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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nein, gedemütigt worden!«
    Er machte auf der Sandale kehrt und stürmte davon. Andreas blitzte Jaspar an und machte Anstalten, ihm zu folgen.
    »Einhundert Goldmark«, sagte Jaspar mehr zu sich selbst.
    Andreas verharrte.
    Jaspar wandte ihm das Gesicht zu und legte den Zeigefinger auf seine Nasenspitze.
    »War es soviel?«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet«, erwiderte Andreas mürrisch, aber in seiner Stimme schwang Unsicherheit mit.
    »Ich rede von Geld, ehrwürdiger Andreas von Heimerode. Leider, da Ihr so offenkundig nicht bereit seid, mich in der Formulierung meines Angebots zu unterstützen, kann ich nur mutmaßen.«
    »Welches Angebot?«
    »Das Doppelte von dem, was Gerhards Mörder Euch gezahlt hat.« »Den kenne ich nicht«, beharrte Andreas, blieb aber wie angewurzelt stehen.
    »Der große Mann mit den langen Haaren, wir wissen doch beide, von wem die Rede ist. Sagt, habt Ihr schon darüber nachgedacht, wie Ihr Euch vor dem Jüngsten Gericht verantworten wollt für Eure bezahlte Lüge? Die Teufel schauen uns über die Schulter, Bruder, jeden Tag, sie zählen die Zahl der verschluckten Silben beim Chorgesang und notieren jede Minute Schlaf während der Predigt. Nun stellt Euch vor, daß ich Euch die schwere Sünde nicht nur erlasse, wie es mir kraft meiner Position in gewissen Grenzen möglich ist, sondern Ihr ebenso geläutert wie bereichert aus der Sache hervorgeht.«
    Andreas starrte vor sich hin. Seine Finger bogen sich zu Krallen. Offenbar stand er unter höchster Anspannung.
    »Mein Lohn ist Gottes Lohn«, sagte er wenig überzeugend.
    »Ich weiß, lieber Bruder«, säuselte Jaspar und tätschelte Andreas freundschaftlich die Wange. »Aber Gott wird wenig erbaut sein von dem Umstand, daß Ihr einen Mörder schützt und noch dazu blutiges Geld genommen habt. Gut, Geld kann man waschen. Kann man aber auch die Seele waschen? Ist nicht vielmehr das purgatorium unser erster Lohn, von dem Paulus gesagt hat, dieses Feuer werde prüfen, was das Werk eines jeden tauge? Schaute nicht der Gewährsmann des Bonifatius die gräßlichen Feuerschächte und den tartareum flumen auf dem Weg zum Himmlischen Jerusalem, in dessen kochender Masse sich entscheidet, wer schön und gereinigt dem jenseitigen Ufer entsteigt oder hinabfährt in den tiefen, nie von der Sonne erhellten Abgrund? Wollt Ihr ewig brennen für Eure Sünden, Andreas, wo ich Euch doch anbiete, Eure Verfehlung büßen zu dürfen und Euch sogar dafür entlohne?«
    Andreas von Heimerode dachte mit abgewandtem Gesicht nach.
    »Wieviel würde Euch meine Reue wert sein?« fragte er.
    »Wieviel habt Ihr denn erhalten?«
    »Zehn Goldmark.«
    »Nur zehn?« staunte Jaspar. »Allzu billig habt Ihr Euch verkauft! Was haltet Ihr also von zwanzig?«
    Jetzt schaute Andreas ihn an. »Für jeden?«
    »Hm. Versprochen. Aber dafür will ich die Wahrheit.« »Erst das Geld!«
    »Langsam.« Jaspar wies mit dem Daumen in die Richtung, in der Justinius verschwunden war. »Was ist überhaupt mit Eurem Freund?«
    »Justinius? Für zwanzig Goldmark würde er sogar den Mord an den elftausend Jungfrauen gestehen.«
    »So gefällt mir das schon besser«, lächelte Jaspar. »Und damit wir uns recht verstehen – ich will die Wahrheit. Dann Eure Aussage vor dem Rat der Stadt, damit nicht weiterhin Unschuldige ihr Leben verlieren, denn Eure törichte Lüge hat unerfreuliche Begleitumstände nach sich gezogen. Dafür gebe ich Euch mein Wort, daß ich Eure Seele läutern will –« Er zwinkerte Andreas zu, » – und Euren Geldbeutel.«
    Andreas schaute sich nervös um. Immer wieder kamen Mönche oder Pilger in ihre Nähe, ohne daß ihnen jemand zu nahe trat. Aber die Neugierde auf den Gesichtern einiger, speziell der jüngeren Brüder war nicht zu verkennen. Sie waren immerzu neugierig, gegenüber allem und jedem.
    »Nicht hier und nicht jetzt«, befand er.
    »Wo dann?«
    »Justinius und ich wollen in die Badstube vor Klein St. Martin, gleich nach der Messe, um uns – äh – zu reinigen.«
    Die Badstube vor Klein St. Martin war bekannt für vielerlei Annehmlichkeiten. Die Läuterung der Seele gehörte nicht dazu. Jaspar wußte das, und er haderte bisweilen mit sich selber, denn leider zog ihn sein schwaches Fleisch allzuoft vor Klein St. Martin, wo man nichts unversucht ließ, es für seine Schwäche zu belohnen.
    »Wann soll ich dort sein?« fragte er.
    Andreas lächelte verhalten.
    »Oh, Bruder. Erst wollen wir uns in Besinnlichkeit fügen und Gott für die kathartische Wirkung

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