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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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bezahlt mich dafür, dass
ich ihr lästige Frager vom Hals halte.«
    »Dazu sagt man nicht Agent, sondern Schläger«, korrigierte ich ihn.
    »Sehr witzig.«
    »Jetzt kommen Sie schon, lassen Sie mich durch, bevor ich Sie
eigenhändig an einen der Kleiderhaken hänge.«
    Die Tür öffnete sich. Die Bolzenius erschien, als Klosterschülerin
gekleidet, um die literarisch Interessierten männlichen Geschlechts
anzusprechen. Ihr flüchtiger Blick streifte mich. »Sie schon wieder?«
    »He, Darling«, plusterte sich der Agent auf. »Ich hab dem Kerl schon
klargemacht, dass er sich –«
    »Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht Darling
nennen sollst.«
    »Schon klar, Baby, aber ich –«
    »Baby sollst du mich erst recht nicht nennen.«
    Der Schnösel verstummte.
    »Für mich gilt das übrigens auch«, gab ich ihm noch hämisch dazu.
»Merken Sie sich das.«
    Die Bestsellerautorin, offenbar auf dem Weg zur Toilette, würdigte
mich keines weiteren Blickes. »Ich weiß jetzt, für wen Sie arbeiten«, sagte
sie. »Thilo hat Sie engagiert, nicht wahr?«
    »Der gute Thilo ist tot.«
    »Nein!«, tat sie schockiert und blieb stehen. Endlich wandte sie
sich mir zu.
    »Jetzt tun Sie doch nicht so, als ob Sie das nicht wüssten.«
    »Sie armer, armer Kerl«, hauchte sie und kam auf mich zu. Ein
boshaft mitleidiges Lächeln umspielte ihre sinnlichen Lippen. »Jetzt haben Sie
all die schmutzige Wäsche für ihn ausgegraben und wissen nicht, wohin damit.«
    »Wen interessiert denn schon schmutzige Wäsche?«
    »Mich jedenfalls nicht. In einer Viertelstunde stehe ich auf der
Bühne.«
    »Drei Menschen wurden ermordet«, sagte ich scharf. »Menschen, von
deren Tod nur einer profitiert, nämlich Sie. Und Sie spazieren einfach so auf
die Bühne und sondern Ihre üblichen Zoten ab, als sei nichts gewesen?«
    Wuterfüllt funkelte sie mich an. Ich war mir nicht sicher, ob ihr
Mundwinkel bei dem Wort »Zoten« oder bei »üblich« gezuckt hatte. Aber er hatte
gezuckt.
    »Laurenz«, flötete sie spitz, »wärst du so lieb und würdest diesen
Herrn hinausbegleiten?«
    »Das ist eine öffentliche Veranstaltung«, widersprach ich. »Sie
können mich nicht hinauswerfen.«
    »Und ob ich kann.«
    »Na schön, ich bin schon weg, hätte nur noch eine Bitte.« Ich holte
das Buch aus der Tasche. »Wenn Sie so freundlich wären, Ihr Werk für mich zu
signieren.«
    Frau Bolzenius zog einen Schmollmund, fühlte sich aber geschmeichelt
und griff nach dem Kugelschreiber, den Laurenz ihr hinhielt. »Was soll ich
schreiben?«
    »Für Diethardt Noteboom, Silke Klamm und Thilo Strumpf. Manche mögen
denken, dass es schade um sie ist, aber wie lautet das Sprichwort: Wer über
Leichen gehen will, kann sich keine Skrupel leisten.« Ich grinste. »Oder so
ähnlich.«
    Mit einem dumpfen Geräusch klappte sie das Buch zu. »Das reicht.«
Sie hielt mir den Band hin.
    »Behalten Sie das nur«, sagte ich, »ich stehe mehr auf Arztromane.«
    »Hast du nicht gehört, du Idiot!«, fuhr sie den Schnösel an, dass er
zusammenfuhr. »Der Kerl will gehen, das Gespräch ist zu Ende.« Damit trabte sie
zur Damentoilette und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Tja«, sagte ich mitfühlend. »Tut mir leid. Ich konnte schließlich
nicht ahnen, dass sie eine Szene macht.«
    Mein Verständnis schien Laurenz ein wenig zu versöhnen. »Also dann«,
meinte er. »Ich bringe Sie noch zur Tür.«
    Wir bahnten uns einen Weg an der Warteschlange vorbei. Das Haus
füllte sich. Der Name Bolzenius ließ die Leute in Massen herbeiströmen.
    »Das Geschäft läuft nicht schlecht, was?«, erkundigte ich mich.
    »Wir können nicht klagen. In zwei Monaten kommt das neue Buch
heraus.«
    »Wie heißt es denn?«
    »›Stoßverkehr‹.«
    »Mal was ganz anderes«, lobte ich. »Der allmorgendliche Stau auf den
Autobahnen, die Feinstaubbelastung der Innenstädte. Ein brandheißes Thema.«
    Laurenz sah mich ausdruckslos an, so wie man die Eidechsen im Zoo
betrachtet. Wir hatten den Trubel hinter uns gelassen und stiegen eine Treppe
hinauf. »So geht es schneller«, beantwortete er meinen fragenden Blick. Oben
angekommen, liefen wir einen verwinkelten Gang entlang und erreichten eine Tür.
Sie ließ sich nicht so leicht öffnen, aber er schaffte es. »Da wären wir auch
schon.«
    Ich sah hinaus. Da unten lag ein verwahrloster Hinterhof mit
Büschen, Sträuchern und einer rostigen Kinderschaukel. Statt einer Treppe gab
es nur einen Austritt. »Soll das ein Witz sein?«
    »Raus mit dir, du

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