nein, Goddert, haben sie nicht«, entgegnete Jaspar ärgerlich. »Das ist ein großer Blödsinn mit den letzten Worten. Glaubst du, jemand, der zerschmettert am Boden liegt, macht sich die Mühe eines möglichst originellen und verschleierten Abgesangs, als würde plötzlich jeder Esel zum Poeten, bloß weil es ihn dahinrafft?«
    »Die Befreiung der Seele aus dem Kerker des Fleisches hat schon manch einen zu erbaulichen Worten inspiriert. Der heilige Franz von Assisi hat sogar gedichtet.« Goddert warf sich in die Brust und deklamierte:
    »Gelobt seist Du, Herr,
    Durch unsere Schwester, den leiblichen Tod,
    Ihm kann kein lebender Mensch entrinnen.
    Wehe denen, die sterben in schweren Sünden!
    Selig, die er in Deinem heiligsten Willen findet!
    Denn sie versehrt nicht der zweite Tod.«
    »Alle Wetter, Goddert, von dem ich dachte, daß er nichts gelernt hat!« staunte Jaspar. »Trotzdem befindest du dich im Unrecht, weil der große Heilige diese Zeilen schon lange vorher seinem Sonnengesang eingeschrieben hatte, sie jedoch erst auf seinem Sterbebett kundtat. Daran war viel Schönes, aber nichts Spontanes.«
    »Dann nimm Erzbischof Anno, hat der nicht das Ende Kölns gesehen auf dem Sterbebett?«
    »Anno lag im Fieber, und

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