Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Pferden, und legt die Waffen auf die Erde!«
    Conrí blickte zu Fidelma und zuckte resignierend mit den Schultern.
    »Uns bleibt nichts anderes übrig«, meinte auch sie und machte Anstalten, dem Befehl nachzukommen.
    »Halt!« tönte die Stimme. »Ihr steigt einer nach dem anderen |280| ab. Jeder geht fünf Schritte nach vorn, legt die Waffen vor sich hin und läßt das Pferd, wo es ist.«
    Selbst Eadulf mußte der Taktik der im Hinterhalt liegenden Männer Anerkennung zollen. Es blieb ihnen keine Chance, abzusteigen und sich hinter den Pferden zu verschanzen.
    »Die Krieger machen den Anfang – immer hübsch nacheinander.«
    Mit hochrotem Gesicht ob der Erniedrigung stieg Conrí als erster ab und legte die Waffen nieder. Seine beiden Männer taten es ihm gleich, erst der eine, dann der andere.
    Ihnen folgte Eadulf; er saß nicht gerade geschickt ab und ging zu den bereits auf dem Boden liegenden Waffen. Mit gespreizten Beinen streckte er die Arme von sich
    »Ich habe keine Waffen«, rief er dem unsichtbaren Schützen zu. »Ich bin ein Bruder in Christo.«
    »Nichtsdestotrotz bist du ein Mann, und Männer führen meistens Waffen bei sich, egal was für Kleidung sie tragen«, kam die unmißverständliche Antwort. »Tritt zur Seite, aber mit ausgestreckten Armen, die Hände dürfen nicht den Körper berühren!«
    Als nächste wurde Fidelma aufgefordert.
    »Auch ich bin ohne Waffen«, rief sie.
    Es folgte keine Antwort. Statt dessen kam von hinter den Bäumen und Felsen ein halbes Dutzend Männer zum Vorschein, alle mit gespanntem Bogen und auf Fidelma und ihre Gefährten gerichteten Pfeilen. Ihr Anführer, der eher wie ein stämmiger Schmied wirkte, pfiff. Daraufhin tauchten aus Verstecken zwischen Bäumen und Buschwerk vier junge Burschen auf. Ohne jede weitere Aufforderung packten die einen die Zügel der Pferde, während die anderen die abgeworfenen Waffen aufsammelten.
    »Wer bist du?« herrschte Conrí den Mann an.
    |281| Der stämmige Mann, offensichtlich ihr Anführer, lachte. Unter seinem Bart wurden grauschwarze Zähne sichtbar.
    »Das erfährst du noch früh genug. Erst mal setzt euch in Bewegung und geht den Weg dort runter, immer schön vor mir her. Und kommt mir mit keinen unfeinen Tricks, dann wird euch nichts passieren. Auch miteinander reden ist verboten. Ihr werdet noch genügend Gelegenheit haben, eurem Herzen Luft zu machen.«
    Eadulf blieb Zeit, den Mann, der ihn gefangengenommen hatte, etwas genauer zu betrachten. Er hatte das Gefühl, den Bärtigen schon mal gesehen zu haben, konnte sich aber nicht erinnern, wo. Die anderen machten einen bunt zusammengewürfelten Eindruck, waren nicht zu vergleichen mit gestählten Kriegern wie Conrí und seinen Leuten. Auch waren sie schlecht ernährt, wirkten eher wie Landarbeiter, nicht wie militärisch gedrillte Männer.
    Schweigend gingen Fidelma und ihre Gefährten den Bewaffneten voran, folgten dem Weg, der parallel zur Hügelkette verlief und sie durch das Tal führte. Bald öffnete es sich zu einem Rondell, an dem der Fluß entlangfloß. Nun wußte Eadulf, wo er sich befand. Er erkannte die Grabstele mit der alten Inschrift, die Furt über dem rauschenden Fluß und die Häuschen, die sich zu einer kleinen Ansiedlung formten. Es war der Ort, an dem er zusammen mit Basil Nestorios und dem Krieger Gormán nach der Zerstörung der Festung von Uaman dem Aussätzigen gelandet war.
    Im ersten Moment hüpfte sein Herz vor Erleichterung, um sich gleich wieder zu verkrampfen, als er sah, daß die Gebäude rußgeschwärzt und Steine aus den Wänden herausgebrochen waren. Von vielen Holzhäusern waren nur ein paar verkohlte Balkenreste übriggeblieben. Das Dorf war eindeutig einem Überfall zum Opfer gefallen. Waren die Männer, die ihn und |282| die anderen vor sich hertrieben, dafür zur Verantwortung zu ziehen? Hatten sie vielleicht auch den Tod der Äbtissin Faife verschuldet?
    Man führte sie durch das, was vom Dorf noch stand. Menschen kamen aus den Ruinen, schweigend, mit unterdrückter Wut; manche betrachteten sie haßerfüllt. Trotzdem blieben sie stumm, starrten sie nur mit zusammengepreßten Lippen an.
    Vor einer halb abgebrannten Scheune mit einem notdürftig zusammengeflickten Dach machten sie Halt. Ein alter Mann trat heraus. Seine Haut war wie Pergament, das Haar weiß, die hellen Augen von schwer zu beschreibender Farbe. Aufmerksam blickte er von einem zum anderen.
    Eadulf erkannte ihn sofort. »Ganicca!« rief er.
    Der Alte runzelte die Stirn.

Weitere Kostenlose Bücher