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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Wer nennt mich da bei Namen?«
    Eadulf trat einen Schritt vor. »Ich. Erkennst du mich nicht?«
    Der Alte schaute ihn genauer an; dann verzog sich das dünnhäutige Gesicht langsam zu einem Lächeln.
    »Der angelsächsische Bruder! Was führt denn dich hierher?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Ganicca. Darf ich dir Fidelma vorstellen?«
    Ganiccas Augen weiteten sich vor Erstaunen. »Fidelma von Cashel?«
    Fidelma war nicht minder überrascht.
    »Ganicca war es, der uns geholfen hat, als wir aus Uamans Festung flüchteten«, erklärte Eadulf. »Er hat uns zu Nessán und Muirgen geschickt, und somit haben wir es ihm zu verdanken, daß wir unser Kind wiedergefunden haben.«
    Mit ausgestreckten Händen eilte Fidelma auf den alten Mann |283| zu. »Wenn das kein gesegnetes Zusammentreffen ist! Ich bin dir zu ewigem Dank verpflichtet, Ganicca.«
    Der Alte machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Ich heiße dich willkommen, Lady, doch wäre mir wohler, ich könnte dich in glücklicheren Umständen begrüßen.«
    »Was ist hier geschehen?« fragte Fidelma und zeigte auf die zerstörten Häuser.
    »Und wer sind die Männer, die uns mit Pfeilen bedrohten?« wollte Eadulf wissen.
    Ganicca hob eine Hand, um weiteren Fragen Einhalt zu gebieten, und wandte sich an den Stämmigen mit dem Bart.
    »Von den Reisenden hier geht keine Gefahr aus. Ich kenne sie. Laßt ab von ihnen.«
    Die Männer schienen unschlüssig, ließen aber die Bogen sinken und zogen sich langsam zurück. Ganicca wies auf die Scheune hinter sich.
    »Es ist ein harter Winter, kommt rein. Mehr als
corma
kann ich euch leider nicht anbieten, doch ein bescheidener Schutz vor den Gebirgswinden ist auch etwas wert. Tretet ein, und ich werde euch erzählen, welch Unglück über uns gekommen ist und warum ihr so unfreundlich empfangen wurdet.«
    Die jungen Burschen gaben Conrí und seinen Männern ihre Waffen zurück. Andere führten die Pferde zu einer Koppel, wo sie windgeschützt standen.
    »Setzt euch«, meinte der Alte und zeigte auf ein paar ausgelegte Säcke. »Tut mir leid, etwas Besseres habe ich leider nicht.«
    Einer der Jungen war mit hineingekommen und schenkte ihnen jetzt
corma
ein. Derweil machte Eadulf Ganicca mit allen bekannt.
    »Wie ich hörte, haben sich Nessán und Muirgen entschlossen, in Cashel zu bleiben, Bruder Angelsachse. Sind sie wohlauf?« |284| fragte Ganicca als erstes. »Und wie geht es deinem Kind, Fidelma von Cashel? Gedeiht es?«
    Fidelma lächelte und nickte eifrig.
    »Unser Sohn gedeiht prachtvoll, Gott sei Dank. Muirgen versorgt ihn nach wie vor, und Nessán kümmert sich um die Schafherden in den südlich von Cashel gelegenen Bergen. Beiden geht es gut; sie sind glücklich und zufrieden.«
    »Und was macht der Fremde aus dem Osten? Basil Nestorios hieß er. Hat es das Schicksal gut mit ihm gemeint?«
    »Als wir ihn das letzte Mal sahen, ging es ihm gut. Er wanderte immer noch umher und vervollkommnete sein Wissen über das Land hier«, erwiderte Eadulf ernst.
    »Und der junge Krieger? Wie hieß er doch gleich?«
    »Gormán.«
    »Richtig. Gormán. Wie steht es um ihn?«
    »Er ist stellvertretender Befehlshaber der Leibgarde meines Bruders«, erteilte Fidelma die Auskunft.
    »Und dein Bruder, der edle Colgú, ist es um ihn gut bestellt?«
    »Meinem Bruder liegt wie eh und je das Wohl der Menschen in seinem Königreich am Herzen, und er ist bekümmert, wenn ihnen Unrecht widerfährt.« Fidelma machte eine Pause und fuhr dann fort: »Er wird besorgt zur Kenntnis nehmen, daß hier Unheil geschehen ist.«
    »Was ist bei euch passiert, seit ich fort war?« fragte Eadulf. »Weshalb hat man uns aus dem Hinterhalt aufgelauert und uns wie Gefangene hierhergebracht?«
    Ganicca gab einen tiefen Seufzer von sich.
    »Es geschah vor einigen Wochen. Bis dahin hatten wir ohne Furcht und Schrecken gelebt. Selbst in den schlechten Zeiten, jedenfalls solange wir Uaman, dem Herrn der Bergpässe, unseren Zoll entrichteten, tat man uns nichts.«
    |285| Er hielt inne, als müßte er sich sammeln.
    »Eines Tages kam ein Trupp Krieger des Wegs, ähnlich wie ihr. Sie kamen zu Pferd. Zwischen ihnen lief eine Gruppe frommer Schwestern – zu Fuß, von blanken Schwertern bedroht, Gefangene.«
    Erregt beugte sich Conrí vor.
    »Sechs junge Frauen?«
    »Und ein Ordensbruder.«
    »Von einem frommen Bruder habe ich bisher nichts gewußt«, sagte Fidelma aufhorchend.
    »Das war ein junger Mann, der deutlich an Wind und Wetter gewöhnt war«, fuhr Ganicca fort. »Man

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